José del Monte

del Monte, José

Pseudonym/Varianten: Jose

Unternehmer.

*27.07.1875, Hamburg (Deutschland)

✟14.04.1950, Bad Liebenzell-Unterlengenhardt (Deutschland)

José del Monte gehörte zu den entscheidenden Förderern im Aufbau der anthroposophischen Arbeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Er war eine derjenigen Persönlichkeiten, auf deren stilles und zuverlässiges Wirken Rudolf Steiner absolut vertrauen konnte.

Er stammte aus einer tüchtigen jüdischen Kaufmannsfamilie in Hamburg, die in Chile mehrere Kaufhäuser betrieb, und wurde selbst in eine kaufmännische Lehre gegeben. Nach zweijähriger Volontärszeit in Paris lud ihn sein Onkel Adolf Arenson nach Stuttgart ein, wo er 1898 eine Kartonagenfabrik gründete. Diese Unternehmung war so erfolgreich, dass sie nach dem Neubau der Firma 1914 - der Bau wurde neben der Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik von Emil Molt errichtet und stellte u. a. für sie die Zigarettenschachteln her - bald ca. 2000 Arbeiter(innen) beschäftigte. Der Erfolg der Firma in allen Phasen ihres Bestehens erlaubte es José del Monte, die anthroposophische Sache großzügig zu fördern.

Diese Förderung war nicht nur eine finanzielle, sondern auch eine ganz persönliche. Er war es, der den Raum für die Stunden des „Misraim-Dienstes‟ in Stuttgart vorbereitete, er war es, der 1910 den Bauverein für ein eigenes Zweighaus zusammenrief und ihm dann vorstand; er war es auch, der sich für dieses Haus verantwortlich empfand und es bis zur Enteignung unter den Nationalsozialisten (1935) betreute, sodass er als der gute Geist dieses Hauses erlebt wurde. 1920 übergab er ganz selbstverständlich seine gut gehende Firma dem „Kommenden Tag‟, wo er zwar als Direktor angestellt wurde, aber die Gewinne flossen alle den angeschlossenen Unternehmen zu. Wie sich bei einer Prüfung vor wenigen Jahren ergeben hat, war diese Firma der einzige Betrieb des „Kommenden Tages‟, der wirkliche Gewinne machte und große Summen der Waldorfschule, dem Verlag, den naturwissenschaftlichen Forschungsstätten usw. zur Verfügung stellen konnte.

Nach der Liquidation des „Kommenden Tages‟ 1924 hat José del Monte seine eigene Firma mit Bankkrediten wieder zurückgekauft und wieder von vorn angefangen. Auch das gelang. Trotz dieser misslichen äußeren Situation hat sich del Monte 1924 auf Bitten Marie Steiners energisch für den Eurythmieverein eingesetzt und dafür gesorgt, dass für die entstehende Eurythmieschule ein schön gestaltetes Barackengebäude errichtet werden konnte.

Auf Bitten Rudolf Steiners nahm er sich zusammen mit seiner Frau der beiden Koegelskinder an, deren Mutter (Lehrerin an der Waldorfschule) schwer erkrankt war und bald darauf verstarb, und gab ihnen ein neues Zuhause. Viele Waldorfschüler und werdende Eurythmistinnen konnten am häuslichen Mittagstisch teilnehmen und manche Schüler der oberen Klassen durften kostenlos bei del Montes wohnen. Für zahllose Kinder der Arbeiter und Angestellten seines Betriebes übernahm er die Patenschaft, wenn sie die Waldorfschule besuchen wollten.

In den Zeiten des „Dritten Reiches‟ wurde er zunehmend von den Behörden schikaniert, dann 1938 verhaftet und 1939 ausgewiesen. Mit zehn Mark Reisegeld ausgestattet wurde er zunächst in Dornach aufgenommen, von wo aus er nach Chile ausreisen musste.

1948 kam er in das zerstörte Deutschland zurück, in das er sich nach neunjähriger Abwesenheit nicht leicht wieder einleben konnte - nach schwerer Krankheit starb er am 14. April 1950.

José del Monte war klein von Wuchs, unauffällig und bescheiden im Auftreten. Aber sein liebevoller Einsatz für die anthroposophische Sache, sein tatkräftiges, hilfreiches Wesen für alle Menschen seines Betriebes, der Waldorfschule, der Eurythmieschule und seines Umkreises, machten ihn zu „einem der gütigsten Menschen‟, die es je gab - so der Ausspruch von jemand, der ihn gut kannte und tief verehrte. Dass er am Ende seines Lebens die Emigration erleben musste, mit allen Konsequenzen, die sie mit sich brachte, und sich nicht mehr um sein geliebtes Zweighaus kümmern konnte, lässt etwas von der Tragik aufscheinen, welche auch dieses Leben umwob.

Die Anthroposophische Gesellschaft verdankt ihm viel, denn er gehörte zu jenem Mutterboden selbstloser und tüchtiger Menschen, ohne den sie nicht hätte wirksam werden können.

Frank Teichmann

Quellen Erwähnungen

N 1924 S. 44, 80
N 1929 S. 208
N 1931 S. 127
N 1932 S. 63
N 1953 S. 195
N 1954 S. 81
N 1955 S. 210f
N 1957 S. 5
N 1960 S. 81
MaD 1950 Nr. 13 Beilage, S. 14
MaD 1955 Nr. 33, S. 126-131 Zum 80. Geburtstag
GA 260 a Personenregister
Literatur: Colazza, F.: José del Monte, in: MfM 1950, Nr. 5; Büchenbacher, H.: José del Monte, in: N 1950, Nr. 19; Leinhas, E.: José del Monte, in: MaD 1950, Nr. 12; GA 262, 1967; Schöffler 1987; Lindenberg, Chronik 1988; GA 259, 1991.
Abkürzungen: siehe hier
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