Dr. med. Selawry, Alla
Pseudonym/Varianten: verheiratete: Lippold
Ärztin, Forscherin.
*23.08.1913, Moskau (Russland)
✟27.07.1992, Stuttgart (Deutschland)
„Alla Selawry war eine der tragenden Arztpersönlichkeiten, die es unternommen haben, das Weltbild der Anthroposophie für die praktische Medizin fruchtbar zu machen. Mit beispiellosem Fleiß hat sie neben einer ausgedehnten Praxis in Stuttgart-Degerloch die vielfältigen medizinischen Aspekte, Hinweise und Beispiele, die Rudolf Steiner in den Ärzte- und Medizinerkursen gegeben hat, für die Praxis erschlossen.‟ (Heinz-Hartmut Vogel, 1993)
Geboren in Moskau, verbrachte sie ihre Kindheit zumeist auf dem großelterlichen Landsitz bei Stawropol, Nordkaukasus. Der Vater war Jurist, die Mutter Ärztin, die das Kind vor den Gräueln des Krieges und Bürgerkrieges bewahrte. Spiel in der Kinderschar, viele Märchen und Heiligenlegenden und das Aufnehmen der Natureindrücke prägten sie, die auch mit Elementarwesen sprach. Schon in ihren Träumen wollte sie Meisterschaft erringen.
1922 reiste die Familie über Konstantinopel, Paris und London nach Berlin: russisches Emigrantenschicksal, später in Freiburg in Breisgau, wo der erste Schulunterricht begann. 1924 kommt ihr Bruder Oleg zur Welt. 1926-33 besucht sie die Waldorfschule in Stuttgart, die ihr innere Heimat bot, mit Lehrern wie Herbert Hahn, Erich Gabert: Vorbilder und lebenslange Freunde. Sie lernt sechs Sprachen, studiert Weltgeschichte, Kunst, Literatur. Die Parzifal-Sage und die Gralsgemeinschaft berühren sie, das Evangelium wird ihr Anliegen. Früh findet sie zur eigenen Meditation. Ihr „Lyrisches Tagebuch‟ zeugt davon.
Die Trennung der Eltern verstärkt die Bindung an die Mutter und verpflichtet zur Selbstständigkeit. 1933-38 studiert sie Medizin in Freiburg und Tübingen, verdient sich das Studium selbst. Von Anfang an begleitet sie dabei der „Jungmediziner-Kurs‟ (GA 316) von Rudolf Steiner. Sie schult Beobachtung und Denken, sammelt Mineralien, plastiziert Knochen, zeichnet Heilpflanzen. In den Ferien besucht sie Studienkurse bei Ita Wegman, Eugen Kolisko, Wilhelm Pelikan und Hans Krüger bei der Weleda.
In Dornach plastiziert sie bei Oswald Dubach, macht Eurythmie bei Marie Savitch, hat täglich Glasfensterbetrachtungen und Gespräche mit Assja Turgenieff, besucht die Aufführung des „Faust‟ und der „Mysteriendramen‟. Nach dem Staats- und Doktorexamen folgt eine kurze Einarbeitungszeit in die Blutkristallisation bei Ehrenfried Pfeiffer in Dornach, dann bei Hans Krüger in Gmünd in die Pflanzen-Kristallisation.
1939 wird sie Mitglied der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft.
Die Assistenzzeit von 1939 bis 1942 verbringt sie in Kliniken unter Mitarbeit bei Wehrle, Salzburg, Kurt Magerstädt, Dresden, und bei Wilhelm zur Linden in Berlin. Dabei baut sie die Blutkristallisation am Klinikmaterial aus.
1942-46 wendet sie die anthroposophische Medizin kriegsbedingt in Landpraxen an, wobei sie besonders russische Zwangsarbeiterinnen auch seelisch betreut. Nach dem Krieg entsteht in Stuttgart eine eigene Arztpraxis und ein Forschungslabor für Blutkristallisation, die sie nach Pfeiffer und im Austausch mit ihm zu einer handhabbaren bildschaffend-diagnostischen Methode ausarbeitet.
Eine aus Mitleid mit dem aus russischer Gefangenschaft zurückgekehrten Ernst Lippold geschlossene Ehe ging rasch wieder auseinander bei der restlosen Unterordnung der privaten Sphäre unter eine große Idee: den Einsatz für eine spirituelle Heilkunst und die Bildekräfteforschung. Die Ärztekurse Rudolf Steiners sind ihre Basis. Sie hält viele Vorträge und gehört zu den Gründungsmitgliedern der Arbeitsgemeinschaft Anthroposophischer Ärzte. 1946-53 leitet sie die Jungmedizinerkurse in Stuttgart und Schwäbisch Gmünd. Das Hauptgewicht liegt auf dem übenden Tun als Schulungsweg ärztlicher Intuition. Aus zwölf Tübinger Studenten werden es zuletzt 180 Teilnehmer bei vielen Arbeitsgruppen an deutschen und ausländischen Universitäten.
In den kommenden Jahrzehnten erweitert sie ihr Weltbild durch gut vorbereitete Reisen an die Kulturorte Europas, Ägyptens, gipfelnd in einem längeren Aufenthalt im Heiligen Land. Zentralanliegen blieben ihr die Blutkristallisation und Bildekräfte-Forschung. Mit der morphogenetischen Testmethode kann sie die rätselhafte Kristallformensprache zur Richtungsdiagnostik von Organfunktionsstörungen und Krankheitsdispositionen ausbauen. Mehrere hundert Kollegen senden ihr Blutproben. Ihre Grundlagenforschung an keimenden Samen wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft durch Jahre unterstützt. 1951 wird ein Verein zur Förderung der Blutkristallisation gegründet, der die Forschungsstätte im Sonnenberg trägt und die Publikationen ermöglicht. In Zusammenarbeit mit ihrem Bruder, Oleg, der auch Mediziner ist, entsteht das Grundlagenwerk „Die Kupferchlorid-Kristallisation in Naturwissenschaft und Medizin.‟
Besonderes Anliegen ist ihr auch die Beziehung der Planeten, Metalle und Organe, um zur Entwicklung einer Metalltherapie beizutragen. Ihre Bearbeitung der Schriften von Paracelsus zur Erforschung der Ursachen aller Krankheit und Heilung und zum Erschließen der Hinweise Rudolf Steiners zu einer spirituellen Heilkunst ist eine außerordentliche Leistung, ihre ganze Schaffenskraft fußt in der Verbindung des Künstlerischen mit der Wissenschaft und Religion.
„Das immerwährende Herzensgebet‟ und „Johannes von Kronstadt‟ zeugen von ihrem inneren Leben als Ausdruck eines „eigenständigen christlichen Schulungswegs im 20. Jahrhundert‟, wie sie dies für Vater Johannes charakterisiert hat. Aus tiefem religiösen Empfinden der Orthodoxie, besonders im Studium der Kirchenväter, wusste sie: Man erfasst hier nur so viel, als man verwirklicht.
Sie konnte - mit ihrer relativ hohen Stimme - auf ihr Gegenüber eine seelische Stille übertragen, die genährt wurde durch die Wirksamkeiten der Geheimnisse der Schöpfung, denen sie sich in Unermüdlichkeit wissenschaftlich, künstlerisch und religiös genähert hat.
01.01.1946 - 31.12.1946: Anthroposophische Jugendarbeit in Tübingen
16.09.1946 - 28.09.1946: Arbeitstagung für Jungmediziner
02.04.1948 - 06.04.1948: Jungmedizinertagung
07.04.1948 - 13.04.1948: Ärztetagung
09.01.1949 - 04.02.1949: Winterstudienwochen für Landwirtschaft und Gartenbau
01.04.1949 - 13.04.1949: Jungmedizinertagung
24.04.1949 - 01.05.1949: Ostertagung der Ärzte und Naturwissenschaftler
19.08.1949 - 22.08.1949: Ärztetagung
23.08.1949 - 28.08.1949: Dritter Faustzyklus am Goetheanum
01.01.1950 - 31.12.1950: Die empfindliche Kristallisation
06.08.1950 - 12.08.1950: Arbeitstage von Pädagogen, Medizinern und Philosophen
03.10.1950 - 12.10.1950: Medizinische Arbeit für Studenten und Ärzte
07.02.1951 - 27.02.1951: Winterstudienwochen für Landwirtschaft und Gartenbau
05.04.1951 - 14.04.1951: Jungmedizinertagung
12.10.1951 - 14.10.1951: Tagung zur Methode und Anwendung der empfindlichen Kristallisationen
21.10.1951 - 24.10.1951: 1. Ärztetagung in Hamburg
01.09.1953 - 30.09.1953: 4. medizinische Tagung auf der Akademie Comburg
01.01.1954 - 31.12.1954: Entwicklung der Kristallisationsforschung
01.01.1955 - 31.12.1955: Kupferchlorid-Kristallisationen
16.04.1955 - 24.04.1955: Ärztetagung
01.01.1956 - 31.12.1956: Die Arbeit des Forschungslaboratoriums in Stuttgart
01.01.1956 - 31.12.1956: Lokalisationsphänomene am Blutkristallisationsbild
07.04.1956 - 14.04.1956: Ostertagung
01.01.1957 - 31.12.1957: Blut als Zentralorgan der Bildekräfte
19.10.1957 - 25.10.1957: Medizinische Arbeitswoche
01.01.1958 - 31.12.1958: Die Arbeit des Institutes für Blutkristallisation
12.04.1958 - 20.04.1958: Ostertagung
30.08.1958 - 06.09.1958: Medizinische Arbeitswoche
01.01.1959 - 31.12.1959: Über die Naturforschung
12.04.1959 - 19.04.1959: Ostertagung Vom Werden und Entwerden der Substanz
26.11.1960 - 27.11.1960: Naturwissensschaftertreffen
01.01.1961 - 31.12.1961: Neue Einblicke in die Samenkeimung
17.02.1962 - 18.02.1962: Tagung für Naturwissenschaftler
29.04.1962 - 05.05.1962: Ärztetagung "Krankheit und Schicksal im Lichte der Wiederverkörperung"
16.09.1962 - 22.09.1962: Medizinische Arbeitswoche Wiederverkörperung, Konstitution und Krankheit
21.04.1963 - 27.04.1963: Ostertagung: Wesensglieder, Konstitution und Krankheitsprozeß
19.04.1964 - 25.04.1964: 19. Ostertagung "Methodik und Leitbilder anthroposophischer Therapie"
01.01.1967 - 31.12.1967: Kristallisationsforschung
01.01.1968 - 31.12.1968: Kristalltest
16.02.1969 - 22.02.1969: Seminar für Medizinstudenten und jüngere Ärzte
Forschungsstelle Kulturimpuls Biografien Dokumentation kulturimpuls.org