Ilona Schubert-von Polzer-Bögel

Schubert-von Polzer-Bögel, Ilona

geb.: Bögel

Eurythmistin.

*28.03.1900, Mannheim (Deutschland)

✟26.10.1983, Arlesheim (Schweiz)

Ilona Schubert gehörte zu den ersten prägenden Eurythmisten der Goetheanum - Bühne. Mit sonnigem Enthusiasmus begeisterte sie sich für alles, was mit Anthroposophie und Kunst zu tun hatte.

Ilona Bögel wurde am 28. März 1900 als zartes Kind in Mannheim geboren. Schon bald nach der Geburt starb ihre aus Ungarn stammende Mutter. Der Vater, selbst Holländer, war Direktor einer Mannheimer Bank und heiratete einige Zeit später eine Bildhauerin, die Ilonas zweite Mutter wurde. Das großbürgerliche Haus der Bögels war Mittelpunkt gesellschaftlicher und musikalischer Veranstaltungen von hohem kulturellen Niveau. Ilona entwickelte von frühester Kindheit an eine Liebe zur Musik und bewegte sich besonders gerne. Mit fünf Jahren erhielt sie den ersten Tanzunterricht. Um der Tochter eine vielseitige Bildung zu ermöglichen, wurde Ilona nach Weimar in ein Internat geschickt. Der hervorragende Unterricht in Literatur begeisterte Ilona für das Werk Goethes, was sich auch in den Briefen an ihre Eltern niederschlug. Einen dieser Briefe zeigte Ilonas Mutter, die durch ihre Freundin, die Mannheimer Zweigleiterin Helene Röchling, mit der Anthroposophie verbunden war, Rudolf Steiner. Er sandte der kaum 18-Jährigen daraufhin eine Mitgliedskarte der Anthroposophischen Gesellschaft zu. Ilona nahm häufig an Vorträgen Rudolf Steiners teil und studierte seine Grundwerke. Zudem nahm sie, als sie die Eurythmie kennen gelernt hatte, Eurythmieunterricht und bildete sich in Mannheim musikalisch weiter.

Ein für zwei Wochen geplanter Aufenthalt in Dornach, den Ilona 1919 mit ihrer Mutter unternahm, wurde lebensentscheidend: Marie Steiner wusste Ilona für die Eurythmie zu begeistern, sodass sie in Dornach blieb und ihre Ausbildung gleich begann. Rudolf Steiner zeichnete einige Eurythmieformen für Ilona Schubert, so z. B. den „Schmetterling‟ von Edvard Grieg sowie einige Jugendgedichte von Goethe. 1922 schneiderte sie nach Rudolf Steiners Angaben die allerersten Priesterkleider der Christengemeinschaft.

1923 heiratete sie den Grafen Joseph Polzer. Wenig später kam der gemeinsame Sohn Christward Johannes zur Welt. Seine Taufe war die erste Christengemeinschaftstaufe. Infolge einer Erkrankung des Grafen wurde die Ehe bald geschieden. Fünf Jahre später verband sich Ilona Bögel mit dem am Goetheanum als Lehrer und Redner tätigen Günther Schubert.

Nach Rudolf Steiners Tod blieben beide Marie Steiner nah verbunden. Ilona Schubert gab Eurythmiekurse für Laien, aber auch für Fachkollegen und verschiedene Berufsgruppen. Sie war Mitinitiatorin der Sommertagungen in Zürich.

An ihre Zusammenarbeit mit Rudolf und Marie Steiner erinnerte sich Ilona Schubert gerne und konnte begeistert davon erzählen. Einige dieser Erlebnisse hielt sie später für die Nachwelt schriftlich fest.

Nach kurzer Krankheit starb Ilona Schubert am 26. Oktober 1983, 83-jährig aus einem aktiven, ganz der eurythmischen Arbeit gewidmeten Leben.

Jakob Streit/Christiane Haid

Quellen Erwähnungen

N 1926 S. 178
N 1932 S. 212
N 1933 S. 48
N 1936 S. 34
N 1944 S. 104
N 1947 S. 136
N 1948 S. 75, 104, 108
N 1966 S. 177
Sam, M.M.: Eurythmie, Dornach 2014, S. 91, 122, 165, 167ff, 199,
202f, 214ff, 227, 238, 240, 246, 255, 270 319f, 325-8, 336, 340
GA 263/1 Personenregister

Info

Mitglied seit 1918. Nahm Eurythmie-Übstunden in Stuttgart 1918. Sprang
1919
bei einer Stuttgarter Aufführung ein. Nahm Unterricht bei Erna Wolfram in
Mannheim. Ab Oktober 1919 in Dornach. Wirkte bei der ersten und letzten
Eurythmie-Aufführung im Ersten Goetheanum mit. Erhielt Standardformen.
Heiratete im Sommer 1923 Joseph Polzer. Für Sohn Christward gab Steiner
viele Ratschläge für Schwangerschaft und Kinderpflege. Wegen Krankheit
des Mannes wurde die Ehe aufgelöst. Zweite Ehe 1928 mit Günther
Schubert. War im Kreis um Marie Steiner und in der Nachlassverwaltung
tätig. Befreundet mit Flossie Leinhas und Maria Schuster.
Werke : Selbsterlebtes im Zusammensein mit Rudolf Steiner und Marie
Steiner, Basel 1970, ³1984; Die Geschichte der Entstehung der zwölf Bilder
für „Das Märchen von der grünen Schlange‟ von Hermann Linde, in: Linde,
H.: Zwölf Bilder o.A.; Ergänzende Hinweise zu den Grundelementen der
Lauteurythmie, Basel 1982; Übersetzung ins Englische erschienen; Beiträge
in MaB, MaD, RRM.
Literatur : Vorstand am Goetheanum: Zum 80. Geburtstag von Ilona
Schubert, Neubauer, G.: Ein Leben für die Eurythmie, in: N 1980, Nr. 12;
Streit, J.: Ilona Schubert; Baltz, K. v.: Für Ilona Schubert, in: N 1983, Nr. 50;
Streit, J.: Ansprache zur Kremation, in: MaB 1984, Nr. 76, auch in: RRM
1984, Nr. 14 und Ggw 1984/85, Nr. 1; Schöffler 1987.
Abkürzungen: siehe hier
Copyright: Text und Bild sind urheberrechtlich geschützt. Reproduktion in jeglicher Form nur nach schriftlicher Genehmigung der Forschungsstelle Stiftung Kulturimpuls, Heidelberg

Forschungsstelle Kulturimpuls Biografien Dokumentation kulturimpuls.org