Meebold, Alfred
Unternehmer, Schriftsteller.
*24.09.1863, Heidenheim a.d. Brenz (Deutschland)
✟06.01.1952, Havelock North (Neuseeland)
Alfred Meebold gehörte zum engeren Umkreis Rudolf Steiners. Als „Botschafter der Anthroposophie‟ unternahm er lange Reisen, um die Geisteswissenschaft auch in andern Erdteilen zu verbreiten. Ermöglicht wurde ihm diese Mission durch glänzende Sprachkenntnisse und seine enge Verbindung zu anderen Kulturen.
Meebold war ein Enkel des Gründers der Württembergischen Cattun-Manufaktur. Auf Wunsch des Vaters sollte er die Leitung der bedeutenden Firma übernehmen, doch nach einer Lehr- und Wanderzeit in der Textilindustrie in England, Italien und der Schweiz stellte sich heraus, dass seine zarte Gesundheit ihm dies verbot. Mit 28 Jahren entschied er sich für die Laufbahn des Schriftstellers und Wissenschaftlers. Durch seinen Hausarzt, einen Parapsychologen, kam er in Berührung mit dem Okkultismus. Mit 35 Jahren trat er in London in die Theosophische Gesellschaft ein und unternahm um die Jahrhundertwende zwei Reisen nach Indien, „um selber (zu) sehen, ob das wahr sei, was die Leitsterne der englischen Theosophie über Indien sagen und schreiben, nämlich dass dort die Geistigkeit zu suchen sei, die der Menschheit die Erlösung bringen soll‟. (Glück, S. 1)
Tatsächlich wurde ihm dort okkulte Erfahrung zuteil. Im Hochgebirge von Kaschmir widerfährt ihm ein übersinnliches Erlebnis, danach ein zweites in West-Tibet auf einem Felsen hoch über dem Indus. (Meebold 1917, S. 263, 266) „Auf diesem unvergesslichen Hintergrund kam der Stopp, der mein ganzes bisheriges Leben in andere Richtung bringen sollte.‟ (Zitiert nach Glück, ebd.) Meebold hörte Rudolf Steiner 1904 in Berlin und traf ihn wenig später in München. Steiner hat später Meebolds Autobiografie - die unter Anthroposophen keineswegs nur Zustimmung fand - begrüßt.
Auf seine Initiative wurde um 1910 der Zweig in Heidenheim als offener Treffpunkt für Angehörige aller Gesellschaftsschichten gegründet und im November 1911 in Anwesenheit von Rudolf Steiner eingeweiht. Kreise ähnlicher Zusammensetzung hat Meebold dann von New York bis Honolulu, von London bis Rom zusammengebracht.
Im ersten Weltkrieg leitete er vertretungsweise die Cattun-Manufaktur. Jahrelang begleitete Meebold Rudolf Steiner auf dessen Vortragsreisen. Hunderte von Vorträgen hat er mitgeschrieben, hat sie Freunden, Interessierten und den anthroposophischen Archiven übergeben, um sie für kommende Generationen zu bewahren. In der Dreigliederungsbewegung gehörte er zu den Vortragsrednern der ersten Stunde. Er war 1920 Mitbegründer der „Der Kommende Tag AG‟.
Seine Liebe gehörte der Botanik, in der er, obwohl Autodidakt, fachwissenschaftliche Anerkennung erntete. Zwei exotische Pflanzenarten erhielten seinen Namen. Seine botanischen Sammlungen schenkte er der Universität in München.
Die Arbeit im Heidenheimer Zweig, der in seinem Haus beheimatet war, empfing durch ihn starke Impulse. Seine „ungenierte und direkte Art, Vorurteile, Denkgewohnheiten, Halbwahrheiten zu wittern, sie erbarmungslos beim Schopf zu packen‟ (Schornstein 1943, S. 154), führte zu dem Ergebnis, dass unabhängige und kritische Mitglieder in die Gesellschaft hereinwuchsen. Die Kriegserklärung Deutschlands an die USA 1941 überraschte den „Botschafter der Anthroposophie‟ auf Hawaii, wo er bis 1946 festgehalten wurde. Zu seiner Wahlheimat und seinem Alterssitz aber wurde Neuseeland. In dem von Ruth Nelson und Edna Burbury gebauten Haus „Taruna‟ bei Hastings lebte und arbeitete er von 1938 bis 1940 und von 1946 bis zu seinem Tode. Der Aufbau der anthroposophischen Gesellschaft in Neuseeland verdankt diesem Zusammenwirken in „Taruna‟ viel.
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