Dr. med. Holtzapfel, Walter O.
Arzt, Heilpädagoge, Leiter der Medizinischen Sektion am Goetheanum.
*28.06.1912, Kiel (Deutschland)
✟13.01.1994, Arlesheim (Schweiz)
Holtzapfel war einer der leitenden anthroposophischen Ärzte der zweiten Generation und als solcher Leiter der Medizinischen Sektion der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft.
Walter Holtzapfel war Norddeutscher. Der Vater stammte aus Hamburg, war Korvettenkapitän. Die Mutter, eine Freiin von Rheinbaben, kam aus einer Potsdamer Offiziersfamilie. Bald nach der Geburt seiner Schwester Cläre, 1916, starb der Vater. Die Mutter heiratete 1919 den anthroposophischen Arzt Enno Müller-Jürgens in Niebüll, Nordfriesland, wo Walter auch das Realgymnasium besuchte. Er studierte in Freiburg Jura, Philosophie und schließlich Medizin und legte das Staatsexamen 1936 ab.
Holtzapfel wirkte zunächst kühl auf den Unbekannten. Erst nach dem Kennenlernen spürte man die Wärme, die von ihm ausging. Er war mittelgroß von Gestalt. Der Kopf und die aufrechte Haltung bestimmten die Erscheinung. Das Gesicht war markant, die Augen immer aufmerksam. So kam er dem Freund entgegen und zu dem Blick gesellte sich das Lächeln, das ihn empfing.
Von Walter Holtzapfel stehen vor mir die Bewegungen, der Blick und die Stimme. Er sprach so, dass das Wort von Gedanken begleitet war. Er überlegte, ehe er sprach, aber nicht so, dass er distanziert schien. Er war dem Gegenüber zugewandt, aber immer in einem bewussten Schritt.
Man sah Walter selten ohne seine Frau, die mit ganz ähnlichem Schritt und Blick neben ihm ging und ebenso überlegt-abwartend wirkte.
Wer sich Walter Holtzapfel nähern möchte, findet verschiedene Ebenen. Da war zum einen der liebenswürdig-freundliche Mensch, der einem entgegenkam und herzliche Aufmerksamkeit schenkte. Man fühlte sich wahrgenommen. Was man sagte, wurde aufmerksam bedacht. Zugleich war Wärme spürbar.
Walter Holtzapfel interessierte sich für die berufliche Arbeit dessen, der ihm begegnete.
Die andere Seite war der Arzt mit dem besonderen Blick dieses Berufes. Dazu gehört distanziertes Erkennen, es gehört aber auch dazu das warme Umfangen des anderen. Er ging gerne auf medizinische Fragen ein, suchte zu verstehen, gab Hinweis und Rat. Oft ging es um Menschen, die Autisten genannt werden, ihnen galt sein besonderes Interesse und er suchte stets neue Berichte zu erhalten. Birger Sellin, der autistische junge Mann, berührte ihn tief. Ich erlebte Walter Holtzapfel aufgerührt, ganz verstört, als dessen Buch und Lebensbericht veröffentlicht wurde. Birger war in der Lage, das Eigenleben des autistischen Menschen beschreibend anzudeuten.
Walter Holtzapfel war aber auch und vor allem Anthroposoph und Geistesforscher. Als junger Mann kam er mit der Geisteswissenschaft Rudolf Steiners und mit deren Sicht auf die Medizin, die sein Beruf wurde, in Berührung. 1932/33 nahm er am Medizinerkurs in Arlesheim teil, 1933 trat er in die Anthroposophische Gesellschaft ein. Ita Wegman wurde zu seiner Lehrerin. Rudolf Steiners und Ita Wegmans Werk „Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst‟ begleitete ihn durch das Leben.
Er stand dem Nationalsozialismus Hitlers kritisch ablehnend gegenüber. Trotzdem trug er an dem Zeitschicksal der Deutschen. Er wurde Soldat, als Arzt kam er an ein Seuchenkrankenhaus in Kiew und erkrankte dort an Fleckfieber. Die Krankheit zeigte sich hartnäckig. Sie hielt ihn ein Jahr lang fest. Später hatte er ein besonderes Erlebnis. Er vernahm einen Anruf und vermied damit eine Bewegung, die er tun wollte, als ihm eine Kugel die Mütze vom Kopf schlug, sein Leben war gerettet. Kurz danach wurde ihm von einem Geschoss ein Teil eines Mittelfingers abgerissen.
1942 heiratete er die Kollegin Elwine Conrad, sie bekamen zwei Töchter. Walter Holtzapfel war an vielen verschiedenen Orten ärztlich tätig. Er wirkte zusammen mit anthroposophischen Ärzten und Kliniken, er war Schularzt der Waldorfschule und heilpädagogischer Arzt. Er wirkte mit in medizinischen Arbeitskreisen, als Dozent an pädagogischen, heilpädagogischen und medizinischen Ausbildungs- und Fortbildungsstätten und in Forschergruppen. Er wurde Assistent und Mitarbeiter von Margarete Kirchner-Bockholt, wurde von ihr 1964 in das Kollegium der Medizinischen Sektion am Goetheanum berufen. 1969-77 leitete er die Medizinische Sektion.
Seine Schriften kreisen um die geisteswissenschaftliche Dimension des Arztberufs und um das Wahrnehmen und Verstehen des Menschen. Die Arbeiten sind so geschrieben, dass der Leser gewissermaßen an die Hand genommen wird. Die Sprache dieser Arbeiten ist besonders sauber und schön im Wort- und Satzklang.
Gerhard Kienle bezeugt, dass Walter Holtzapfel mit anderen zusammen eine Wende in der anthroposophischen Medizin herbeigeführt habe. Diese hatte bis Mitte der 70er-Jahre eine unfruchtbare Richtung genommen. Die Geistesart Walter Holtzapfels und sein impulsierendes Streben wiesen der Heilkunst einen neuen Weg, auf dem sie seither wirken kann.
Walter Holtzapfel war vielen Menschen bekannt und auch mit vielen befreundet. Es ist bezeichnend für ihn, dass er trotz all dieser Begegnungen ein so bescheidener Mensch blieb.
10.04.1950 - 16.04.1950: Tagung
01.01.1954 - 31.12.1954: Das Seelenpflege-bedürftige Kind
01.01.1955 - 31.12.1955: Die Fragwürdigkeit moderner Heilung
01.01.1956 - 31.12.1956: Das mütterliche und das väterliche Element im Blut
22.07.1957 - 27.07.1957: Arbeitswoche für heilende Erziehung
01.01.1961 - 31.12.1961: Epilepsie
15.07.1961 - 20.07.1961: Heilpädagogische Hochschultage
17.02.1962 - 18.02.1962: Tagung für Naturwissenschaftler
10.05.1962 - 14.05.1962: Tagung für Krankenschwestern "Reinkarnation und Karma"
08.10.1962 - 14.10.1962: Interne Tagung für Heilpädagogen "Atmung"
01.01.1963 - 31.12.1963: Anthroposophisch- medizinisches Seminar
01.03.1963 - 03.03.1963: Öffentliche Wochenendtagung
21.04.1963 - 27.04.1963: Ostertagung: Wesensglieder, Konstitution und Krankheitsprozeß
29.04.1963 - 06.07.1963: Sommertrimester des Seminars für Pädagogik
07.10.1963 - 21.12.1963: Beginn des medizinischen Seminars
07.10.1963 - 21.12.1963: Herbsttrimester des Seminars für Pädagogik
01.01.1964 - 31.12.1964: Leitung der Medizinischen Sektion
06.03.1964 - 08.03.1964: Öffentliche heilpädagogische Wochenendtagung
14.03.1964 - 15.03.1964: Wochenendtagung Zum 100. Geburtstag von Mathilde Wrede
20.04.1964 - 16.07.1964: Seminar für Pädagogik 1. Trimester und 2. Trimester
01.05.1964 - 04.05.1964: Schwesterntagung
01.01.1965 - 31.12.1965: Führungsgremien innerhalb der AAG
20.06.1965 - 04.07.1965: Heilpädagogische Arbeitswochen für tätige Mitarbeiter
21.06.1965 - 24.06.1965: Pastoralmedizinische Hochschultage
25.07.1965 - 01.08.1965: Sommertagung (1. Zyklus) "Weise und Künstler als Führer der Menschheit"
04.10.1965 - 18.12.1965: Seminar für Pädagogik
11.10.1965 - 16.10.1965: Psychiatrische Hochschulwoche
24.12.1965 - 01.01.1966: Weihnachtstagung "Der Christusimpuls und die Verwandlung des Bösen"
01.01.1966 - 31.12.1966: Hysterie
01.01.1966 - 31.12.1966: Schulärztetagung
10.01.1966 - 01.04.1966: Seminar für Pädagogik
20.06.1966 - 23.06.1966: Pastoralmedizinische Hochschultage
24.12.1966 - 01.01.1967: Weihnachtstagung Christgeburt und Schicksal des Bösen
01.01.1967 - 31.12.1967: Heileurythmieausbildung
21.01.1967 - 22.01.1967: Öffentliche heilpädagogische Tagung Heilpädagogik als Arbeit am Schicksal
21.01.1967 - 22.01.1967: Öffentliche heilpädagogische Tagung "Heilpädagogik als Arbeit am Schicksal"
15.04.1967: Wochenendveranstaltung Heilpädagogik als Arbeit am Schicksal
18.07.1967 - 24.07.1967: Fortbildungskurs in Heileurythmie
28.09.1967 - 05.10.1967: Michaeli-Tagung Der Mensch und seine Verbindung mit dem Kosmos
12.10.1967 - 20.12.1967: Seminar für Pädagogik 1. Trimester
01.01.1968 - 31.12.1968: Ausbildungskurs in Heileurythmie
01.01.1968 - 31.12.1968: Die heilpädagogische Arbeit in Järna
07.04.1968 - 14.04.1968: Ostertagung Ostern - das Freiwerden der Initiation für die Menschheit
16.06.1968 - 16.06.1968: Tagung für Krankenschwestern Pflegeberuf und Schulungsweg
19.06.1968 - 23.06.1968: Pastoralmedizinische Hochschultage
28.06.1968 - 30.06.1968: Arbeitstage Raumvorstellung und Raumerlebnis
20.07.1968 - 22.07.1968: Heileurythmie Fortbildungskurs "Vokalisieren - Vokalreihen - Vokalisches"
24.12.1968 - 01.01.1969: Weihnachtstagung Weihnachten 1923 - Mysterienweg und Mysterientat
01.01.1969 - 31.12.1969: Interne Arbeitstage für Ärzte und Medizinstudenten
01.01.1969 - 31.12.1969: Neues Sektionskollegium der Medizinischen Sektion
01.01.1969 - 31.12.1969: Neues Sektionskollegium der Medizinischen Sektion
01.01.1969 - 31.12.1969: Gemeinnütziges Gemeinschaftskrankenhauses Herdecke
16.02.1969 - 22.02.1969: Seminar für Medizinstudenten und jüngere Ärzte
15.10.1969 - 20.10.1969: Psychiatrische Hochschulwoche "Psychosophie"
05.11.1969 - 07.11.1969: Tagung Die Rechtslage der anthroposophisch orientierten Medizin
05.11.1969 - 05.11.1969: Einweihung des Gemeinnützigen Gemeinschaftskrankenhauses Herdecke
01.01.1970 - 31.12.1970: Neueröffnung des Heilpädagogischen Heimes "Sonnhalde" auf dem Gempen
01.01.1970 - 31.12.1970: Rudolf Steiner Seminar für Heilpädagogik 1965-1969
23.02.1970 - 21.03.1970: Ausbildungskurs in Heileurythmie
02.03.1970 - 14.03.1970: Anthroposophisch Medizinischer Studienkurs
22.03.1970 - 30.03.1970: Ostertagung "Des Menschen Gemeinsamkeit mit der geistigen Erde"
28.03.1970: Generalversammlung
12.04.1970 - 18.04.1970: Ostertagung "Die sieben Lebensprozesse II - Die Absonderung "
17.06.1970 - 20.06.1970: Pastoralmedizinische Hochschultage
24.10.1970: Generalversammlung
14.11.1970: Interne Medizinische Arbeit "Das Wesen der Heilwirkungen"
01.01.1971 - 31.12.1971: Medizinische Sektion
22.02.1971 - 20.03.1971: Ausbildungskurs in Heileurythmie
01.03.1971 - 20.03.1971: Anthroposophisch-Medizinischer Studienkurs
01.06.1971 - 04.06.1971: Heileurythmietagung "Entzündungskrankheiten"
11.06.1971 - 12.06.1971: 50. jähriges Jubiläum der Weleda
01.01.1972 - 31.12.1972: Grundsteinlegung der Filderklinik bei Stuttgart
01.01.1972 - 31.12.1972: Novalis - 200. Geburtstag
03.04.1972 - 07.04.1972: öffentliche Arbeitstage
24.07.1972 - 26.07.1972: Fortbildungskurs in Heileurythmie "Legasthenie und Linkshändigkeit"
15.10.1972 - 21.10.1972: Allgemeine Ärtztetagung "Wege zu einer neuen Initiatenmedizin"
04.11.1972: Interner Arbeitstag "Der Arzt und die Heileurythmie"
01.01.1973 - 31.12.1973: Jahresbericht des Rudolf Steiner Seminars für Heilpädagogik in Eckwälden
12.03.1973 - 07.04.1973: Heileurythmieausbildung "Das Sinnessystem und seine Krankheiten"
19.04.1973: Generalversammlung
12.06.1973 - 15.06.1973: Arbeitstage zur Heileurythmie
19.07.1973 - 21.07.1973: Fortbildungskurs in Heileurythmie "Magen und Darmkrankheiten"
15.10.1973 - 21.10.1973: 2.Interne Ärztetagung "Wege zu einer neuen Initiatenmedizin"
01.01.1974 - 31.12.1974: Medizinische Sektion
04.03.1974 - 30.03.1974: Ausbildungskurs in Heileurythmie " Sinnesprozeß und Organleben"
07.04.1974: Generalversammlung
22.07.1974 - 24.07.1974: Fortbildungskurs in Heileurythmie " Der Atemrhythmus und seine Störungen"
27.09.1974 - 03.10.1974: Michaelitagung "Die Sprache der Menschheitsführung"
05.10.1974 - 12.10.1974: Heilpädagogische Tagung "Fünfzig Jahre Heilpädagogischer Kurs"
01.01.1975 - 31.12.1975: Einweihung der Filderklinik bei Stuttgart
01.01.1976 - 31.12.1976: Gibt es Legasthenie?
09.10.1976 - 16.10.1976: Interne Heilpädagogische Tagung "Rhythmus als Wegbereiter des Ich"
25.10.1976 - 13.11.1976: Interne Tagung für Sprachgestaltung als Therapie
01.01.1977 - 31.12.1977: Medizinische Sektion erhält neuen Sektionsleiter
01.01.1977 - 31.12.1977: Dank an Walter Holtzapfel
28.02.1977 - 26.03.1977: Heileurythmieausbildung
20.07.1977 - 22.07.1977: Fortbildungskurs "Heileurythmische Diagnostik, 3. Teil der Laut E "
01.01.1978 - 31.12.1978: Kleine Schriftenreihe zur Heilpädagogik
28.03.1978 - 31.03.1978: Fortbildungskurs für Heileurythmie
22.04.1979 - 28.04.1979: Ostertagung "Die Wirkprinzipien der anthroposophischen Medizin"
Forschungsstelle Kulturimpuls Biografien Dokumentation kulturimpuls.org