Øistein Parmann

Parmann, Øistein Öistein

Kunsthistoriker, Kulturredakteur, Waldorflehrer

*10.03.1921, Kristiania (Oslo) (Norwegen)

✟08.02.1999, Nesodtangen (Norwegen)

Øistein Parmann wurde am 10. März 1921 in Kristiania geboren. Seine Eltern waren Buchhändler. Er besuchte das Realgymnasium und schloss die Schule 1940 mit dem Abitur ab. Noch während seiner Schulzeit lernte er die Anthroposophie kennen: „Meine erste Begegnung mit der Anthroposophie ereignete sich Mitte der 30er-Jahre. Durch einen Freund, Arne Svennebye, wurde ich mit Atle Angell in Bygdøy bekannt gemacht. Er war alt und blind, Mitglied der Vidargruppen und ein glänzender Erzähler [...]. Wir verstanden vielleicht nicht so viel, aber wir verstanden, dass hier war, was wir suchten.‟ (Parmann 1996)

Nach dem Abitur begann Øistein Parmann an der Osloer Universität Kunstgeschichte, Literaturgeschichte und Französisch zu studieren, zusätzlich besuchte er Abendkurse an der staatlichen Handwerks- und Kunstindustrieschule. Parmann nahm schon Ende der 30er-Jahre an den Zusammenkünften der Vidargruppen, einem Osloer Zweig der Anthroposophischen Gesellschaft, teil und bildete mit einigen Freunden eine Jugendgruppe.

Bald lernte der Jugendkreis den Schweizer ?Curt Englert kennen. Seine Vorträge über Goethe und die griechische Kultur wurden für Parmann und andere junge Menschen zum prägenden Erlebnis: „Er [C. Englert] führte eine neue Haltung, einen neuen Stil ein: Selbständigkeit. ‚Ich bin, wer ich bin, hier und jetzt, weder mehr noch weniger.’ Alles andere sind ,fremde Federn’. Wir hörten auf mit dem Hinweis ,Der Doktor hat gesagt’. Wir mussten es mit unseren eigenen Worten sagen.” (Ebd.)

Zu dem Kreis, der sich „Oslogruppen” nannte, stießen noch ?Ernst Sørensen, Leif Wærenskjold und Per Arneberg hinzu.

Anfang 1944 floh Øistein Parmann vor den deutschen Besatzern nach Schweden. In Schweden lernte er ?Jens Bjørneboe und seine Freunde kennen. Bis zum Ende des Krieges arbeitete Parmann für einige Monate am Saltå Arbetsskola bei Marit Laurin und ?Hans Glaser und wurde so mit dem Kreis um Arne Klingborg bekannt. Wieder nach Oslo zurückgekehrt, heiratete er 1945 die Physiotherapeutin Elsie Solveig Jacobsen und gründete eine Familie mit ihr.

Nach dem Krieg arbeitete Parmann als Journalist, Kunst- und Literaturrezensent für die Zeitung „Morgenbladet”, war 1950 Korrespondent in London. Im Zuge des Kampfes um die Einführung einer einheitlichen Landessprache in Norwegen wurde Parmann 1953 Redakteur der Zeitschrift „Frisprog‟ (1. Jahrgang), die sich für eine freie Sprachentwicklung einsetzte und in der kulturellen Öffentlichkeit Norwegens ein erhebliches Echo fand. 1954 kehrte Parmann als Kulturredakteur zum „Morgenbladet‟ zurück, wo die Waldorfpädagogik und die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise vorgestellt wurden, bis er für seine schriftstellerische Arbeit mehrere Stipendien erhielt und so freischaffend arbeiten konnte.

Von 1960 bis 1967 war Øistein Parmann als Klassenlehrer an der Rudolf Steiner-Schule in Oslo tätig. In der folgenden Zeit gründete er eine Werbeagentur und wurde Redakteur des Konsumentenorgans „Forbrukerrapporten‟. 1974 übernahm Parmann die Leitung des Verlags Dreyer, für den er bereits früher mehrfach als Autor tätig war. In der Folgezeit gab er zahlreiche Bücher heraus und wirkte an Sammelbänden mit. 1988 trat er 67-jährig von seiner Tätigkeit als Verlagsleiter zurück.

Parmann war im Jahre 1977 Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft geworden.

Zusätzlich zu seinen schriftstellerischen Aktivitäten engagierte sich Parmann in verschiedenen künstlerischen und literarischen Vereinigungen, so als Vorsitzender in der Oslo Riksmålsforening, dem Oslo Kunstforening, der Norsk Kunstkritikerlag, zudem war er Präsident in Det Norske Akademi for Sprog og Litteratur.

Er trug im Seminar in Järna vor und war seit 1981 Vorsitzender der Vidaråsen Landsbystiftelse für Heilpädagogik. Er schrieb ein Buch über die Geschichte der Camphill-Bewegung und wirkte als anthroposophischer Vortragender in Schottland, England und in der Schweiz. Er war eine starke und begabte Persönlichkeit, initiativ und vielseitig.

Neben zahlreichen Essays und Artikeln in Zeitschriften und Zeitungen schrieb Parmann 30 Bücher: Romane, kunsthistorische und kulturhistorische Werke sowie Biografien und aktuelle Reportagebücher. Beispielhaft seien seine Biografien über Halfdan Egedius, John Savio, Harald Dal, Jørleif Uthaug, Herman M. Schirmer und ?Marcello Haugen erwähnt. Bemerkenswert sind auch die größeren Werke wie „Norsk skulptur i femti år”, „Norwegian Sculpture”, „Tegneskolen i 150 år”, „Norsk billedvev‟ und „Norge sett med kunstnerøyne”.

Terje Christensen

Quellen Erwähnungen

N 1999 S. 233
Werke: Kanskje dette. Av en ung manns skissebok, Oslo [1945]; Ungdommen har ordet, Oslo 1946; Avskjed, Oslo 1946; Stjålne timer, Oslo 1956; By No. 321 Nordre quarter. Fra gamle Christiania, Oslo 1956; Dagfin Werenskiolds trerelieffer, Festskrift til 75-årsdagen, Oslo 1967; Norsk skulptur i femti år, Oslo 1969; Tegneskolen gjennom 150 år. 1818-1968, Oslo 1970; Marcello Haugen, Oslo 1974, 1993; Harald Dal, Oslo 1975; Halfdan Egedius. Liv og verk, Oslo 1979; Jørleif Uthaug. Robust, praktglad, primitiv, raffinert, Oslo 1981; Norsk billedler. Et atelier og en epoke, Oslo 1982; Så lenge der er kunst er der håp, Oslo [1984]; Herman Major Schirmer og Tegneskolen. Et stykke norsk arkitekturhistorie, Oslo 1986; Av barnemunn, Oslo 1987; Skjebnemøter. Vidaråsen og Camphill - en spire for fremtiden, Oslo 1996.
Literatur: Autobiografische Notizen, Typoskript 1996; Bugge, N. M.: Minneord om Øistein Parmann, in: L 1998, Nr. 4; Granly, O.: Øistein Parmann; Harnes, A.: Steinerskolelæreren Øistein Parmann til minne, in: Sts 1999, Nr. 1.
Abkürzungen: siehe hier
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