lic. phil. Rihouët-Coroze, Simonne Georgette Marie
Pseudonym/Varianten: Rihouet-Coroze
Eurythmistin, Generalsekretärin der Anthroposophischen Gesellschaft in Frankreich.
*23.05.1892, Paris (Frankreich)
✟05.06.1982, Paris (Frankreich)
Simonne Rihouët-Coroze ist eine Pioniergestalt der Anthroposophie in Frankreich, von 1931-75 war sie Generalsekretärin und Vorsitzende der französischen Landesgesellschaft.
Sie wurde am 23. Mai 1892 in Paris in einem künstlerisch geprägten Elternhaus geboren. Während des Philosophiestudiums kam sie mit theosophischen Kreisen in Berührung und lernte Edouard Schuré sowie Jules und Alice Sauerwein kennen. Am 5. Mai 1913 hörte sie zum ersten Mal einen Vortrag Rudolf Steiners in Paris, im Juli wurde sie Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft. Im August sah sie die Mysteriendramen in München und der erste persönliche Kontakt zu Rudolf Steiner kam zustande. Als sie beim nächsten Besuch Rudolf Steiners in Paris (1914) Dokumente vom Goetheanum-Bau zu sehen bekam, wurde ihr die Bedeutung des künstlerischen Impulses innerhalb der anthroposophischen Bewegung klar und sie studierte Eurythmie in Stuttgart. Von Marie Steiner nach Dornach gerufen, beendete sie dort ihre Eurythmieausbildung und ging 1921 nach Paris zurück, wo sie in der von Alice Sauerwein geführten Société anthroposophique de France tätig wurde und mit der Herausgabe der Zeitschrift „La Science Spirituelle‟ begann. 1929 heiratete sie den Rechtsanwalt Paul Coroze. Die Wohnung des Ehepaars im 6. Pariser Bezirk (90, rue dAssas) wurde bald zum Sitz der Gesellschaft, zum anthroposophischen Veranstaltungsort und Versammlungsraum der Mitglieder.
Das Verhältnis von Simonne Rihouët-Coroze und der 27 Jahre älteren Alice Sauerwein war immer schwierig, die Auseinandersetzungen der gegensätzlichen Charaktere entzündeten sich vor allem an inhaltlichen und rechtlichen Übersetzungsfragen des Werkes Rudolf Steiners, 1930 mündeten sie in einen offenen Konflikt. Bei einer außerordentlichen Generalversammlung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft am 27./28. Dezember wurde Alice Sauerwein aufgefordert, ihre Funktionen als Generalsekretärin niederzulegen. Am 11. Januar 1931 begründete der Dornacher Vorstand die „Séction Française de la Société Anthroposophique Universelle‟ und Simonne Rihouët-Coroze wurde Vorsitzende und Generalsekretärin der Gesellschaft. Bis 1976 gab sie monatliche Mitgliederbriefe heraus, die sie nach ihrem Rücktritt in zwei Sammelbänden als Dokumente zur Geschichte der Anthroposophie in Frankreich veröffentlichte.
Sie gründete 1932 den Verlag „Editions de la Science Spirituelle‟, in dem auch die gleichnamige Zeitschrift erschien. Simonne Rihouët-Coroze suchte mit dieser Zeitschrift eine Brücke von der Anthroposophie zum allgemeinen französischen Kulturleben zu bauen, indem sie Vortragsreihen über bedeutende Schriftsteller, Philosophen oder auch Spiritualisten druckte.
1938 erwarb sie in Mittelfrankreich das Landgut La Sourdière, um einen Ort für die biologisch-dynamische Landwirtschaftsmethode zu schaffen. Außerdem war das Anwesen als Begegnungsstätte und Zuflucht in den bevorstehenden Kriegswirren gedacht. Während des Krieges diente es als Sitz der Landesgesellschaft und wurde bis zum Verkauf 1951 biologisch-dynamisch bewirtschaftet.
Von 1941-45 musste die öffentliche anthroposophische Arbeit eingestellt werden. Als 1945 neu begonnen werden konnte, rief sie eine neue Publikationsreihe - „Les documents anthroposophiques‟ - ins Leben. 1951 wurden zwei Verbände zur Förderung pädagogischer und landwirtschaftlicher Initiativen aufgebaut - „LArt de lEducation‟ und „LAgriculture biodynamique‟. 1953 erschien in Anknüpfung an „Science Spirituelle‟ die erste Nummer der Zeitschrift „Triades‟; sie wurde bis 1991 unter diesem Namen herausgegeben und erscheint bis heute als „L' Esprit du Temps‟. 1955 wurde die erste französische Waldorfschule in Paris eröffnet, ein Anliegen, das Simonne Rihouët-Coroze seit ihrer Stuttgarter Zeit verfolgte. 1957 gründete sie den Verlag „Triades‟ und hat durch ihre intensive Übersetzer- und Verlegertätigkeit wesentlich zur Verbreitung des anthroposophischen Gedankenguts in Frankreich beigetragen. Zu ihren Haupt- und Spätwerken gehören eine feinfühlige Biographie Rudolf Steiners und die Übersetzung der vier Mysteriendramen in einer zweisprachigen Ausgabe.
Die Jahre 1955-70 können als Blütezeit ihres Schaffens betrachtet werden. Es wurden Teile eines Gebäudes in der Rue de la Grande Chaumière im Herzen von Paris erworben, in denen die Verlagsbuchhandlung, der Gesellschaftssitz, ein Saal für Mitgliederveranstaltungen und öffentliche Vorträge sowie ein Atelier für künstlerische Aktivitäten eingerichtet werden konnten. Sie trug viel zur Gründung einer Eurythmieschule in Chatou, einer landwirtschaftlichen Initiative im Zentrum Frankreichs (LOrmoy) und einer Ausbildungsstätte für Waldorflehrer (Centre Perceval, Chatou) bei. Nach dem Tod von Paul Coroze 1961 wandte sich Simonne Rihouët-Coroze immer intensiver der Arbeit für und mit jüngeren Menschen zu. In diesem Sinne rief sie die „Fondation Paul Coroze‟ ins Leben, die 1972 als gemeinnützige Einrichtung anerkannt wurde.
Als Simonne Rihouët-Coroze sich 1976 im Alter von 84 Jahren aus der Verantwortung für die Landesgesellschaft zurückzog, hatte sie eine lange Entwicklungsperiode der Anthroposophie in Frankreich getragen und geprägt. Ihr Engagement und ihre bestimmende Art brachten ihr Achtung und Bewunderung, Widerstand und Kritik. Ihre Ansprüche an sich selbst und andere waren hoch, ihr Scharfblick wurde nicht von jedem angenehm empfunden. Sie war ein Musterbeispiel des französischen Charakters - weltoffen, selbstsicher und streitbar, gewinnend liebenswürdig und dabei zu vernichtenden Urteilen fähig, scharfsinnig und kultiviert.
23.05.1925 - 27.05.1925: Generalversammlung der Anthroposophischen Gesellschaft in Frankreich
01.01.1927 - 31.12.1927: "Ecole Rudolf Steiner - Eurythmie et seance spirituelle"
12.08.1927 - 18.08.1927: English Week
07.04.1928 - 15.04.1928: Völkerkundliche Tagung
01.01.1929 - 31.12.1929: Vortragsreise von Simone Rihouet
03.08.1929 - 11.08.1929: English Week
11.08.1929 - 25.08.1929: Sommertagung
11.01.1931: Gründung der "Section francaise de la societe anthroposophique"
28.05.1932 - 29.05.1932: Veranstaltungen in Paris
11.08.1932 - 18.08.1932: Semaine Francaise au Goetheanum
12.08.1933 - 18.08.1933: Semaine Francaise au Goetheanum
27.03.1934 - 28.03.1934: Generalversammlung
29.05.1934 - 03.06.1934: Whitsuntide Conference
13.08.1934 - 20.08.1996: Semaine de Langue Francaise
04.08.1935 - 10.08.1935: English Week at the Goetheanum
08.08.1935 - 15.08.1935: Öffentliche Sommertagung "Selbsterkenntnis und Welterkenntnis"
11.08.1935 - 17.08.1935: Semaine Francaise au Goetheanum
28.09.1935 - 03.10.1935: Michaelitagung am Goetheanum
23.07.1938 - 06.08.1938: Dreisprachige öffentliche Sommertagungen am Goetheanum
25.09.1938 - 02.10.1938: Michaelitagung am Goetheanum
01.01.1939 - 31.12.1939: Über anthroposophische Gruppen
01.01.1945 - 31.12.1945: La science spirituelle
01.09.1948: Wintersemester 1948 in Dornach
25.12.1948 - 30.12.1948: Vortragsveranstaltungen zu Weihnachten
29.07.1950 - 04.08.1950: Vorträge und Kurse für französischsprechende Teilnehmer der Sommertagung
28.07.1951 - 03.08.1951: Tage für französischsprechende Besucher der Sommertagung
03.08.1952 - 08.08.1952: Sommertagung
01.01.1953 - 31.12.1953: Triades
02.08.1954 - 05.08.1954: Semaine de Langue Française
07.08.1955 - 14.08.1955: Semaine de Langue Française
07.08.1955 - 14.08.1955: Sommertagung
28.07.1957 - 05.08.1957: Congrès au Goetheanum
28.07.1957 - 05.08.1957: Sommertagung
09.08.1957 - 18.08.1957: Sommertagung 2. Zyklus
02.08.1959 - 08.08.1959: Sommertagung 2. Zyklus
02.08.1959 - 08.08.1959: Semaine Française
27.07.1960 - 04.08.1960: Semaine Française
31.07.1961 - 07.08.1961: Sommertagung II. Zyklus
31.07.1961 - 07.08.1961: Semaine de Langue Française
01.01.1963 - 31.12.1963: Vertreter der Landesgesellschaften
21.02.1963 - 23.02.1963: Deutsch-Französische Begegnung
16.05.1964 - 18.05.1964: Kolloquium Grunderkenntnis über das Ätherische
01.01.1965 - 31.12.1965: Führungsgremien innerhalb der AAG
01.01.1966 - 31.12.1966: Generalsekretäre und Landesvertreter
01.01.1966 - 31.12.1966: Französische Eurythmie
20.07.1966 - 27.07.1966: 1.Eurythmiehochschulwoche
01.01.1967 - 31.12.1967: 100. Geburtstags von Marie Steiner
13.04.1969 - 19.04.1969: Berufsorientierungskurs Die Naturreiche und die Herkunft des Menschen
01.01.1972 - 01.01.1972: Namen für die Personenliste
24.07.1975 - 03.08.1975: Semaine de langue francais "L' Eurythmie, prole visible et chant visible"
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