Privatgelehrter Rebholz, Max
Privatgelehrter, Verleger, Redakteur.
*02.12.1890, Konstanz (Deutschland)
✟23.12.1950, Horn b. Radolfzell (Deutschland)
(anderer Todesmonat:11)
Das besondere Anliegen von Max Rebholz war die Anregung einer methodischen innerlichen Erarbeitung und Verarbeitung des anthroposophischen Lehrgutes, um einer oberflächlichen und intellektuellen Aneig-nung geisteswissenschaftlicher Forschungs-ergebnisse entgegenzuwirken.
Schon im Alter von 19 Jahren galt Max Rebholz ganzes Streben der Theosophie. Der vom Bodensee stammende Rebholz arbeitete damals in Frankfurt/M. in einer Musikalienhandlung. Er wohnte bald in der Pension eines Mitglieds der Theosophischen Gesellschaft, das seine Gäste zur Theoso-phie führen wollte. Hier, im Schloss Rödel-heim, lernte Rebholz den damaligen Ge-richtsreferendar und späteren Historiker Karl Heyer kennen, mit dem ihn eine le-benslange freundschaftliche Zusammenar-beit verbinden sollte. Emil Bock beschreibt Rebholz Wesensart als still und zart. 1913 trat er, der zuvor schon Mitglied der Deut-schen Sektion der Theosophischen Gesell-schaft gewesen war, der neugegründeten Anthroposophischen Gesellschaft bei. Reb-holz lebte damals in München; 1914 grün-dete er mit Otto Graf Lerchenfeld, Harriet von Vacano und Toni Völker in Kreuzlin-gen den Parzival-Zweig der Anthroposo-phischen Gesellschaft. - Rebholz bemühte sich früh, einen Überblick über die ver-schiedenen Äußerungen Rudolf Steiners zu bestimmten Themen zu gewinnen, wobei ihm der Leitfaden von Adolf Arenson (1855-1936) Vorbild war. Hierzu legte er eine umfangreiche Sachwortkartei an, wel-che die ständig wachsende Grundlage für seine späteren Veröffentlichungen bildete, in denen er Material für eine systematische Erarbeitung anthroposophischer Inhalte zur Verfügung stellen wollte. -
1918 gründete Rebholz in Konstanz den Wölfing-Verlag, in dem Bücher anthropo-sophischer und klassisch-esoterischer Pro-venienz (z.B. Louis-Claude de Saint-Martin) erschienen. Wölfing-Autoren waren z.B. Elise Wolfram, Albrecht Wilhelm Sel-lin und Hermann Heisler; auch Walter Jo-hannes Steins Dissertation erschien hier. Doch das anspruchsvolle Unternehmen hielt sich nicht. -
Rebholz studierte in strenger Gedankenar-beit nicht nur anthroposophisch orientierte Geisteswissenschaft, sondern eignete sich auch auf philosophischem und naturwissen-schaftlichem Felde (vor allem beschäftigte er sich mit Goethes Farbenlehre) immense Kenntnisse an, was seinen späteren Veröf-fentlichungen zugute kam, in denen er teil-weise auch Leserfragen beantwortete.
Rebholz war verheiratet und hatte eine Tochter; weiteres aus seinem Privatleben ist nicht bekannt. Er zog mehrfach innerhalb Süddeutschlands um. Vor und auch noch nach dem Verbot der Anthroposophischen Gesellschaft 1935 durch die Nazis publizier-te er vermehrt, nachdem die 20er-Jahre keine Veröffentlichungen aufweisen. 1934 begann er, noch unter dem Protektorat (wie Rebholz sagte) von Adolf Arenson, seine Rundbriefe zur systematischen Erar-beitung des anthroposophischen Lehrgutes herauszugeben; das Verbot setzte dieser Arbeit ein Ende. Einige Zeit wurde Rebholz von den Nazis in einem KZ inhaftiert, wo Emil Bock sein Zellengenosse war. 1938-40 gab er die Briefe über den Sinn des Le-bens heraus, 1939-40 die Zeitschrift Natu-ra-Sophia, für die u.a. auch Artur Schult schrieb. Nach dem Krieg setzte Rebholz seine Arbeit im Novalis Verlag von Fried-rich Herbert Hillringhaus fort, für dessen Zeitschrift Die Kommenden er nun eben-falls schrieb. Ab 1948 wurde der Titel der Rundbriefe - die nur an Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft abgege-ben wurden - geändert in Studienhefte für Anthroposophie. Wenige Monate vor sei-nem plötzlichen Tod - er starb an einem Herzschlag - begann Rebholz noch mit einer Beilage zu den Studienheften - nun wieder im Selbstverlag -, einem Sachwort-Katalog zur Geisteswissenschaft.
Neben der publizistischen Tätigkeit suchte Rebholz, der kaum ein Dutzend Bücher von Steiner besaß, unablässig nach neuen We-gen zur Verlebendigung der Zweigarbeit; auch aktuellen gesellschaftlichen und politi-schen Themen widmete er sich. Rebholz letzter zu Lebzeiten veröffentlichte Text war der Auftakt einer Reihe Was sagt die Geis-teswissenschaft über Persönlichkeit und Bewusstsein im Leben nach dem Tode? - Vieles, was er schon niedergeschrieben hatte, blieb ungedruckt.
Bei allem Ernst des Arbeitens lag ihm gleichwohl jeder Dogmatismus fern: Er wollte sich an nichts anderes wenden, als an die Kraft des individuellen Denkens im anderen Menschen. (Hillringhaus)
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