Courtney, Ralph
Journalist, Unternehmer.
*01.01.1885, (USA)
✟01.07.1965, Spring Valley (USA)
(Geburtstag und -monat unbekannt)
Ralph Courtney setzte sich publizistisch im öffentlichen Leben für die Idee der Dreigliederung des sozialen Organismus ein und gründete Ende der 20er-Jahre mit der „Threefold Farm‟ in Spring Valley, NY, ein Zentrum der anthroposophischen Arbeit in Nordamerika.
Als Kind zog er mit seiner Mutter nach England. Er besuchte die St. Pauls School in London und das Brasenose College in Oxford. Nach dem Jurastudium arbeitete er bei einer Literaturagentur in London, er verkaufte Publikationsrechte von amerikanischen Büchern in England. Als es um die Rechte für Rudolf Steiners Buch „The Way of Initiation‟ ging, lernte er die Anthroposophie kennen.
Bis zum Ersten Weltkrieg arbeitete er bei Associated Press in Paris. Sein Vorgesetzter, Elmer Roberts, kannte Rudolf Steiners Werk ebenfalls. Während Steiners Aufenthalts in Frankreich vom 24. Mai bis 18. Juni 1906 (s. GA 94, 34) trafen sie ihn in Paris, Courtney hatte ein persönliches Gespräch mit ihm und wurde Mitglied der Theosophischen Gesellschaft. Bei Ausbruch des Krieges war Courtney in St. Petersburg. Es dauerte fast ein Jahr, bis er nach London zurückkehren konnte, wo er für die „New York Tribune‟ tätig wurde. Am Ende des Krieges wurde er nach Paris gesandt, um von der Friedenskonferenz zu berichten.
Anschließend nahm er am ersten Treffen der internationalen Arbeiterorganisation in Bern teil, wo er Ramsay MacDonald, Karl Kautsky, Kurt Eisner und andere Prominenz hörte. Als er in Bern eintraf, erfuhr er, daß Rudolf Steiner an diesem Abend einen öffentlichen Vortrag halten werde. Er besuchte den Vortrag und Rudolf Steiner lud ihn zu einer Unterredung ein, bei der er seine große Besorgnis über die Weltlage zum Ausdruck brachte und Courtney fragte, ob und in welchem Maße einige der Arbeiterführer für die Ideen der sozialen Dreigliederung offen seien. Steiner schrieb für Courtney einen Aufsatz über die dringende Notwendigkeit der Anerkennung und Realisierung einer Dreigliederung der Gesellschaft. Bei dieser Gelegenheit entschied sich Courtney, daß er sich für die Dreigliederung des sozialen Organismus einsetzen wolle. Als Vorsteher des Pariser Büros von „Tribune‟ besuchte Courtney mehrmals das Goetheanum; Steiner fragte ihn, ob er die „Futurum AG‟ in den Vereinigten Staaten vertreten würde.
Courtney nahm das Angebot an und zog im Mai 1921 nach New York. Trotz der Liquidation der „Futurum AG‟ war Courtney entschieden, weiterhin gangbare Wege zur Verwirklichung der Dreigliederungsidee zu suchen. Mit amerikanischen Freunden mietete er Räume in New York City, kaufte zuerst ein, dann zwei Gebäude und hatte mit einem vegetarischen Restaurant in der Nähe der Carnegie Hall Erfolg. Unter seiner Leitung wurde im November 1923 eine Dreigliederungsgruppe der Anthroposophischen Gesellschaft gegründet. 1926 kam er auf die Idee, daß es für die Dreigliederungsgruppe wichtig wäre, einen Landbesitz in der Nähe von New York City zu haben, wo Treffen und Veranstaltungen durchgeführt, Besucher untergebracht und biologisch-dynamische Landwirtschaft und Gartenbau entwickelt werden könnten. Die Initiative konnte mit der finanziellen Hilfe von Charlotte Parker verwirklicht werden. Die erste anthroposophische Sommerschule wurde im Juli 1933 auf der „Threefold Farm‟ in Spring Valley, NY, veranstaltet. Maria Röschl, Ernst Lehrs und Ehrenfried Pfeiffer waren Gastredner. Seither fanden dort zahlreiche und jeden Sommer regelmäßig Konferenzen, Arbeitstreffen und künstlerische Veranstaltungen statt. 1949 wurde das Threefold Auditorium errichtet, dessen Innengestaltung zum Teil von Ralph Courtney entworfen wurde. Die Threefold Farm wurde für viele Jahre das führende anthroposophische Konferenzzentrum in Nordamerika.
Von Januar 1949 bis kurz vor seinem Tod 1965 schrieb Ralph Courtney Essays in Briefform über soziale und politische Themen und beleuchtete Aspekte der Dreigliederung des sozialen Organismus von verschiedenen Gesichtspunkten aus, die er einem wachsenden Leserkreis und Personen des öffentlichen Lebens in den USA zugänglich machte - er veröffentlichte im Ganzen 92 dieser „Briefe‟ im Laufe seiner letzten Lebensjahre.
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