Ludwig Köhler

Köhler, Ludwig

Pfarrer.

*04.01.1900, Greiz/Thüringen (Deutschland)

✟29.03.1985, Berlin (Deutschland)

Im Zeichen des Steinbocks, in den 12 heiligen Nächten ist Ludwig Köhler, Initiator und Mitbegründer der Christengemeinschaft, geboren. Der Vater stammte aus einer Bauernfamilie im Fichtelgebirge, die Mutter aus einer Kaufmannsfamilie aus Bayreuth. 1903 zogen sie nach Naumburg. Dort besuchte er Schule und Gymnasium und sang als Chorknabe im Dom. Nach dem Notabitur 1918 begann er im Winter ein naturwissenschaftliches Studium. Er war Student in Halle und Jena, wechselte aber bald zur Theologie in Leipzig und Tübingen. Wer ist Christus; was hat Paulus vor Damaskus erlebt? - Erkenntnisfragen des Christentums bewegten ihn. Zweimal wurde er auf Rudolf Steiners Buch „Die Theosophie‟ (GA 9) gewiesen, las es auch, legte es aber wieder beiseite. Erst „Das Christentum als mystische Tatsache‟ (GA 8) ergriff und begeisterte ihn vollends.

Er reiste nach Dornach zur Eröffnung des ersten Goetheanum-Baues und erlebte Rudolf Steiner.

Er studierte in Tübingen weiter, wo er Stuttgart und Dornach näher war und traf dort manche seiner zukünftigen Kollegen: Gottfried Husemann, Marta Heimeran, Alfred Heidenreich, Kurt von Wistinghausen, Gerhard Klein und andere. Diese waren jugendbewegt, er mehr ein Bürgerlicher mit Stehkragen und Fliege.

Zusammen mit Gottfried Husemann, Gertrud Spörri und Johannes Werner Klein unterschrieb er die Anfrage an Rudolf Steiner: Ist neben der Anthroposophie eine Religionsübung sinnvoll? Und Steiner antwortete: „Dann muss es ein Kultus sein. Können die Interessierten in drei Wochen in Stuttgart zusammenkommen?‟ (Gädeke, 1992, S. 102) So kam es zum ersten religiösen Lehrkurs Juni 1921 (GA 342) und Ludwig Köhler war vom ersten Anfang an bei allen Schritten dabei, die zur Gründung der Christengemeinschaft führten, bis zum Apokalypsekurs für die Priesterschaft 1924 (GA 346). Am 17. September 1922 wurde Ludwig Köhler im „weißen Saal‟ des ersten Goetheanum zum Priester geweiht.

Er war über 60 Jahre Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft und der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft. In der Führung des Arbeitszentrums Berlin hat er über drei Jahrzehnte mitgearbeitet. - Er hatte die neue Bewegung geisteswissenschaftlicher Christus-Erkenntnis gefunden und gründete die Bewegung zur religiösen Erneuerung durch erneuerte Gottesdienste selbst mit.

Nach seiner Priesterweihe gründete er die Gemeinde in Chemnitz. Dort fand er auch seine Frau, mit der er durch seinen Freund Emil Bock 1925 in Breslau getraut wurde, wo er kurze Zeit tätig war. Dann wechselte er für neun Jahre zur Gemeindebildung nach Danzig; ehe er ab 1935 für ein halbes Jahrhundert in Berlin wirkte, mit einer Unterbrechung um die Zeit des Verbotes der Christengemeinschaft durch die Nazis 1941. Sechs Wochen war er am Alexanderplatz gefangen. Er arbeitete anschließend im Gartenbauverlag seines Schwagers. Im Zweiten Weltkrieg war er 1939/1940 und 1944/1945 Soldat.

Die kurze Gefangenschaft hatte ihn schwer getroffen. War er vor dem Krieg ein eindrucksvoller Redner, an der Seite seines Freundes Emil Bock, von dem er 1939 das Lenkeramt für Norddeutschland übernahm - er war unter seinen Kollegen als gedankenreicher Redner von langen Monologen bekannt -, so war er nach dem Kriege bekannt als der große Schweiger. Wenn er aber sprach, so spürte man die begeisterte Impulskraft des Anfangs.

Seit 1972 gehörte er dem leitenden Gremium der Priesterschaft, dem Siebenerkreis, an. Sein Lenkeramt für das Gebiet der DDR gab er 1975 in jüngere Hände. Jetzt war er im hohen Alter Zeuge der Gründungszeit der Priesterschaft in der Berliner Gemeinde, bis er am 29. März 1985 seinem schweren Krebsleiden erlag.

Rudolf F. Gädeke

Quellen Erwähnungen

N 1958 S. 128, 151, 218
MaD 1958 Nr. 45, S. 159
Wistinghausen, D. von: Typoskript

Info

War Mitbegründer und Pfarrer der Christengemeinschaft. Sohn Dr. Chroistoph in
Berlin.
Werke: Beiträge in CH und N.
Literatur: Lenz, J.: Ludwig Köhler, in: N 1985, Nr. 28; Oltmann-Wendenburg, M.: CH 1985, Nr. 6; ders.: Ludwig Köhler, in: MaD 1985, Nr. 154; Brunk, O.: Die Danziger Tagungen, Radolfzell 1985; Schöffler 1987; Gehlhaar, S.: Die Christengemeinschaft 1924-1945, Darmstadt 1992; Gädeke, R. F.: Die Gründer der Christengemeinschaft, Dornach 1992.
Abkürzungen: siehe hier
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