Winfried Gurlitt

Gurlitt, Winfried

Buch- und Kunsthändler.

*21.11.1902, Berlin-Steglitz (Deutschland)

✟02.12.1982, Öschelbronn (Deutschland)

Viele Menschen verdanken Winfried Gurlitt die Hinführung zur Anthroposophie und Ratschläge zum Schulungsweg. Er war Zweigleiter in Mainz.

Der Vater war Alt-Philologe, Übersetzer der antiken Schriftsteller und ein bekannter und gefürchteter Reform-Pädagoge, die Mutter eine sensible Wienerin, die Winfried, ihren kränklichen Jüngsten, sehr verwöhnte. Die Sommermonate verbrachte er mit seinen beiden älteren Brüdern in Alt-Aussee, wurde privat unterrichtet und kam erst mit 11 Jahren aufs Gymnasium in München, wohin die Familie von Berlin aus übersiedelte. Die Mutter starb, als er 14-jährig war, und mit 18 Jahren entfloh er der väterlichen Autorität nach Stuttgart, wo er in der Werkschule Merz Aufnahme fand. Ein Jura-Studium brach er bald ab, er wurde Buchhändler und übernahm im Frankh’schen Verlag die Redaktion der Zeitschrift „Weltstimmen‟. Er heiratete 1924 Mercedes Meyer-Ludolph, die Tochter von Max Wilhelm Meyer, des bekannten Astronomen und Begründers der Urania-Volksschule Berlin. In diese Zeit fiel auch seine Begegnung mit der Anthroposophie, gemeinsam mit seinem Bruder Helmuth und Erik Trummler. Er sagte, als er Rudolf Steiner 1923 zum ersten Mal hörte, habe er zwar gar nichts verstanden, aber er habe sofort gewusst, dass er seinen inneren Weg gefunden habe.

Sein äußeres Leben war eher unruhig. Den Frankh’schen Verlag musste er wegen dem Nationalsozialismus verlassen, hatte kurz eine Bücherstube in Berlin, dann wurde er eingezogen und verbrachte den Zweiten Weltkrieg in Rumänien und Italien. Seine erste Ehe scheiterte, doch ließ er die gute Verbindung zu seinen beiden Töchtern und seinem Sohn nie abreißen.

Nach dem Krieg setzte er sich intensiv für den Neubeginn der anthroposophischen Arbeit ein, man kann sagen, dass dies sein Lebensinhalt wurde. Zunächst richtete er mit seiner zweiten Frau Anni Ahr (Schwester der Waldorflehrerin Lotte Ahr) die Köngener Bücherstube ein, die ein beliebter Treffpunkt und eine wichtige Versandbuchhandlung wurde. Von hier aus begann auch seine Vortragstätigkeit. Die dörflichen Verhältnisse wurden ihm zu eng, er ließ sich zunächst in Frankfurt, dann in Mainz nieder, eröffnete Bücherstuben, mochte aber nie sesshaft werden, war stets in Aufbruchstimmung. Mit seiner dritten Frau, Anni Schmidt, hatte er eine Bilder-Galerie, die aber zusehends ein Forum für die Anthroposophie wurde. Er leitete den Zweig in Mainz, wo er durch seine gedankenklare, knappe, das Wesentliche aufzeigende Vortragstätigkeit beliebt war und für viele Freunde wegweisend wirkte. Er war auch auf sehr originelle Art humorvoll, konnte aber der Gegnerschaft gegenüber beißend kritisch sein. Auch in Öschelbronn, wohin er sich seiner Frau zuliebe mit ihr zurückzog, endete seine geisteswissenschaftliche Aktivität nicht.

Ingeborg Pelikan-Gurlitt

Quellen Erwähnungen

N 1948 S. 16
N 1949 S. 84
N 1950 S. 26
N 1952 S. 137
N 1954 S. 204
N 1955 S. 50, 152, 168, 177, 182
N 1956 S. 12, 26, 34, 38, 46, 212
N 1957 S. 12, 16, 18, 49, 66
N 1962 S. 13, 181
N 1963 S. 85, 97
N 1968 S. 106
N 1970 S. 147
MaD 1968 Nr. 85, S. 222
Werke: Albert Steffen, Sucher nach sich selbst, in: Die Büchergemeinde 1933, Nr. 3; zahlreiche Beiträge in G weitere in CH, DD, MaD, N, Pfa.
Literatur: Trapp, A.: Winfried Gurlitt zum 60. Geburtstag, in: N 1962, Nr. 45; Hagemann, E.: Bibliographie der Arbeiten der Schüler Dr. Steiners, o. O. 1970; Pelikan-Gurlitt, I.: Winfried Gurlitt, in: MaD 1983, Nr. 144; Schuchhardt, W.: Winfried Gurlitt, in: N 1983, Nr. 11.
Abkürzungen: siehe hier
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