Zusammen mit Erna Wolfram (Erna van Deventer) war Elisabeth Baumann die erste praktizierende Heileurythmistin und gehörte als Eurythmielehrerin zum ersten Kollegium der Waldorfschule Stuttgart.
Als erstes Kind des Chemikers Ernest Walter Dollfus und der Marguerite, geb. Gerber, verlebte Elisabeth ihre Kindheit zunächst in Basel, später in Hoechst a.M. Nach dem frühen Tod des Vaters (1904) kehrte die Mutter mit ihrer Tochter und dem Sohn Walter nach Basel zurück, zog aber bald danach nach Clarens am Genfersee, wo sie sich wieder verheiratete und Kontakt zu Theosophen und zu Rudolf Steiner fand.
München, das damalige Zentrum anthro-posophisch-künstlerischer Arbeit, wurde ab 1909 der neue Wohnort der Familie. Elisabeth spielte mit ihrem Bruder die Kinder der Sophia im ersten Mysterien-drama und wuchs ganz in die Anthro-posophie hinein. Schon mit 17 Jahren besuchte sie Vorträge Steiners. Ab Sommer 1913 lernte sie Eurythmie bei Lory Smits, trat bei den ersten Eurythmieaufführungen auf, wirkte bei eurythmischen Szenen in den Mysteriendramen mit und erteilte Unterricht. 1915 siedelte sie mit ihrer Mutter nach Dornach über. Sie arbeitete in den folgenden Jahren auch in Zürich, wo sie bei der Toneurythmie von dem Pianisten und Komponisten Paul Baumann, ihrem späteren Ehemann, begleitet wurde.
Wohl der wichtigste Lebensabschnitt Elisabeth Baumanns war die Lehrtätigkeit an der Stuttgarter Waldorfschule. Gemeinsam mit Erna van Deventer-Wolfram richtete sie die Frage nach heileurythmischen Übungen an Rudolf Steiner, was 1921 zum Heileurythmiekurs in Dornach führte. Elisabeth Baumann und Erna van Deventer mussten als einzige Eurythmistinnen den anderen Teilnehmern die Übungen jeweils vormachen.
Neben den Eurythmiestunden in den Klassen widmete sich Elisabeth Baumann hauptsächlich der Heileurythmie. Ihre beglückendsten Stunden waren diejenigen in der Hilfsklasse, in Zusammenarbeit mit Karl Schubert.
1937 verließ die Familie Stuttgart und zog zunächst nach Dornach. Elisabeth und Paul Baumann strebten danach, in Paris eine pädagogisch-therapeutische Arbeit aufzubauen. Ita Wegman hatte ihr im dortigen heilpädagogischen Zentrum eine heileurythmische Arbeit angeboten. Der Versuch musste aber 1939 wegen des beginnenden Krieges abgebrochen werden.
Nach Dornach zurückgekehrt, widmete sich Elisabeth Baumann ausschließlich der Heileurythmie. Nur noch wenige Jahre waren ihr vergönnt. Von einem Krebs-leiden, das 1944 ausbrach, konnte sie sich nicht mehr erholen.
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