Pekka Ervast

Ervast, Pekka

Generalsekretär der Theosophischen Gesellschaft in Finnland, Gründer einer Rosenkreuz-Gesellschaft.

*26.12.1875, Helsingfors (Finnland, damals russisches Großfürstentum)

✟22.05.1934, Helsinki (Finnland)

Ervast war der älteste Sohn in einer Beamtenfamilie, die Mutter starb, als er acht Jahre alt war. Bereits im Jugendalter machte er erste schriftstellerische Versuche. Nach dem Abitur begann er ein Studium der Geschichte und Sprachen. Im Alter von 18 Jahren hatte er starke innere christlich-religiöse Erlebnisse im Zusammenhang mit der Konfirmation. Kurz danach, 1894, machte er Bekanntschaft mit der Theosophie und nahm ein intensives Studium auf der Suche nach dem „Meister‟ auf. Ab 1897 erscheinen Artikel von Ervast in theosophischen Zeitschriften, die später ausgedehnte Vortragstätigkeit beginnt bereits, zunächst vor allem in Schweden. Seine erste Schrift war „Valoa kohti‟ (Dem Licht entgegen). In den folgenden Jahren wird Ervast immer mehr die zentrale Figur der theosophischen Arbeit in Finnland, 1907 wird er bei der Begründung der finnischen Sektion Generalsekretär (1907-17). Ursprünglich schwedischer Muttersprache, wendet er sich ganz dem Finnischen zu, schlägt die Einladungen, in Schweden tätig zu sein, aus und versucht - ganz im Strom des finnisch-nationalen Erwachens - die Geistigkeit Finnlands und des Kalevala-Epos vom Gesichtspunkt der Theosophie zu verstehen.

1912 hält Rudolf Steiner auf seine Einladung hin Vorträge. Ervast ist im Kalevala-Kostüm anwesend. - 1913 entschied sich Ervast in den Auseinandersetzungen innerhalb der Theosophischen Gesellschaft um die Bedeutung Krishnamurtis für die Linie von Annie Besant, obwohl er aufgrund seiner starken christlichen Erlebnisse Vorbehalte gegenüber dem „Orden des Sterns des Ostens‟ hatte. Rudolf Steiner, dessen Arbeiten er sehr schätzte, konnte er wohl nicht folgen, weil sein Weg weniger auf erkenntnistheoretisch begründetem Boden einer Geisteswissenschaft beruhte, als vielmehr auf kräftigen Empfindungen, die er in Bilder und Worte zu fassen suchte. - Nachdem er, der sich für Toleranz und unbewaffnete Friedensstiftung einsetzte, während des Weltkrieges bereits unter den politischen Stellungnahmen innerhalb der Theosophischen Gesellschaft gelitten hatte, führte seine besondere Beziehung zum Christentum zu einer Distanzierung von der Theosophischen Gesellschaft, schließlich zur definitiven Trennung. 1920 begründete er eine eigene „Ruusuristi Seura‟, „Rosenkreuz-Gesellschaft‟, die noch heute aktiv ist. In den Jahren bis zum Tod 1934 folgt eine intensive Vortrags- und schriftstellerische Tätigkeit, in der er zu vielen Lebensfragen Stellung nimmt und seine Haltung zum Christentum als „Christosophie‟ publiziert. - In seiner Tätigkeit innerhalb der Freimaurerei wiederholt sich ein ähnlicher Vorgang wie in der Theosophischen Gesellschaft: Sein Versuch einer Erneuerung der Freimaurerei wird von der Leitung in Paris nicht akzeptiert; das führt 1927 zur Begründung eines eigenen „finnischen Ritus‟. - Bemerkenswert ist eine Passage im Schauspiel „ H. P. B. ‟, 1931 zum 100. Geburtstag von Blavatsky geschrieben, auf die Hagen Biesantz mehrfach hingewiesen hat. Da wird in einer Versammlung von hohen Freimaurer-Eingeweihten die Frage gestellt, wie die so bedeutende und erfolgreiche Tätigkeit des 1861 in Österreich geborenen christlichen Eingeweihten gestoppt werden könne, da man auf okkultem Weg nicht an ihn herankommen kann. Antwort: Man muss Zwietracht unter seinen Anhängern schüren, so kann sein Werk vernichtet werden. - Im Winter 1933/34 macht Ervast eine Reise nach Kalifornien, während der sein letztes Buch „Suuri seikkailu‟ (Das große Abenteuer) mit autobiografischen Zügen entsteht.

Hans Hasler

Quellen Erwähnungen

N 1995/96 S. 57
Werke: Mitä on kuolema? (Was ist der Tod?), 1905; Suuret uskonnot (Die großen Religionen), 1911; Kalevalan avain (Der Schlüssel zu Kalevala), 1916; Christosophia, 1924; „H. P. B.‟, 1931; Suuri seikkailu, 1934; Übersetzung ins Englische erschienen.
Literatur: Mela, A.: Pekka Ervast - kirjailija, teosofian tutkija, kristillinen mystikko (P. E. - Schriftsteller, theosophischer Forscher, christlicher Mystiker), Helsinki 1956; Freymann, O. V.: Antroposofian alkuvaiheta Suomessa, in: Kik 1982, Nr. 1; Biesantz, H.: Abschiedsrede, in: N 1995, Nr. 9; Harjunen, R.: „Kysvä etsiä, kavata hengen päämääriä ...‟, Ikkala, M.-L.: Pekka Ervastin elämä ja työ, Gullman, E.: Pekka Ervastin teosofiaa, in: Tak 1998, Nr. 2.
Abkürzungen: siehe hier
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