Dr. med. von Wartburg-Boos, Ida
geb.: Boos
Frauenärztin.
*27.06.1887, Zürich (Schweiz)
✟09.12.1963, Basel (Schweiz)
Der Vater stammte aus Hessen, die Mutter aus dem Avers in Graubünden, Schweiz, war aber in Triest aufgewachsen und war eine engagierte Frauenrechtlerin. Beide führten ein Mädcheninstitut in Zürich, welches von Töchtern aus aller Welt, insbesondere von Auslandsschweizerinnen besucht wurde, eine vielsprachige Gemeinschaft, in der Ida Emma Dorothea mit ihren zwei Schwestern und dem Bruder Roman Boos aufwuchs. Die Eltern waren Mitglieder der Theosophischen Gesellschaft. Sie studierte ab Herbst 1907 Medizin - damals für Frauen noch ungewohnt -, schloss 1913 ab und promovierte 1916. 1912 heiratete sie Walther von Wartburg, Gymnasiallehrer, Sprachforscher und später Hochschullehrer für Romanistik. In Aarau führte sie von 1919-29 eine Praxis als Frauenärztin, mit deren Ertrag sie ihrem Gatten den Aufbau einer Bibliothek für sein Lebenswerk ermöglichte, das „Französische Etymologische Wörterbuch‟, das auch alle französischen Dialekte umfasste. Dieses Werk begleitete sie ihr Leben lang intensiv und sie betreute menschlich-mütterlich die mitarbeitenden Studenten und Assistenten ihres Gatten. Sie besuchte schon 1913/14 anthroposophische Veranstaltungen und trat 1918 der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft bei. Sie nahm am ersten Medizinischen Kurs Rudolf Steiners (GA 312) teil und konnte mehrere Gespräche mit ihm führen. Er besuchte sie auch anlässlich seines Vortrages in Aarau vom 11. November 1920 in ihrem Heim. Doch musste sie seine Frage, ob sie mit ihm eine Klinik gründen würde, aus Familiengründen ablehnen. Es waren dem Ehepaar von 1914-21 vier Kinder geschenkt worden, denen sie sich mit viel Liebe und Fantasie widmete. 1929-39 lebte die Familie in Leipzig, wohin ihr Gatte an die Universität berufen worden war. Hier entfaltete sie ein reiches künstlerisches Leben, das durch die Freundschaft mit Alexandra Graatz bereichert wurde. Sie arbeitete intensiv im Zweig mit und verstand es, die Anthroposophen und die Menschen der Christengemeinschaft an den fröhlichen Gartenfesten ganz ungezwungen mit den Universitätskreisen zusammenzubringen.
1939 wurde ihr Gatte nach Basel berufen. Auch hier beteiligte sie sich intensiv am Zweigleben und war von 1952-59 Vorsitzende des Humanus-Zweiges. Ihre große Sprachbegabung zeigte sich in ihrer Übersetzung der „Göttlichen Komödie‟ von Dante, die sie für ihren Gatten erarbeitete, um sie ihm für seine Vorlesungen zur Verfügung zu stellen. Diese Übersetzung kam als Jubiläumsausgabe der Manesse-Bibliothek mit Kommentaren und Anmerkungen ihres Gatten heraus.
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