Paul Burkhardt

Burkhardt, Paul

Redakteur, Brotfabrikant, Unternehmer.

*25.12.1894, Calw (Deutschland)

✟22.12.1967, Stuttgart-Cannstatt (Deutschland)

Paul Burkhardt war Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft seit 1919. Seine Lebensaufgabe sah er in der Entwicklung eines auf biologisch-dynamischer Grundlage hergestellten Brotes.

Burkhardt, das älteste von fünf Geschwistern, absolvierte eine Bäckerlehre im väterlichen Geschäft in Calw, an die sich eine Konditorlehre bei einem Onkel in Köln anschloss. Als Kriegsfreiwilliger 1914 eingerückt, kehrte er schwer verwundet 1917 in die Heimat zurück (ein Bein wurde amputiert) und fand nach längeren Lazarett-Aufenthalten eine Anstellung als Redaktionsmitglied bei der Kölner Zeitung. Von dort holte ihn Emil Molt als Redakteur an die neu gegründete, im Kern anthroposophische Firmenzeitschrift der Waldorf-Astoria Zigarettenfabrik, die „Waldorf-Nach-richten‟. Burkhardt übernahm im Sommer 1919 als Nachfolger von Roman Boos verantwortlich die Redaktion. Nebenher redigierte er von Juni bis Dezember 1919 auch die Zeitschrift „Mitteilungsblatt des Bundes für Dreigliederung‟, setzte sich auch sonst in der Dreigliederungsbewegung ein und machte auf Anregung anthroposophischer Freunde Backversuche (in der Küche der eigenen Wohnung in der Urbanstraße) und konnte sich bald - nach dem Auslaufen der „Waldorf-Nachrichten‟ (1922) und dem Ende der Inflation (November 1923) - im gelernten Handwerk auf eigene Füße stellen. Eine kurze Zeit versuchte er sich zwar, der wirtschaftlichen Not gehorchend, als Immobilienmakler, aber im Herbst 1923 konnte er in einem kleinen Betrieb mit der Brotherstellung beginnen. Burkhardt: „Um von vornherein etwas Richtiges zu machen, bat ich Herrn Dr. Steiner damals um Rat. Er gewährte mir eine Unterredung und gab mir verschiedene Richtlinien für die Herstellung eines Brotes im anthroposophischen Sinne mit auf den Weg, nach denen ich dann das Brot herstellte.‟ (Burkhardt 1927) 1924 pachtete Burkhardt eine Bäckerei für Reformbrot mit Steinmetzmühle und gründete die Firma Paul Burkhardt & Co. Aber bereits nach zwei Monaten musste er Konkurs anmelden. Da ihm jegliches Kapital fehlte, ging er 1926 als Betriebsleiter zu einer Stuttgart-Cannstatter Nährmittelfirma, die sich bereit erklärt hatte, die Produktion des Brotes unter seiner Leitung zu übernehmen. 1931 gründete er wieder eine eigene Firma in Cannstadt. Sie wurde 1939 in Stuttgart-Untertürkheim unter dem Namen Burkhardt Brot- und Nährmittelfabrik weitergeführt. Er schrieb öfter in Fachblättern. Aus Altersgründen verkaufte Burkhardt die Firma in den 60er-Jahren an eine Großbäckerei in Stuttgart-Zuffenhausen. Im Februar 1967 musste das zweite Bein amputiert werden. Er starb zehn Monate danach, kurz vor Vollendung des 73. Lebensjahres.

Mario Zadow
Werke: Zahlreiche Beiträge in WdN, weitere in DsO und LN.
Literatur: Anzeigen, in: A 1923 v. 29.3.; 26.7.; 27.9.; 18.10.; 20.12.; Burkhardt, P.: Stellungnahme zum Herstellungsverfahren von Burkhardt-Brot, in: I 1927, Nr. 3; Lebenslauf, von der Tochter verfasst, Typoskript, (Archiv der Forschungsstelle Kulturimpuls); Deimann 1987.
Abkürzungen: siehe hier
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