Ing. Rovida-Andes, Angelo
Elektro-Ingenieur, Tänzer, Geometrielehrer.
*23.04.1908, Celerina, Engadin (Schweiz)
✟04.06.1998, Stäfa (Schweiz)
Rovida trat zunächst als Tänzer und Lehrer des klassischen spanischen Bühnentanzes hervor; später unterrichtete er in temperamentvoller Weise die Grundlagen der projektiven Raumanschauung.
Der Sohn eines Tiefbauingenieurs besuchte das Gymnasium (Kantonsschule) in Winterthur. Angeregt durch kunstinteressierte Lehrer zog es ihn früh zu künstlerischer Betätigung. Er nahm während seines 1928 begonnenen Elektroingenieur-Studiums an der ETH in Zürich Unterricht in Ausdruckstanz. Durch das Mitspielen im Oberuferer Weihnachtsspiel begegnete er der Anthroposophie.
Nach Beendigung des Studiums an der ETH 1932 übersiedelte Rovida nach Essen an das Tanztheater der Folkwangschule, die unter der Leitung von Kurt Jooss (1900-79), einem Schüler von Rudolf von Laban (1879-1958) stand. 1934 emigrierte er zusammen mit der Truppe von Jooss nach Dartington (Südengland). 1937-39 war Rovida Solotänzer am Stadttheater in Zürich. Dort lernte er den klassischen spanischen Bühnentanz kennen. Dabei traf er Erika Dutli alias Nady Santander, die später seine zweite Frau wurde. Rovida machte bei der erfolgreichen Tanzpantomime „Der grüne Tisch‟ von Jooss mit und ging damit auf Tournee in Europa und Südamerika. Nach weiteren Tourneen mit dem Ballet Russe kehrte er nach einem Weiterbildungsaufenthalt in New York 1942 zum Ballett Jooss und anderen Tanz-Gruppen nach England zurück.
Von 1945-53 tanzte Rovida zusammen mit Consuelo Carmona. Nach deren Wegzug in die USA begann er mit Nady Santander zu arbeiten, die er 1955 heiratete. Damit begann eine fruchtbare Arbeits- und Lebensgemeinschaft, die bis zu seinem Tode andauerte. Zunächst lebten sie in London, wo er ab 1961 Lehrer für spanischen Bühnentanz an einer Ballett- und Abendschule war und daneben Bewegungsunterricht für Schauspieler erteilte, dann ab 1978 in Stäfa (CH), wo Nady ein knappes Jahr nach Angelo am 20. März 1999 verstarb. In seiner letzten Lebensphase malte er und schrieb Aphorismen.
Rovida liebte die Mathematik schon seit seiner Schulzeit. In London lernte er noch George Adams kennen. Rovidas Begeisterung für die Projektive Geometrie wurde durch das Buch „Raum und Gegenraum‟ von Louis Locher entzündet. Er arbeitete sich ab Mitte der 60er-Jahre mit Feuer in dieses Gebiet ein und besuchte seit 1965 viele Tagungen der Mathematisch-Astronomischen Sektion am Goetheanum. 1969 begann er auf Anregung von Georg Unger, selbst Kurse zu geben. Diese Kurstätigkeit weitete sich über das ganze englisch- und deutschsprachige Europa aus. Insbesondere war er oft auf den Sommertagungen in Zürich und im Studienhaus Rüspe anzutreffen. Er arrangierte auch Geometrie-Ausstellungen.
Die lebendig-temperamentvolle Vermittlung der Projektiven Geometrie war charakteristisch für Rovidas Unterricht. Er war ein geduldiger und verständnisvoller Lehrer und vereinigte in sich Kunst und Wissenschaft in ausgewogener Weise. Zusammen mit seiner Frau produzierte er verschiedene Schriften im Selbstverlag, die vielen Menschen einen konkreten Zugang zu diesem Gebiet eröffneten.
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