Heuser, Annie
Waldorfschullehrerin, Seminarleiterin.
*18.05.1896, Nachrodt bei Iserlohn (Deutschland)
✟20.06.1962, Basel (Schweiz)
Annie Heuser wurde als zweites Kind in die Familie des Schullehrers Emil Heuser geboren. Sie war ein zierliches und intelligentes Kind mit stark ausgeprägtem Willen. Der Bruder der Mutter, der Mathematiker Lamberti, „ ... bewegte ohne Papier und Stift geometrische Formen und entwickelte vor dem staunenden Kind mathematische Operationen. Hier liegt der Ursprung ihrer scharfen Denkkraft‟. ( Zuccoli 1999) - Als Kind hatte Annie kräftigen Haarwuchs, dicke Zöpfe und traurige Augen. Sie war die beste Ballspielerin und sicher im Treffen: „Das früh geübte Geometrisieren, verbunden mit Zielsicherheit entwickelte sich zu einer selbstverständlichen Fähigkeit, die in allen ihren [späteren] darstellenden Kompositionen offensichtlich ist.‟ (Ebd.) Annie besuchte die höhere Schule in Iserlohn und studierte in Bonn, Köln und Hamburg Mathematik und Naturwissenschaften. Auf ihre inneren Fragen fand sie jedoch keine Antwort.
In Hamburg traf sie in einem Kreis interessanter Menschen auf den Begriff „Ich-Entwicklung‟: Dieses Wort traf sie wie ein Blitz. - Nach diesem Erlebnis gab sie ihr Universitätsstudium auf, um in Stuttgart und später in Berlin als Klassenlehrerin hospitierend, vertretend und verantwortlich ihre Erfahrungen in der Waldorfschule zu machen. Diese Arbeit leistete sie mit natürlicher Autorität, auch erwarb sie sich hier ein empfindendes Verstehen für die Qualitäten der verschiedenen Farben. Im Berliner Kollegium befanden sich u.a. Lotte Ahr, Ernst Weissert und Inez Arnold. Diese Gemeinschaft entschloss sich zu Ostern 1937, die Schule selbst zu schließen, bevor das Verbot durch das Hitler-Regime sie von außen ereilen würde.
Nun begann Annie Heusers Zusammengehen mit ihrer Schicksalsgefährtin Elena Zuccoli. Ihre Freundschaft ging etwa auf das Jahr 1926 zurück, wo Annie Heuser nach einer Eurythmie-Kursstunde Elena Zuccoli um ein Gespräch gebeten hatte: „Annie Heuser stellte Fragen, deren Beantwortung alle meine Konzentrationskräfte erforderte.‟ (Ebd.) - Im Jahre 1926 war Annie Heuser Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft geworden. - Über Stockholm ging die gemeinsame Reise nach Helsinki. Hier hatte Elena Zuccoli durch ihre eurythmische Kurstätigkeit einen Kreis von interessierten Menschen gefunden. Durch Kurse und Vortragstätigkeit wurde in gemeinsamer Arbeit der Boden für eine Waldorfschulgründung bereitet. Annie Heuser lernte Schwedisch, eine der beiden Landessprachen, und ihre Kurstätigkeit erstreckte sich bis nach Reval (Tallinn) in Estland. In Finnland gestaltete Annie Heuser ihre erste Pfingsttagung 1939, unterstützt von Edith Knaffl-Granström (Malen) und Elena Zuccoli, die Eurythmie im Freien gab. In dieser Zeit wirkte auch Curt Englert mit ihnen in Finnland. Den Sommer 1939 verbrachten die Freundinnen in Dornach. Über Deutschland hatten sie wegen Annies im Hitlerreich strafbarer anthroposophischer Tätigkeit nicht reisen können und die Rückreise nach Finnland wurde durch die plötzliche Schließung der französischen Grenze vereitelt. Was nun? Mit gefälschtem Pass nach England? In die USA? - Sie beschlossen, für zehn Tage nach Italien zu reisen, denn nach Finnland zurück konnten sie wegen des Kriegs zwischen Russland und Finnland nicht.
In Rom lernte Annie Heuser Italienisch. Im dortigen Novalis-Zweig bittet man sie höflich, wegen ihrer deutschen Staatsangehörigkeit, die nun in Italien als staatsfeindlich gilt, fortzubleiben. Sobald sie etwas Italienisch kann, gibt sie Deutschunterricht. Um Annie Heuser bildet sich eine kleine anthroposophische Arbeitsgruppe. 1943 wird das Leben für sie immer gefährlicher, nachdem Rom unter deutscher Militärregierung steht. Sie muss sich verstecken. Die versuchte Passfälschung misslingt. Als „Frau Monteforte aus Reval‟ kommt sie dank der mutigen Äbtissin eine Zeit lang in einem Franziskaner-Kloster unter. Hunger, Halluzinationen und Ungeziefer greifen immer mehr um sich, bis zum Einmarsch der Alliierten. Da Annie Heusers Name auf der Liste der Widerstandsbewegung steht, bekommt sie nun Esspakete und etwas Geld. Während all dieser Jahre geht die Arbeit kontinuierlich weiter. Annie Heuser hält Vorträge und gründet den Michael-Zweig in Rom. Ein Meilenstein ihres gemeinsamen Wirkens mit Elena Zuccoli ist die von ihnen veranstaltete Pfingsttagung 1947. Während der Sommerpause beginnt sie zu zeichnen und zu malen. Der damals in Rom lebende Maler Beppe Assenza bestärkt und motiviert sie durch die Anerkennung ihres motivischen Reichtums, der starken Ausdruckskraft und ihrer künstlerischen Eigenständigkeit.
1949 wurde Annie Heuser nach Bern eingeladen; nun erhält sie Pass und Visum und kann mit Elena Zuccoli zusammen nach zehn Jahren statt nach zehn Tagen Rom verlassen. Während der Herbsttagung der Anthroposophischen Gesellschaft in Zürich kann sie erstmalig ihre Zeichnungen und Bilder ausstellen.
1952 übernahm Annie Heuser die Leitung des Pädagogischen Seminars am Goetheanum, hielt regelmäßig Kurse an der Eurythmie-Schule und spielt bald eine leitende Rolle in der pädagogischen Bewegung.
1974 fand eine Ausstellung ihrer Bilder in Berlin, 1990 in Dornach statt, ihr künstlerischer Nachlass befindet sich im Elena-Zuccoli-Archiv in Dornach.
01.01.1934 - 31.12.1934: Begründung eines "Goetheanum-Seminars" in Berlin
20.06.1938 - 04.07.1938: Anthroposophische Arbeitswochen
01.01.1939 - 31.12.1939: A. Heuser in Finnland
01.01.1947 - 31.12.1947: Vorträge in Florenz
16.01.1947: Eurythmieaufführung im Circo Artistico Internationale
25.05.1947 - 26.05.1947: Pfingsttagung in Rom
29.09.1947 - 05.10.1947: Michaelitagung am Goetheanum
01.09.1948: Wintersemester 1948 in Dornach
01.04.1950 - 01.09.1950: Ausstellung
02.04.1950 - 10.04.1950: Ausstellung
18.03.1951 - 26.03.1951: Ausstellung
29.07.1951 - 12.08.1951: Ausstellung
06.04.1952 - 14.04.1952: Ausstellung
19.07.1952 - 17.08.1952: Ausstellung
25.07.1952 - 02.08.1952: Tagung
01.01.1953 - 31.12.1953: Das Erkenntnisringen des Antoine de St. Exupéry
01.04.1953 - 30.04.1953: Eröffnung eines anthroposophisch-pädagogischen Seminars
21.07.1953 - 07.08.1953: Hochschulwochen für Jugendliche und Studenten
22.07.1953 - 16.08.1953: Sommertagung Gesamtaufführung der vier Mysteriendramen
09.08.1953 - 16.08.1953: Sommertagung und 2. Gesamtaufführung der Mysteriendramen
11.04.1954 - 19.04.1954: Ostertagung
06.08.1954 - 15.08.1954: Sommertagung
25.09.1954 - 03.10.1954: Michaeli-Tagung am Goetheanum
03.04.1955 - 11.04.1955: Ostertagung am Goetheanum
01.08.1955 - 06.08.1955: Interne Arbeitstagung für Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft
25.03.1956 - 02.04.1956: Ostertagung
10.07.1956 - 13.07.1956: Pädagogische Arbeitstage am Goetheanum
10.08.1956 - 13.08.1956: IV. Teilprogramm der Sommertagungen
29.09.1956 - 07.10.1956: Michaeli-Tagung
08.06.1957 - 14.06.1957: Hochschulkurs
19.07.1957 - 27.07.1957: Arbeitswoche für Jugendliche und Studenten
28.09.1957 - 06.10.1957: Michaelitagung
01.01.1958 - 31.12.1958: Die Arbeit der Pädagogische Sektion
01.01.1959 - 31.12.1959: Kurs des Anthroposophisch-Pädagogischen Seminars am Goetheanum
15.04.1959: Beginn des Seminars für Anthroposophie
01.01.1960 - 25.03.1961: 3. Trimester des Seminars für Anthroposophie
01.01.1960 - 31.12.1960: Beginn des neuen Jahreskurses des Anthroposophisch-Pädagogischen Seminars
01.01.1960 - 31.12.1960: Anthroposophisch-Pädagogisches Seminar
01.01.1960 - 25.03.1960: 3. Trimester des Seminars für Anthroposophie
10.04.1960 - 18.04.1960: Ostertagung :Große Individualitäten der Menschheit
24.12.1960 - 01.01.1961: Weihnachtstagung: Große Individualitäten der Menschheit, das ewige Kind
01.01.1961 - 31.12.1961: Anthroposophisch-Pädagogisches Seminar
09.10.1961 - 21.12.1961: 3..Trimester Seminar für Anthroposophie
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