Erich Weismann

Assessor Weismann, Erich

Waldorflehrer.

*25.09.1905, Ebingen/Schwäbische Alb (Deutschland)

✟12.03.1984, Pfullingen (Deutschland)

Erich Weismann war ein Mann des Wortes, ein glänzender, begabter Redner, doch: „was so ungewöhnlich reichen Ausdruck fand, was er in immer neuen Bildern mit begeisternder Intensität zum Ausdruck bringen konnte, war härter erarbeitet, als man glauben sollte, war ganz aus dem Tasten und Ringen der eigenen Persönlichkeit entstanden‟. (Goltz 1984)

In einem streng orthodox-protestantischen Pfarrhaus geboren, wuchs Erich Weismann mit mehreren Geschwistern in Ebingen auf und besuchte dort die Volksschule, dann das Gymnasium in Basel, wo der Vater die Basler Mission leitete. Schon als 17-Jähriger fuhr er mit dem Freunde Hans Jenny zum Dornacher Hügel. Er begegnete dort Rudolf Steiner, der vor dem ehrfürchtig grüßenden Jüngling den Hut zog, ein lebenslang bleibender Eindruck. Er hat tief ergriffen das erste Goetheanum erlebt und eilte am 1. Januar 1923 erschüttert hinaus zur noch brennenden Ruine. Dem Andenken an diesen Bau hat er seine Treue bewahrt. 1927 wurde er Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft.

Im Studium - hauptsächlich in Tübingen - widmete er sich zunächst der Theologie, dann der Geschichte und den romanischen Sprachen. Während seiner Referendar- und Assessorenzeit am Gymnasium in Ulm und Göppingen besuchte er auch pädagogisch-künstlerische Kurse an der Waldorfschule in Stuttgart.

Aus äußerem Anlass verließ er das Göppinger Gymnasium und wurde Privatlehrer auf dem Gute der Familie Herklotz in der Mark Brandenburg. Es bildete sich eine innige und, wie sich später zeigte, schicksaltragende Freundschaft zur Familie seiner drei Zöglinge. Als diese ins Gymnasium kamen, trat Erich Weismann 1934 in das Kollegium der Berliner Rudolf Steiner-Schule ein. Nachdem die Schule 1938 „freiwillig‟ geschlossen hatte, musste Erich Weismann - wie seine Kolleginnen und Kollegen Lola Jaerschky, Lotte Ahr, Ernst Weißert - wegen anthroposophischer Tätigkeit ins Gefängnis, danach an die Front. Das Kriegsende führte den Lazarettkranken nach Reutlingen. Hilda Herklotz, deren drei Söhne im Krieg gefallen waren, lebte dort in Pfullingen, ihrer alten Heimat. Mit ihrer tätigen Hilfe gründete Erich Weismann die Freie Georgenschule unter den primitivsten äußeren Verhältnissen. Noch als die Schule in eine kollegiale Leitung überging, war seine initiative Persönlichkeit prägend. Strenge Erwartung, auch Härte, die sich freilich nie lange hielt, konnten ebenso von ihm ausgehen wie eine alles durchwärmende Begeisterung.

Erich Weisman war ein tätiges Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft. Er arbeitete an der Entfaltung der anthroposophischen Bewegung nach dem Kriege tatkräftig mit und wurde von Ernst Weißert bald zur Mitarbeit im Vorstand des Bundes der Waldorfschulen gebeten. Desgleichen wirkte er in den Gremien der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland. Mit seiner Arbeit fühlte er sich dem Goetheanum verantwortlich. Seine Vorträge über Pädagogik, Kunst und Literatur haben viele Zuhörer begeistert. Er war ein schöpferisch Tätiger bis in die letzten Tage seines Lebens.

Hans Georg Krauch

Ereignisse

01.01.1946 - 31.12.1946: Eröffnung der Freien Waldorfschule Reutlingen

01.01.1946 - 31.12.1946: Gründung der "Anthroposophische Gesellschaft in Südwürttemberg"

01.01.1946 - 31.12.1946: Anthroposophische Jugendarbeit in Tübingen

05.03.1947: Öffentliche Eröffnungsfeier "Freien Georgenschule"

09.06.1949 - 12.06.1949: Tagung der Arbeitsgemeinschaft der Naturwissenschaftler und öffentliche Vortragsfolge

06.08.1950 - 27.08.1950: Anthroposophische Hochschulwochen

01.01.1952 - 31.12.1952: Erziehungskunst

01.01.1953 - 31.12.1953: Die anthroposophische Arbeit in Südwürttemberg

25.07.1953 - 05.08.1953: 3. Öffentliche Arbeitswoche für Lehrer, Erzieher und Studierende

28.07.1954 - 03.08.1954: Pädagogische Tagung

27.07.1955 - 06.08.1955: Öffentliche Pädagogische Arbeitswoche

21.07.1956 - 01.08.1956: 6. Öffentliche Pädagogische Arbeitswoche

23.07.1957 - 01.08.1957: Öffentliche Pädagogische Arbeitswoche

19.07.1958 - 30.07.1958: Öffentliche Arbeitswoche

22.07.1959 - 01.08.1959: Öffentliche pädagogische Arbeitswoche im Schillerjahr 1959 Erhaltung und Stärkung der menschlichen Mitte Die Erziehungsaufgaben der Gegenwart und die Pädagogik Rudolf Steiners 40 Jahre nach der Begründung der Freien Waldorfschule

28.10.1959 - 01.11.1959: Tagung und Generalversammlung Die Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland im Ringen um Erkenntnis und Bewährung

27.07.1960 - 04.08.1960: Öffentliche Pädagogische Arbeitswoche :Das Kunstwerk der Menschenbildung Von der Bedeutung der Kunst und des künstlerischen Gestaltens im Ringen um eine neue Erziehungskunst

22.07.1961 - 30.07.1961: Öffentliche pädagogische Arbeitswoche Menschenbild - Menschenbildung

31.10.1961 - 05.11.1961: Tagung und Generalversammlung "Anthroposophie, ein europäischer Weg zum Geist"

01.01.1962 - 31.12.1962: Stuttgarter Initiativkreis

09.06.1962 - 11.06.1962: Johanni-Tagung "Das historische Gewissen"

24.07.1962 - 01.08.1962: 12. Öffentliche Pädagogische Arbeitswoche "Von der Verantwortung des Erziehens vor den Lebensaufgaben des jungen Menschen. Kindheit und Schicksal"

15.07.1963 - 17.07.1963: Eltern-Lehrer-Tagung: "Eltern und Lehrer im Bunde für eine neue Erziehungskunst; "Vom Recht des Kindes auf Bildung"

27.07.1963 - 04.08.1963: 13. Öffentlliche pädagogische Arbeitswoche: Vom Sinn des Lernens- Verlust und Neugewinnung

25.07.1964 - 02.08.1964: Öffentliche pädagogische Arbeitswoche Moralische Erziehung Bildungs des Willens und Begründung der moralischen Kräfte in der Erziehungskunst Rudolf Steiners

23.07.1965 - 01.08.1965: 15. Öffentliche Pädagogische Arbeitswoche "Zukunft und Schule, die Lebensfragen der Zeit und die Erziehungskunst Rudolf Steiners"

05.05.1966 - 07.05.1966: Gebietstagung für Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft und öffentliche Vorträge

30.05.1966 - 03.06.1966: Hochschulwoche Neue Wege in der Kunstform der Biographie

19.07.1966 - 28.07.1966: 16. öffentliche pädagogische Arbeitswoche Das Problem des Bösen und die Aufgaben der heutigen Erziehung

25.09.1966 - 02.10.1966: Michaeli-Tagung Das Schicksal des Michaelzeitalters

01.01.1967 - 31.12.1967: Georgen Schule Reutlingen

21.04.1967: Gebietstagung Westliche und östliche Weltgegensätzlichkeit

21.07.1967 - 30.07.1967: 17. Öffentliche Pädagogische Arbeitswoche Der werdende Mensch als Gesamtwirklichkeit - Aufgabe des Erkennens und des Erziehens

06.10.1967 - 08.10.1967: Einweihung des Stuttgarter Lehrerseminars

31.10.1967 - 05.11.1967: Jahrestagung und Mitgliederversammlung Anthroposophie und die Wirklichkeit des Christentums

13.04.1968: Generalversammlung

24.07.1968 - 01.08.1968: 18. Öffentliche Pädagogische Arbeitswoche Der Lehrer in neuen Herausforderungen und Entscheidungen. Moderne Lernmethoden - Aufbruch in der Jugend - Verantwortung in der Schule

01.01.1969 - 31.12.1969

23.07.1969 - 31.07.1969: 19. öffentliche pädagogische Arbeitswoche Der Auftrag der Schule in den Entscheidungen der Zeit

01.05.1970 - 03.05.1970: Eltern- Lehrertagung "Verantwortung, Aufgaben und Gestalt der Waldorfschule der 70- er Jahre"

23.07.1970 - 31.07.1970: 20. öffentliche Pädagogische Arbeitswoche "Verantwortung , Aufgabe und Gestalt der Schule in den 70 er Jahren. Die gesellschaftliche Bedeutung der Bildung und die Waldorfpädagogik"

27.09.1970 - 04.10.1970: Michaelitagung "Weltgedanken und Geistwesen in ihrem Wirken auf dem Erdenplan"

28.07.1971 - 05.08.1971: 21. öffentliche pädagogische Arbeitswoche "Erziehung zur verantworteten Freiheit"

26.07.1972 - 03.08.1972: 22. Öffentliche Pädagogische Arbeitswoche "Die Erneuerung der Unterrichtsinhalte durch die Verbindung der wissenschaftlichen und künstlerischen Weltbetrachtung

18.07.1973 - 26.07.1973: 23. Öffentliche Pädagogische Arbeitswoche "Die Vertiefung der Unterrichtsinhalte zu Kräften neuer geistiger und sozialer Bildung. Vom Auftrag des Lehrers und der Schule in unserer Zeit"

22.07.1973 - 30.07.1973: Öffentliche Sommertagung 1. Zyklus "Die Selbstbehauptung des Menschen gegenüber Luzifer und Ahriman"

03.05.1974 - 05.05.1974: 12. Jahrestagung der Freien Waldorfschulen "Lebendige Erziehungskunst-vertiefte Menschenkunde-soziale Mitverantwortung"

10.07.1974 - 18.07.1974: 24. Öffentliche Pädagogische Arbeitswoche "Erziehungskunst aus dem Verstehen der menschlichen Wesenheit"

21.04.1975 - 20.06.1975: Anthroposophische Studienkurse

02.05.1975 - 04.05.1975: Jahrestagung der Freien Waldorfschulen "Lebendig werdende Wissenschaft-Lebendig werdende Kunst-Lebendig werdende Religion" Erziehungskunst und Kulturerneuerung

17.05.1975 - 22.05.1975: Arbeitstage "Die Kunst der Geschichtsschreibung"

02.07.1975 - 10.07.1975: 25. Öffentliche Pädagogische Arbeitwoche "Erziehungskunst und Kulturerneuerung. Von neuen Menschheitskräften und der Verantwortung der Schule für die Zukunft"

30.04.1976 - 02.05.1976: 14. Jahrestagung der Freien Waldorfschulen "Erziehung und soziale Zukunft. Die Notwendigkeit menschengemäßer Bildung"

30.06.1976 - 08.07.1976: 26. Öffentliche Pädagogische Arbeitswoche "Von den therapeutischen Aufgaben der Schule in der Gegenwart. Krankmachende und gesundende Kräfte in der Erziehung"

12.04.1977 - 16.04.1977: Interne Lehrertagung "Die Karmavorträge Rudolf Steiners als erweiterung der Menschenkunde"

29.04.1977 - 01.05.1977: 15. Jahrestagung der Freien Waldorfschulen "Die Erziehungsfrage als soziale Frage. Von den Zukunftsaufgaben der Waldorfschule"

22.06.1977 - 30.06.1977: 27. Öffentliche Pädagogische Arbeitswoche "Die soziale Zukunft der Menschheit als Erziehungsfrage. Menschenbildung aus den Gesetzen moralischer und geistiger Entwicklung"

14.06.1978 - 22.06.1978: 28. Pädagogische Arbeitwoche "Der Lehrer im Bewußtseinswandel unserer Zeit. Vermenschlichung von Wissenschaft und sozialem Leben durch Erziehung"

28.04.1979 - 01.05.1979: 17. Jahrestagung der Freien Waldorfschulen "Eine Schule aus wirklich neuem Menschheitsgeist. Innere Motive der Waldorfschule"

25.07.1979 - 02.08.1979: 29. Pädagogische Arbeitswoche "Vom Wesen der menschlichen Individualität. Erkenntnisaufgabe und schöpferisches Wirken des Lehrers"

07.03.1980 - 09.03.1980: Mitgliederversammlung der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland

02.05.1980 - 04.05.1980: 18. Jahrestagung der Freien Waldorfschulen "Das Erwachen neuer Seelenkräfte im Jugendalter" für Eltern, Lehrer, Freunde und Schüler

23.05.1980 - 28.05.1980: Pfingstveranstaltung der Sektion für Schöne Wissenschaften: "Weltgeschichtliche Schicksalskunde"

23.07.1980 - 31.07.1980: 30. Pädagogische Arbeitswoche "Von den Quellen eines erneuerten Lehrerseins - Wirken aus geistiger Welt und Lebensauffassung"

15.01.2000 - 17.01.2000: Religionslehrertagung

Quellen Erwähnungen

N 1949 S. 121
N 1954 S.9
N 1956 S. 110
N 1966 S. 42, 56, 124, 129, 135f, 158, 174, 178
N 1967 S. 7, 22, 182
N 1968 S. 15, 69
N 1969 S. 110
N 1970 S. 78, 112, 148, 164, 168
MaD 1947 Nr. 1, S. 11
MaD 1950 Nr. 12, S. 41
MaD 1953 Nr. 24, S. 52
EK 1975 Nr. 9 Zum 70. Geburtstag
NAA 1979 Nr. Spring, S. 25

Info

War Waldorflehrer, Vortragender
Werke: Warum alte Geschichte? Zum Aufbau des Geschichtsunterrichtes an der Waldorfschule, in: Neuffer, H.: Zum Unterricht des Klassenlehrers, Stuttgart 1997; Beiträge in EK, MaD, Msch und N.
Literatur: Zickwolff, G.: Erich Weismann wird am 25. September 70 Jahre alt, in: MaD 1975, Nr. 113; Jaerschky, L.: Erich Weismann zum siebzigsten Geburtstag, in: N 1975, Nr. 40; autobiografisch: Jugend-Erinnerungen an das erste Goetheanum, in: MaD 1983, Nr. 144; Wilkens, H.: Erich Weismann, in: N 1984, Nr. 14; Goltz, A. v. d.: Erich Weismann, in: MaD 1984, Nr. 148 auch in: Leh 1984, Nr. 28; Lindenberg, C.: Erich Weismann, in: DD 1984, Nr. 4; Schöffler 1987.
Abkürzungen: siehe hier
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