William Pyle

Pyle, William Scott

Maler.

*22.06.1889, (USA)

✟13.02.1938, Den Haag (Niederlande)

William Scott Pyle wurde am 24. Juli 1888 in den USA geboren und stammte aus wohlhabenden, kultivierten Verhältnissen, verwandt mit der begüterten Familie Spalding. Vermutlich hatte Scott Pyle in den Vereinigten Staaten ein Malereistudium absolviert. 1916 brach er nach Europa auf, um sich dort zunächst in Griechenland dem Studium der europäischen Kunst und Kultur zu widmen; ein vierjähriger Studienaufenthalt in Florenz folgte, wo er sich mit der Renaissance auseinander setzte. Malerisch beschäftigte er sich viel mit Stadtbildmotiven - häufig Silhouetten in einer Abendstimmung - und Porträts.

Von Florenz aus reiste er 1921 nach Dornach, um am ersten Goetheanum-Bau mitzuwirken. Vermutlich lernte er die Anthroposophie durch seine Cousine Irene Brown kennen, eine der ersten aktiven Anthroposophinnen in den USA ( Christoph Linder). Hier setzte er sich mit seiner ganzen Künstlerschaft ein, übernahm aber auch bald Aufgaben auf dem Felde der Anthroposophischen Gesellschaft. Als Mitglied der „Wachsmuth-Lerchenfeld-Gruppe‟ wirkte er bei den Vorbereitungen zur Weihnachtstagung 1923/24 mit; er unterschrieb mit Albert Steffen, Ita Wegman und George Metaxa die Einladungen zu der internationalen Delegiertenversammlung im Juli 1923, die für den Wiederaufbau des Goetheanum und damit für die Zukunft der Gesellschaft entscheidend war. Ende Januar 1924 wurde Scott Pyle Sekretär des Zweiges am Goetheanum und vertrat mit Emil Grosheintz den Zweig als Delegierter innerhalb der Schweizer Landesgesellschaft.

Im Jahre 1924 verband sich Scott Pyle mit der Malerin und Sprachgestalterin Mieta Waller ( Mieta Pyle-Waller), die lange Jahre im engsten Umkreis von Rudolf und Marie Steiner als eine Art Haustochter gelebt hatte; zwei Jahre später kam die Tochter Joanna zur Welt.

Mieta Pyle-Waller und Scott Pyle verband eine intensive künstlerische Zusammenarbeit. Sie schufen gemeinsam die Bühnenbilder für die Dornacher Inszenierung des dritten und vierten Mysteriendramas. Um 1922 hatte Scott Pyle von Rudolf Steiner den Auftrag erhalten, nach seiner Skizze aus dem Jahre 1914 den großen Bühnenvorhang für die Mysteriendramen zu malen. Der Brand machte jedoch alles bis dahin Geschaffene zunichte. Erst 1937 nahm Scott Pyle diesen Auftrag erneut in Angriff.

1930 gründete er - ebenfalls auf eine Bitte Steiners zurückgehend - mit seiner Frau Mieta und Marie Steiner das „Anthea-Institut für Rudolf Steiner Pflanzenfarbenherstellung‟. Man verwendete die Stuttgarter Laboreinrichtung und baute auf die bisherigen Forschungsergebnisse. Anfangs arbeiteten auch Thekla Schmiedel und Otto Eckstein mit. Schon nach vier Jahren musste das Institut, für das neben einem großzügigen Privathaus auch ein eigenes Gebäude im Südosten des Goetheanum erbaut wurde, geschlossen werden - durch die Weltwirtschaftskrise hatte Scott Pyle beinahe über Nacht sein gesamtes Vermögen verloren.

1933 geriet Scott Pyle in eine ernste gesundheitliche Krise und reiste nach Neu Mexiko und Arizona, einige Zeit verbrachte er auch in Italien. Nach vier Jahren kehrte er mit neuen Kräften und Zukunftsplänen zurück. Einer Ausstellung in Den Haag, die neue, in Amerika entstandene Arbeiten zeigte, folgte vom Sommer bis zum Herbst eine Gesamtausstellung seiner Werke am Goetheanum. Er erhielt Aufträge und der erwähnte Bühnenvorhang für die Mysteriendramen wurde zu Michaeli 1937 fertig gestellt. Pläne für eine weitere Ausstellung führten Scott Pyle erneut nach Holland, wo er ganz unerwartet am 13. Februar 1938 im 50. Lebensjahr starb.

Christiane Haid

Quellen Erwähnungen

N 1926 S. 52, 78
N 1927 S. 34f, 40, 48
N 1930 S. 132
N 1931 S. 116
N 1932 S. 47
N 1933 S. 208
N 1934 S. 150
N 1938 S. 51
N 1939 S. 116
N 1940 S. 31
N 1942 S. 116, 152, 186f
N 1944 S. 150
N 1950 S. 170
N 1953 S. 129
N 1954 S. 117
N 1966 S. 128
N 1970 S. 164, 203
G 1940 Nr. 14 M v.Baravalle
GA 260 Personenregister
GA 263/1 Personenregister
NAA 1958 Nr. 78, S. 6
Sam, M.M.:Eurythmie. Dornach 2014, S. 78, 336

Info

Unterlagen im Archiv der Nachlassverwaltung
Künstler, gestaltete den eisernen Vorhang der Goetheanum-Bühne
1924 heiratete er die Eurythmistin Mieta Waller, zwei Jahre später wurde
die Tochter Joanna geboren.
Werke: Farbe, Form und Seelenwalten (Aus den Erlebnissen eines Malers), in:
Zwölf Entwürfe für die Malerei der großen Kuppel, Dornach 1930;
Vorverkündigung und Heroldtum des Christus-Impulses, o. A.; Übersetzung
ins Englische erschienen; Beiträge in BGA, N.
Literatur: Steiner, M.: William Scott Pyle, in: N 1938, Nr. 8; Tuch, K.:
Erinnerung an William Scott Pyle, in: N 1938, Nr. 11; Steffen, A.:
Gedenkworte für William Scott Pyle bei der Trauerfeier im Gewölbesaal des
Goetheanum am 16. Februar 1938, in: Geistesschulung und
Gemeinschaftsbildung, Dornach 1974; GA 260a, ²1987; Lindenberg, Chronik
1988.
Abkürzungen: siehe hier
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