Stockmeyer, Ernst August Karl
Waldorflehrer.
*07.06.1886, Karlsruhe (Deutschland)
✟06.01.1963, Malsch/Karlsruhe (Deutschland)
Ernst August Karl Stockmeyer gehört zu den Gründern der ersten Waldorfschule 1919 in Stuttgart. Zwei Gefahren, die sich in der weiteren Entwicklung der Waldorfpädagogik bis heute als gravierend erwiesen, erkannte und formulierte er früh: „Der einen verfallen wir, wenn wir uns sklavisch an den Wortlaut der Angaben Rudolf Steiners binden, weil wir nicht sehen, dass er manches aus [...] Zeitbedingtheiten heraus gesagt hat, [...] der anderen verfallen wir, wenn wir nicht sehen, dass hinter allem Zeitbedingten die große Idee als ein Bleibendes [...] steht, die zu erkennen wir alle unsere Geistes- und Seelenkräfte aufrufen müssen.‟ (Tautz 1977, S. 53)
Sein Vater, der Maler und Theosoph Karl Stockmeyer, hatte eine besondere Sensibilität für Steiners rosenkreuzerisch-künstlerische Intentionen. E. A. K. Stockmeyer besuchte das Zinzendorf Gymnasium in Königsfeld (Schwarzwald). Anschließend studierte er in Heidelberg und München Mathematik, Naturwissenschaften, Philosophie und Architektur. Früh galt sein Interesse der Erkenntnistheorie, 1907 wurde er Mitglied der Theosophischen Gesellschaft und der Esoterischen Schule. Mit seinem Vater arbeitete er an dem „Malscher Modellbau‟, einem Vorläufer des ersten Goetheanum, und blieb den architektonisch-baukünstlerischen Bestrebungen der anthroposophischen Bewegung immer eng verbunden. Seit 1911 unterrichtete er an verschiedenen Schulen Mathematik und Naturwissenschaften. Er gab „Weltanschauungsunterricht‟ am Froebel-Seminar und lehrte am Lehrerseminar in Karlsruhe. 1918/19 mündeten seine Kenntnisse und Erfahrungen in Publikationen zur Erneuerung des deutschen Schulwesens.
Von Rudolf Steiner und Emil Molt wurde er im Frühjahr 1919 nach Stuttgart berufen, um mit ihnen und Herbert Hahn aktiv die Gründung der ersten Waldorfschule vorzubereiten. Bis zur politisch bedingten Schließung der Schule 1938 wirkte er als Lehrer sowie als Verwaltungsratsmitglied und -vorsitzender. 1940-46 unterrichtete er an einem Gymnasium. Seit 1945 widmete er sich dem Neuaufbau von Waldorfschulen, zunächst in Heidelberg und nach dem Scheitern der Unternehmung mit Erfolg in Freiburg. Mitte der 50er-Jahre gab er für die Pädagogische Forschungsstelle beim Bund der Freien Waldorfschulen „Rudolf Steiners Lehrplan für die Waldorfschulen‟ heraus. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Malsch und arbeitete mit Albert von Baravalle an der Ausgestaltung des Malscher Modellbaus.
Bemerkenswert an Stockmeyer erscheint die Selbstständigkeit im Urteilen und seine Unabhängigkeit im sozialen Zusammenhang. Ein „starkes In-sich-selbst-Ruhen‟ (Hahn 1963, S. 207) befähigte ihn zu entscheidenden Fragestellungen und Anregungen in den Aufbaujahren der Stuttgarter Schule unter der Leitung Steiners.
Stockmeyer verstand die Waldorfpädagogik nicht als Experimentalschule mit neuen methodisch-didaktischen Techniken. Er sah in der aus der Anthroposophie hervorgehenden Pädagogik eine Antwort auf die umfassende geistig-soziale Krise des beginnenden 20. Jahrhunderts. In diesem Sinne trat er besonders in den 20er-Jahren für eine freie, selbst verwaltete Waldorfschule mit Modellcharakter ein. Er wandte sich im Gegensatz zu Curt Englert oder den späteren Bemühungen um Friedrich Eymann entschieden gegen die Integration der Waldorfpädagogik in staatliche Schulen. Der Mathematik- und Physik- sowie der Technologie- und Feldmessunterricht der Oberstufe wurden maßgeblich durch Stockmeyer geprägt. Nachhaltige Wirkung in der Praxis erzielte sein Lehrplan, der die Angaben von Caroline v. Heydebrand differenzierte.
Ernst August Karl Stockmeyer wahrte stets einen souveränen Standpunkt. Die „soziale Baukunst‟ auf anthroposophischem Fundament könnte als sein eigentliches Anliegen bezeichnet werden; er versuchte sie durch seinen „Sinn für innere architektonische Schönheit‟ (Hahn 1963, S. 207) bis zu seinem Lebensende in allen konkreten Zusammenhängen, in denen er wirkte, zu realisieren.
25.05.1925 - 25.07.1925: Hochschulkurse in Stuttgart
20.09.1925: Mitgliederversammlung des Waldorfschulvereins
01.01.1926: Gründung eines Weltschulvereins
06.04.1926 - 08.04.1926: Tagung für Mathematiker
03.01.1927 - 06.01.1927: Tagung der Stuttgarter Waldorfschule: "Rudolf Steiners Erziehungsimpuls"
08.04.1927 - 13.04.1927: Fünfte öffentliche Erziehungstagung
24.05.1927 - 16.07.1927: 14. Semester "Goetheanum- und Hochschulkurse in Stuttgart"
01.01.1928 - 31.12.1928: Lehrerbildungskurse
04.04.1928 - 06.04.1928: Tagung für Mathematiker
15.05.1929 - 20.07.1929: Goetheanum- und Hochschulkurse
18.05.1929 - 22.05.1929: Pfingsttagung
28.09.1929 - 06.10.1929: Michaelitagung
16.10.1929: Zehnjährige Jubiläumsfeier der Freien Waldorfschule in Stuttgart
10.01.1930: Mitteilung des Vorstandes der Anthroposphischen Gesellschaft
16.04.1930 - 19.04.1930: Dritte mathematische Tagung
31.01.1931 - 02.02.1931: Außerordentliche Generalversammlung
27.03.1931 - 30.03.1931: Neunte öffentliche Erziehungstagung "Erziehung im Zeitalter der Technik"
01.01.1932 - 31.12.1932: "Korrespondenz der Anthroposophischen Arbeitsgemeinschaft"
14.05.1932 - 18.05.1932: Zehnte öffentliche Erziehungstagung
02.05.1933: Beginn des Sommersemesters der Lehrerbildungskurse
01.01.1946 - 31.12.1946: Eröffnung der Waldorfschule in Freiburg
01.01.1946 - 31.12.1946: Anthroposophische Arbeit in Freiburg
01.01.1946 - 31.12.1946: Die Kommenden
29.09.1946: Eröffnung der Waldorfschule in Freiburg
09.10.1948 - 15.10.1948: Herbsttagung der Waldorflehrer
27.03.1951 - 01.04.1951: Interne Tagung von Lehrern und Ärzten
01.01.1958 - 31.12.1958: Fertigstellung des Modellbaus in Malsch
01.01.1958 - 31.12.1958: Renovierung des Malscher Modellbaus
05.04.1958: Erinnerungsfeier zur 49. Wiederkehr der Grundsteinlegung des Modellbaus
01.01.1959 - 31.12.1959: Die Entfaltung der Waldorfschule im Sommer 1919
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