Walther Cloos

Apotheker Cloos, Walther

Apotheker.

*22.06.1900, Darmstadt (Deutschland)

✟30.06.1985, Ulm a. D. (Deutschland)

Walther Cloos´ Lebenswerk gliedert sich in zwei aufeinander bezogene Bereiche: die Ausarbeitung zahlreicher Rezepturen für mineralische und metallische Präparate der Weleda AG und eine kontinuierlich betriebene Forschung an einem Verständnis der mineralischen Natur, das anthroposophisch-geisteswissenschaftliche und naturwissenschaftliche Erkenntnisse integriert.

Sein Interesse für Mineralien und Gesteine, aber auch für Pflanzen erwacht bereits in der Kindheit an der geologisch vielfältigen weiteren Umgebung Darmstadts. Mit etwa 14 Jahren beginnt er nach deren Entstehung zu fragen. Eine naturwissenschaftliche Ausbildung erscheint folgerichtig, er beginnt sie gegen Ende des Ersten Weltkriegs in einem großen Darmstädter Chemiewerk, in einer Abteilung, in der seltene Mineralien chemisch verarbeitet werden. Es folgen Anfang der 20er-Jahre Lehr- und Wanderjahre als Apotheker, die zugleich dem Studium der Gesteins- und Pflanzenwelt gewidmet sind. Sie führen Cloos in den Spessart, die Rhön, nach Hamburg und in den Schwarzwald und sie münden 1925 in ein Studium der Pharmazie an der TH Stuttgart, wo er gleichzeitig mineralogische und geologische Vorlesungen besucht. Reisen in geologisch interessante Gebiete erweitern in der Folgezeit seinen Horizont.

Den Entschluss zum Apothekerberuf fasst Cloos bereits unter dem Eindruck seiner Begegnung mit Anthroposophie. 1920 wird er Mitglied im Zweig Darmstadt der Anthroposophischen Gesellschaft und nimmt an einem Lesekreis von Joanna Thylmann teil, 1921 besucht er den Darmstädter Hochschulkurs (GA 77a). Damit ist auf die neben dem naturwissenschaftlichen Interesse zweite Quelle seines Schaffens gedeutet. Bei ihm fallen vor allem die Kosmologie Rudolf Steiners und dessen Anregungen zur Entwicklung von Heilmitteln aus mineralischen Substanzen auf fruchtbaren Boden.

So nimmt Cloos im April 1925 zunächst halbtags, parallel zum Studium, seine Tätigkeit in der Heilmittelherstellung des zur späteren Weleda AG gehörigen Laboratoriums des Klinisch-Therapeutischen Instituts in Stuttgart auf - er bleibt dabei bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1969. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten gehört die Ausarbeitung der vielen Anregungen und Angaben Steiners für mineralische und metallische Heilmittel zu Rezepturen für haltbare Präparate. Dazu kommt die Entwicklung von Herstellungsverfahren in einem entsprechend großen Maßstab, da der Ursprung dieser Heilmittel zumeist in einzelnen Krankheitsfällen lag, für deren Behandlung sie in kleinsten Mengen zur sofortigen Anwendung zubereitet wurden. In dieser für etwa 200 Präparate geleisteten Arbeit und in der Zusammenarbeit mit anderen Pharmazeuten der Weleda, wie Oskar Schmiedel, Wilhelm Spieß, Wilhelm Pelikan und Hans Krüger, an vielen weiteren Rezepturen können sein „initiativer Ideenreichtum, seine Freude an der Inangriffnahme und Durchführung neuer Praktiken‟ (Krüger 1985, S. 165) voll zur Geltung kommen. Darüber hinaus erforscht Cloos zusammen mit Landwirten und dem Botaniker Gerbert Grohmann Standorte, Lebens- und Anbaubedingungen von Heilpflanzen und leitet deren Kultivierung in firmeneigenen Plantagen im biologisch-dynamischen Anbau ein.

Im Laufe der Jahre gibt Cloos vermehrt Kurse für Studenten und Mediziner, für Landwirte und Pädagogen, wobei er als begeisternd experimentierender und anregender Lehrer erlebt wird. Er engagiert sich in der Herstellung von Pflanzenfarben am Goetheanum und in der Zusammenarbeit mit Naturwissenschaftlern und Ärzten, denen er ein vertieftes Verständnis der Heilmittel und der darin verarbeiteten Substanzen vermittelt. In seinen Hauptwerken „Die Erde - ein Lebewesen‟, „Kleine Edelsteinkunde‟ und „Lebensstufen der Erde‟ findet dieses nicht nur medizinisch bedeutsame Verständnis der Natur im Zusammenhang mit dem Menschen einen weiteren Niederschlag.

Cloos ist Jahrzehnte mit der Frage nach der Entstehung und dem Werden der mineralischen Natur umgegangen und hat ebenso lange die Natur und die diesbezüglichen, oft ungewöhnlichen und schwer zugänglichen Darstellungen Steiners studiert. Dort findet er Orientierung für eine Forschung, die über die naturwissenschaftliche hinausgeht, indem sie einen inneren Entwicklungszusammenhang von Mensch und Erde erschließt und so beide aus ihrer gegenseitigen Isolation löst. Doch Cloos ist Naturwissenschaftler und wäre nicht zufrieden, wenn dieser Zusammenhang die Erdentwicklung nicht bis in die Einzelheiten der Natur hinein durchsichtig werden ließe - bei aller Vorläufigkeit eines solchen Unterfangens, der er sich in Bescheidenheit stets bewusst war. Obwohl er sein Anliegen als „Einfügung der naturwissenschaftlichen Tatsachen in das geisteswissenschaftliche Weltbild‟ (Cloos 1952, S. 9) bezeichnet, geht es ihm nicht um eine allgemeine Theorie über Entstehung und Entwicklung der Erde. Vielmehr versucht er im Sinne Goethes und Steiners die Erscheinungen selbst zum Sprechen zu bringen und sie daraufhin zu befragen, wie sie geworden sind und wie sich in ihnen das Werden des großen Ganzen ausdrückt. Dieses Naturverstehen ist zugleich Grundlage und Frucht von Cloos´ Arbeit, die Kräfte der „werdenden Natur‟ pharmazeutisch zu erschließen. Damit ruht seine wissenschaftliche und praktische Arbeit auf zwei Standbeinen: einerseits auf geisteswissenschaftlichen Forschungsergebnissen Steiners, andererseits auf durch Beobachtung und Experiment gegebenen naturwissenschaftlichen Phänomenen, nicht aber auf deren theoretischer Erklärung. Die Ersteren bedürfen der immer erneuten Veranschaulichung und Erprobung an der Natur, um ihre Fruchtbarkeit zu erweisen; die anderen verlangen nach einem Sinnzusammenhang, der nur im Menschen zu finden ist.

Durch die seine Arbeit leitende und sich in deren Verlauf immer mehr bestätigende Gewissheit, mit der Cloos in der Anthroposophie steht und aus ihr schöpft, zeichnet er sich als ein typischer, jedoch durch seine Ergebnisse herausragender Vertreter der Anfangsphase anthroposophischer Naturwissenschaft aus.

Martin Rozumek

Ereignisse

01.04.1949 - 13.04.1949: Jungmedizinertagung

01.01.1950 - 31.12.1950

05.05.1950 - 26.03.1950: Kurs für junge Mediziner

23.06.1950 - 25.06.1950: Wochenendtagung der Ärzte

03.10.1950 - 12.10.1950: Medizinische Arbeit für Studenten und Ärzte

23.10.1950 - 29.10.1950: Medizinische Arbeitswoche

25.12.1950 - 27.12.1950: Weihnachtsveranstaltung der Anthroposophischen Gesellschaft Deutschland

01.01.1951 - 31.12.1951: Walther Cloos: "Notwendige Kritik"

01.01.1951 - 31.12.1951

07.02.1951 - 27.02.1951: Winterstudienwochen für Landwirtschaft und Gartenbau

13.08.1951 - 01.09.1951: Anthroposophische Hochschulwochen

24.10.1951 - 31.10.1951: Medizinische Arbeitswoche

01.01.1952 - 31.12.1952

01.03.1952 - 05.03.1952: Erste anthroposophische Ärztetagung

30.03.1952 - 05.04.1952: Arbeitswoche für Ernährungsfragen

15.04.1952 - 21.04.1952: Ostertagung

26.03.1953 - 02.04.1953: Medizinische Arbeitswoche

01.04.1953 - 30.04.1953: Ostertagung Akademie Comburg

16.05.1953 - 18.05.1953: Wochenendtagung

01.09.1953 - 30.09.1953: 4. medizinische Tagung auf der Akademie Comburg

21.09.1953 - 27.09.1953: Medizinische Herbstarbeitswoche

01.01.1954 - 31.12.1954

07.04.1954 - 10.04.1954: Medizinische Arbeitswoche

29.05.1954 - 30.05.1954: Wochenendtagung

26.06.1954 - 27.06.1954: Pharmazeutentagung

07.09.1954 - 14.09.1954: Medizinische Arbeitswoche

17.03.1955 - 02.04.1955: Medizinische Arbeitswoche

05.09.1955 - 11.09.1955: Medizinische Arbeitswoche

18.03.1956 - 25.03.1956: Medizinische Osterarbeitswoche

20.10.1956 - 28.10.1956: Jungmediziner-Tagung

12.11.1956 - 08.12.1956: Klinisch Therapeutische Fortbildungsschule für Ärzte am Goetheanum

01.01.1958 - 31.12.1958

12.04.1958 - 20.04.1958: Ostertagung

06.11.1958 - 09.11.1958: Medizinische Wochenendtagung

07.03.1959 - 08.03.1959: Medizinische Wochenendtagung

09.05.1959 - 10.05.1959: Medizinische Wochenendtagung

10.10.1959 - 11.10.1959: Medizinische Wochenendtagung

18.06.1960 - 19.06.1960: Medizinische Wochenendtagung : Leber-Galle-Erkrankungen

05.11.1960 - 06.11.1960: Medizinische Wochenendtagung: Leber- und Galleerkrankungen

01.01.1961 - 31.12.1961

26.03.1961 - 03.04.1961: Ostertagung Irdische und kosmische Gesetzmäßigkeiten im Organismus und im Schicksal des Menschen

17.09.1961 - 23.09.1961: Medizinische Arbeitswoche "Kosmische und irdische Gesetzmäßigkeiten im Organismus und im Schicksal des Menschen"

01.01.1962 - 31.12.1962

16.09.1962 - 22.09.1962: Medizinische Arbeitswoche Wiederverkörperung, Konstitution und Krankheit

17.11.1962 - 18.11.1962: Ärztetagung "Blei und Silber"

01.01.1963 - 31.12.1963: Anthroposophisch- medizinisches Seminar

08.02.1963 - 12.02.1963: Landwirtschaftliche Hochschultage (auf Einladung)

07.10.1963 - 21.12.1963: Beginn des medizinischen Seminars

20.11.1965 - 21.11.1965: Medizinische Wochenendtagung und landwirtschaftliche Zusammenkunft "Der Beitrag der Geisteswissenschaft zu den Problemen von Ernährung und Stoffwechsel"

01.01.1966 - 31.12.1966

01.01.1966 - 31.12.1966

01.01.1967 - 31.12.1967: Friedrich Husemann Klinik

01.01.1968 - 31.12.1968

01.01.1970 - 31.12.1970: Verlag Freies Geistesleben

16.05.1970 - 21.05.1970: 20. Pfingst Maltagung

01.01.1972 - 01.01.1972

15.10.1973 - 21.10.1973: 2.Interne Ärztetagung "Wege zu einer neuen Initiatenmedizin"

16.02.1974 - 22.02.1974: Seminar für Medizinstudenten und jüngere Ärzte "Homöopathie - Heute"

01.01.1976 - 31.12.1976

01.01.1977 - 31.12.1977: Pflanzenfarbenlabor

13.04.1980 - 19.04.1980: Ostertagung "Medizinische Wirkprinzipien unter dem Gesichtspunkt rhythmischer Vorgänge"

Institutionen

Weleda AG

Quellen Erwähnungen

N 1949 S. 111, 126
N 1950 S. 217
N 1951 S. 195
N 1952 S. 25, 53, 71
N 1953 S. 70, 102, 166
N 1954 S. 46, 87, 121
N 1955 S. 105, 190
N 1956 S. 121, 199
N 1957 S. 37
N 1958 S. 86, 192, 209
N 1962 S. 201
N 1963 S. 120
N 1965 S. 215
N 1966 S. 14
N 1970 S. 203
N 1995/96 S.90
MaD 1970 Nr. 92, S. 168 Zum 70. Geburtstag
NAA 1975 Nr. Winter, S. 21

Info

War auch Christengemeinschafts-Mitglied
Werke: mit anderen: Neu-Aufbau Biologisch-dynamischer Landbau 1945-1949,
Darmstadt 1949; Die Erde - ein Lebewesen. Beiträge zur Physiologie der Erde,
Stuttgart 1952; mit anderen: Vom polaren Kräftewirken im Pflanzenwachstum,
in Tierbildung und im Leben der ‚Erde‘, Stuttgart 1954, Darmstadt ²1973;
Kleine Edelsteinkunde im Hinblick auf die Geschichte der Erde, Freiburg i. Br.
1956, Schaffhausen 5 1989; Lebensstufen der Erde. Beiträge zu einer
organischen Gesteins- und Mineralkunde, Freiburg i. Br. 1958, ³1983;
Werdende Natur. Betrachtungen über den Kiesel, die Metalle und die ‚drei
Prinzipien‘ in ihren Beziehungen zum Werden von Mensch und Erde, Dornach
1966, Freiburg i. Br. ²1981; Menschengemäße Heilmittel. Von den Grundlagen
und Aufgaben einer anthroposophisch-orientierten Pharmazie, Freiburg i. Br.
1971, ²1977; Die Hinweise Rudolf Steiners zur Radioaktivität, Stuttgart 1984;
Das Jahr der Erde. Von der Alchymie der Jahreszeiten, Stuttgart 1986;
Beiträge in Sammelwerken; Übersetzungen ins Englische und Serbokroatische
erschienen; Beiträge in ÄR, BeH, WKÄ, CH, DD, Er, G, Grb, K, LE, MaD, MFW,
Mph, St, WJ, WNA.
Literatur: Bock, E.: Briefe, Stuttgart 1968; Hagemann, E.: Bibliographie der Arbeiten der Schüler Dr. Steiners, o. O. 1970; Titze, O.: Walther Cloos, in: MaD 1985, Nr. 154; Krüger, H. u. a., Walther Cloos, in: WB 1985, Nr. 8/9; Schöffler 1987; Gehlhaar, S.: Kreuzwege zum Geist, Darmstadt 1989.
Abkürzungen: siehe hier
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