Baron von Rosenkrantz, Arild
Maler.
*09.04.1870, Kopenhagen, Schloß Frederiksborg (Dänemark)
✟29.09.1964, Rønde (Dänemark)
Sein Vater, Kammerherr Baron Iver Holger, war Verwalter des Königsschlosses Hillerød, früher Gesandter in Rom. Seine schottische Mutter, Julia Louisa, geb. Mackenzie of Tabat, war 27 Jahre jünger als ihr Gatte, der 1873 starb und vier Söhne hinterließ. Sie reiste mit ihrem Jüngsten, Arild, oft nach Schottland oder Italien. 1886 zog sie nach Rom, wo sie ihren spirituellen und spiritistischen Neigungen nachging und Arild zum automatischen Zeichnen veranlasste. In Rom wurde er Schüler des Freskomalers Faustini.
1889 setzte er sein Studium in Paris an der Akademie Julian fort. 1892, 1893 und 1894 stellte er im „Salon de la Rose Croix‟ aus, den Sar Peladan eröffnet hatte. Dieser Esoteriker bewirkte bei Rosenkrantz ein einschneidendes inneres Erlebnis, das er aber erst später mithilfe der Anthroposophie verstehen konnte. 1895 lud ihn sein Bruder Markus nach New York ein, wo er in Tiffanys Atelier und an einem Kirchenfenster für Wickhambreaux (England) arbeitete. In der Besprechung dieses Fensters in der New York Times heißt es von Rosenkrantz: „He is a member of and regular contributor of the Rose-Croix Society.‟ Die Brüder lernten in New York Swami Vivekananda kennen und Rosenkrantz studierte Vedanta-Philosophie.
1898 übersiedelte er nach London und heiratete 1901 seine schottische Cousine Tessa. Er schuf große Fresken, viele Fenster, Porträts, religiöse und symbolistische Gemälde. Er arbeitete als Illustrator für seinen Bruder Palle und gab Malunterricht. Mit seiner Frau studierte er Vedanta bei Swami Abedananda. Er nahm - wie schon in Rom - auch in London an spiritistischen Sitzungen teil.
Als er 1909 seine Mutter in Rom besuchte, hatte sie dort gerade einen Vortrag Rudolf Steiners gehört und mit ihm gesprochen. Eine Freundin der Mutter, Mrs. Collison, riet ihm zum Kauf von Steiner-Büchern. Ihr Sohn, Harry Collison, war sein Jugendfreund. Dessen theosophische Gruppe besuchte er hinfort in London. Dort traf er einen weiteren Freund aus Rom: Alfred Meebold und den Kindheitsfreund seines ältesten Bruders Palle: Baron Carl Alfonse von Walleen. Gemeinsam studierten sie die Werke Rudolf Steiners, mit dem er im Mai 1913 in London erstmals sprach, nachdem er Ende 1912 in die Anthroposophische Gesellschaft eingetreten war. Walleen dolmetschte dabei. Rosenkrantz hatte in Steiners Werken etwas gefunden, was weckend auf die Fantasie wirkte, und er bekam ein Verständnis für das Verhältnis von Religion und Kunst.
Vom Dezember 1914 bis 1917 arbeitete er am ersten Goetheanum, zuerst in der Glasschleiferei, dann malte er das Mittelmotiv im Osten der kleinen Kuppel. Rudolf Steiner gab ihm Ratschläge für seine Malerei und Meditationen. Durch ihn fand er - wie Rosenkrantz sagte - „das Lebenslicht‟. 1917 kehrten er und seine Frau nach England zurück. 1914 hatte er Massage gelernt, darin arbeitete er bis Kriegsende. 1922 schuf er ein Gefallenendenkmal für Camberwell. Seit Dezember 1922 lebte er mit seiner Frau in Arlesheim.
1924 bat ihn Collison für die englische Ausgabe von Rudolf Steiners Apokalypse-Vorträgen die sieben apokalyptischen Siegel zu malen. Steiner kam häufig in das Atelier von Rosenkrantz, um den Entstehungsprozess zu fördern. Diese Siegel sind sein Hauptwerk aus den Dornacher Jahren. Rosenkrantz hatte maßgeblichen Anteil an der Organisation von Rudolf Steiners Vortragsreisen nach England 1922 und 1923. Darüber korrespondierte er mit Edith Maryon, die ihm und seiner Frau freundschaftlich verbunden war.
Anfang 1927 kehrte das Ehepaar nach London zurück und baute sich ein Haus in Hampstead. Rosenkrantz hielt im Laufe der Jahrzehnte mehr als hundert Vorträge über Kunst und Anthroposophie, schrieb Artikel und Monographien, arbeitete als Beleuchter bei Eurythmie-Aufführungen, als Kostüm- und Bühnenbildner in anthroposophischen Zusammenhängen, als Dekorationsmaler eines Saales in Cambridge und der Rudolf Steiner Hall in London. Er half eine englische Eurythmie- und Sprachgestaltungsschule zu gründen, er gab Malunterricht, auch an der ersten Rudolf Steiner-Schule in England. Er stellte von 1927 bis 1939 Jahr für Jahr in London aus.
Rosenkrantz war eine vornehme, aristokratische Erscheinung, 1,73 m groß, liebenswürdig, still und bescheiden. Er lebte streng nach einem bestimmten Rhythmus. Hatte er vor der Begegnung mit Rudolf Steiner in dunklen Farben und im Stil der Präraffaeliten gemalt - außerdem von Blake beeinflusst -, so gestaltete er nun flutende reine Farben, wobei er die drei Grundfarben, Grün und Orange bevorzugte. Sein Rot ist von strahlender Schönheit.
Im Sommer 1939 reiste er mit seiner Frau nach Dänemark, um eine Ausstellung vorzubereiten und seinen 70. Geburtstag mit seinem Bruder Palle zu feiern. Am Tage seines Geburtstages wurde Dänemark von den Deutschen besetzt. Eine Rückkehr nach England wurde unmöglich, sein Konto wurde gesperrt. Im ersten Winter wohnten sie in einer kleinen Pension, in der Malen nicht möglich war. Dort stickten beide nach Entwürfen Arilds wunderbare Bilder in Stielstichtechnik. Dann wurden ihnen drei Räume auf Rosenholm, dem Schloss der Vorfahren, von seinen Verwandten zur Verfügung gestellt. In den folgenden Jahren schuf er dort eine Fülle herrlicher Gemälde in leuchtenden Farben, die spannungsgeladen und voller Dynamik sind. Die Motive sind unsichtbaren Welten entnommen. Der Mensch steht im Zentrum seines Schaffens.
1944 starb seine Frau. Er blieb auch nach Kriegsende in Dänemark, wohin er sich durch den mit ihm befreundeten Rex Raab die Urfassung seiner sieben Siegel senden ließ. Ab 1946 reiste er wieder mehrmals nach Dornach, wo er Malunterricht bei Henni Geck nahm. 1955 weilte er zum letzten Mal dort, da ihn Guenther Wachsmuth zu seinem 60. Geburtstag eingeladen hatte.
In den letzten Lebensjahren verband ihn eine Freundschaft mit Oskar Borgmann Hansen. Mit 92 Jahren übersiedelte er in ein Pflegeheim in Rønde. Er bestimmte, dass seine sich in Rosenholm befindenden Bilder dort bleiben und ausgestellt werden sollten. Sie sind der Öffentlichkeit in den Sommermonaten heute zugänglich.
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