Dr.rer.pol. Wadler, Arnold D.
Sprachforscher, Hochschullehrer, Jurist.
*07.05.1882, (Österreich-Ungarn)
✟02.09.1951, Los Gatos, Kalifornien (USA)
(anderer Todestag: 2.)
Arnold Wadler wurde in Österreich geboren, doch seine Eltern wanderten kurz nach seiner Geburt nach Bayern aus, wo er den größten Teil seines Lebens verbrachte. An der Universität in München begann er nach dem Abitur Recht, Sozialwissenschaft, Philosophie und alte Sprachen (Sanskrit, Hebräisch, Babylonisch etc.) zu studieren. Nach der Graduierung arbeitete er drei Jahre lang als Assistent an der Universität und promovierte 1907 als Doktor der Sozialwissenschaften. Während dieser Zeit publizierte er zahlreiche Artikel in wissenschaftlichen Magazinen. Auch verfasste er einige Beiträge für eine große Enzyklopädie der Kriminologie. 1913 erlangte er seine Zulassung als Anwalt, setzte nebenbei aber seine philologischen Studien fort. Nach dem Ersten Weltkrieg, in dem er zeitweilig auch Dienst leisten musste, bekleidete er unter der Regierung Kurt Eisners den Posten des bayrischen Wohnungsbauministers.
Wadler begegnete der Anthroposophie auf zweifache Weise. Zunächst 1919 durch eine Broschüre Hermann Beckhs über die Ursprache, die ihn sofort sehr ansprach - insbesondere die darin enthaltenen Zitate Rudolf Steiners. Dann durch die Begegnung mit der in München Malerei studierenden Schweizerin Lilli Bosshardt, seiner späteren Frau. Er ahnte sofort, dass sich seine eigenen Sprachforschungen und die Anthroposophie gegenseitig befruchten könnten. Die ersten Ergebnisse dieser neuen Richtung seines Forschens, die er neben seiner Lehrtätigkeit als Professor für Sprachwissenschaft an der Universität Zürich verfolgte, legte er in einer Serie von Artikeln nieder, die in der Neuen Zürcher Zeitung 1924 erschienen. Albert Steffen lud ihn daraufhin zur Mitarbeit in der Wochenschrift „Das Goetheanum‟ ein.
1927-33 war er als Jurist in Berlin tätig, wo er sich kräftig in die anthroposophische Arbeit stellte und administrative Verantwortung für die dortige Waldorfschule übernahm. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten veranlasste ihn zur Emigration. So verbrachte er die folgenden Jahre in der Schweiz und in Paris. In dieser Zeit erschienen als Frucht seines jahrelangen Forschens nach der Ursprache der Menschheit seine drei Bücher „Der Turm von Babel‟ - das im Garten seines Hauses in Dornach entstand -, „Das Rätsel der Indogermanen‟ und „Germanische Frühgeschichte‟. Insbesondere das erste fand große Beachtung und wurde mehrfach nachgedruckt.
Von 1938 bis zur französischen Kapitulation 1940 war er als Übersetzer für fünf Sprachen im Présidence du Conseil in Paris tätig. Teilweise übersetzte er fremdsprachige Radiosendungen. Sein öffentlich bekannter Einsatz für die Konstituierung eines demokratischen Deutschlands 1918, seine jüdische Abstammung sowie seine Arbeit für die Alliierten brachten ihn nach der Besetzung Frankreichs durch die Nationalsozialisten in höchste Lebensgefahr. Nach einer kurzen Internierung und einer abenteuerlichen Flucht durch Frankreich und Spanien - bei der er als einziges ihm sehr kostbares Gut eine Ausgabe von Rudolf Steiners „Vier Mysteriendramen‟ durch alle Fährnisse rettete - wurde er am 31. Dezember 1940 als politisch Verfolgter in den Vereinigten Staaten aufgenommen.
Auch hier stellte er sich sofort wieder kräftig in die anthroposophische Arbeit. Jährlich unternahm er eine Vortragsreise quer durch das Land, die neben den Vorträgen in anthroposophischen Kreisen viele öffentliche Vorträge an prominenten Colleges und Universitäten mit einschloss. Eine Vortragsreise führte ihn 1948 wieder nach Europa zurück, in die Schweiz, nach Deutschland, Holland, Belgien, Frankreich. Auf der Suche nach Bestätigungen seiner Theorien über die Ursprache besuchte er auch Indianer-Reservate und er führte zahlreiche Gespräche mit alten Indianerhäuptlingen. In seiner letzten Lebenszeit beschäftigte er sich intensiv mit der Entdeckung und Geschichte Amerikas und plante ein Buch über die Beziehung zwischen Atlantis und Amerika. Nebenbei übersetzte er die Dramen „Barrabas‟ und „Manes‟ von Albert Steffen ins Englische. Er wurde - eine hohe Auszeichnung - als Ehrenmitglied in die Mark-Twain-Gesellschaft aufgenommen.
In Elly Havas-Simons Nachruf wird er als liebenswürdiger Mensch geschildert, dessen Züge zugleich Stärke, Enthusiasmus, Humor, aber auch Tragik ausdrückten.
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