Professor,Pfarrer Eymann, Friedrich Fritz
Pfarrer, Hochschullehrer.
*13.12.1887, Unterlangenegg (Schweiz)
✟02.09.1954, Bern (Schweiz)
Friedrich Eymann war eine der markanten Persönlichkeiten im schweizerischen Geistesleben der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er setzte sich im Rahmen der staatlichen Lehrerbildung für die Anthroposophie Rudolf Steiners, besonders für die Verbreitung seiner pädagogischen Impulse ein. Seine Schüler trugen Elemente der anthroposophischen Pädagogik in die schweizerische Staatsschule, die für die öffentliche Schulentwicklung der 40er- und 50er-Jahre im Kanton Bern mitbestimmend wurden.
Friedrich Eymann wurde als einziger Sohn des Primarlehrers und Organisten Ernst Friedrich Eymann und der Handarbeitslehrerin Caroline, geb. Dolder, am 13. Dezember 1887 in Unterlangenegg, einem kleinen Bauerndorf unweit des Emmentals, geboren. Er hatte noch zwei jüngere Schwestern.
Friedrich besuchte das Freie Gymnasium in Bern. Er legte 1907 sein Abitur ab und begann, ebenfalls in Bern, ein Theologiestudium, das er 1913 abschloss. Einen Teil seiner Studienzeit verbrachte Friedrich Eymann in Tübingen. Der Philosophie des deutschen Idealismus sowie der klassischen deutschen Dichtung galt sein besonderes Interesse. Eine lebenslange Beschäftigung mit Goethe nahm hier ihren Anfang.
Seine erste Pfarrstelle hatte Friedrich Eymann in der emmentalischen Bauerngemeinde Eggiwil. Er war dort 15 Jahre als Seelsorger und Kulturförderer tätig. Eymanns enge Verbindung zur Volksschule führte zu einer intensiven Lehrerfortbildungstätigkeit. Er richtete ein Collegium philosophicum und Collegium musicum ein.
1918 heiratete er die Lehrerstochter Rosa Steiner aus Eggiwil. Sie schenkte ihm vier Kinder, starb jedoch 1926, kurz nach der Geburt des vierten Kindes. Eine Schwester der Verstorbenen, Frieda, wurde 1931 seine zweite Gattin.
1924 lernte Friedrich Eymann als Teilnehmer des „Berner Lehrer-Kurses‟ (GA 309) Rudolf Steiner kennen. Steiner erwähnte während des Kurses, dass anthroposophische Pädagogik „in jede Art von Schule [...] gebracht werden kann‟, was Eymann beeindruckte und seinen kritischen Geist herausforderte. Er nahm sich vor, die Geisteswissenschaft Steiners gründlich zu prüfen. So wurde die Anthroposophie bald zur Grundlage seines Denkens und Forschens.
Ebenfalls im Jahre 1924 wurde Eymann als Dozent für Theologie an das Staatsseminar Hofwil-Bern berufen und übernahm ab 1928 den gesamten Religionsunterricht, zudem erhielt er 1928 eine Professur für Ethik an der theologischen Fakultät der Universität Bern. Bei jungen, suchenden Menschen fand Eymann besondere Aufmerksamkeit, nicht zuletzt wegen seines bemerkenswert eigenständigen Religionsbegriffs, der sich von den üblichen kirchlichen Lehren deutlich unterschied. Eine zeitgemäße religiöse Erkenntnis nahm für Eymann ihren Ausgangspunkt beim denkenden Menschen. Er betrachtete es als eine Aufgabe des Menschen, die Schöpfung weiterzuentwickeln, und verstand das „Christsein‟ als eine erkenntnisorientierte und selbstverantwortliche Haltung der Welt gegenüber. Mit diesem Religionsbegriff, der den erkennenden Menschen in den Mittelpunkt stellte, stand Eymann in schroffem Gegensatz zur damaligen Renaissance der Reformationstheologie eines Karl Barth oder Emil Brunner, die dem menschlichen Denken ein tiefgründiges Misstrauen entgegensetzten und von der prinzipiellen Verdorbenheit und Erlösungsbedürftigkeit der menschlichen Natur ausgingen. - Eymanns Sicht beinhaltete nicht zuletzt auch eine pädagogische Herausforderung. In offiziellen kirchlichen Kreisen stieß Eymanns Anliegen auf Unverständnis und Ablehnung. Als er 1931 einen Vortragszyklus über „Das Christentum und die vorchristlichen Religionen‟ in Buchform veröffentlichte, in dem er die großen vorchristlichen Religionssysteme als Vorbereitungsimpulse für das Christentum schilderte, wurde er von der Kirche der modernen Ketzerei bezichtigt. Nicht zuletzt deshalb, weil er sich in seinen Ausführungen auf die Forschungen Steiners stützte. Von Amts wegen wurde nun die Frage gestellt, ob ein offensichtlicher Irrlehrer in der staatlichen Lehrerausbildung geduldet werden könne.
Durch sein Lehramt war Eymann auch in der pädagogischen Diskussion engagiert. Als 1936 sein Buch „Anthroposophische Pädagogik und Staatsschule‟, das er zusammen mit dem Volksschullehrer Max Leist erarbeitet hatte, veröffentlicht wurde, warf man ihm Unkollegialität und Beeinflussung der Schüler durch anthroposophisches Gedankengut vor, das zu „Unordnung und Wirrwarr‟ in den Schulstuben geführt habe. Eymann hatte die damals bestehenden Schulformen einer harten Kritik unterzogen und die Idee einer „Menschenschule‟ im Sinne Pestalozzis auf der Grundlage einer geisteswissenschaftlichen Anthropologie entworfen. Seine z.T. polemischen Ausführungen verletzten jedoch einzelne Kollegen und erschütterten seine Stellung als Seminarlehrer, sodass 1938 sein Lehrauftrag nicht erneuert wurde. Weder politische Interventionen im Bernischen Großen Rat noch der Einsatz seiner Schüler konnten eine Rehabilitierung herbeiführen. Der Entlassung aus dem öffentlichen Schuldienst setzte Eymann ungebrochenen Mut und geistige Produktivität entgegen. Er ging den von ihm als richtig erkannten Weg unbeirrt weiter und gründete die Zeitschrift „Gegenwart‟ sowie den „Troxler-Verlag‟. Er nutzte sie bis zu seinem Lebensende, um seine Gedanken und die seiner Schüler in Aufsätzen, Vortragszyklen und Studien einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Themenvielfalt beider Presseorgane ist beeindruckend.
Um seiner Arbeit auch einen institutionellen Rahmen zu geben, gründete Eymann 1942 die heute noch bestehende, an die 700 Mitglieder zählende „Freie Pädagogische Vereinigung‟ (FPV) in Bern. Sie setzte sich als Ziel, die von Pestalozzi geforderte und von Steiner begründete Erziehungsweise zu fördern und auszubauen. Mitglieder der Vereinigung waren und sind vorwiegend Lehrkräfte der Staatsschulen.
1944 trat Friedrich Eymann freiwillig von seiner Ethik-Professur an der theologischen Fakultät zurück.
Als 1946 in Bern die erste Rudolf Steiner-Schule eröffnet wurde, waren unter den Initianten und treibenden Kräften einige seiner Schüler. Er selbst unterstützte die wachsende Schule mit Rat und Tat.
Friedrich Eymanns Tätigkeit konzentrierte sich ab 1939 vor allem auf Beratung und Erwachsenenbildung. Er gab regelmäßig Kurse zu menschenkundlichen Fragen, wobei das anthroposophische Gedankengut im Zentrum stand. Ab 1945 veranstaltete er jährlich eine „Studien- und Übungswoche für anthroposophische Pädagogik‟, die bis heute fortbesteht. Auch im Rahmen der Volkshochschule entfaltete Eymann eine überaus fruchtbare Vortragstätigkeit, wobei Menschen aller Schichten zu seinen Zuhörern gehörten.
Obwohl Eymann der Anthroposophie nah verbunden war, wurde er erst 1943 Mitglied der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft. Von den Vorstandsmitgliedern stand er Marie Steiner am nächsten und teilte auch in den Auseinandersetzungen innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft ihre Auffassung. Eymann fand zu dem in Bern bestehenden Johannes-Zweig keine Beziehung, sodass er mit einigen Gesinnungsgenossen 1944 den Goethe-Zweig gründete, dessen Leitung er 1948 übernahm. Als Ende der 40er-Jahre die Marie Steiner nahe stehende „Anthroposophische Vereinigung in der Schweiz‟ gegründet wurde, beteiligte sich Eymann aktiv an der Arbeit. Er starb am 2. September 1954 an den Folgen einer Gehirnblutung.
15.05.1930 - 17.05.1930: Jugendtreffen
01.08.1930 - 09.08.1930: Sozialwissenschaftliche Arbeitswoche "Die soziale Wirklichkeit 1930"
07.10.1931 - 13.10.1931: Öffentliche pädagogische Tagung "Geistesschulung und Menschenbildung"
01.01.1933 - 31.12.1933: Einrichtung von Freien Mittelschulkursen an der Rudolf Steiner Schule Basel
13.01.1933 - 15.01.1933: Öffentliche sozialpädagogische Tagung "Freiheit und Verantwortung"
22.09.1933 - 21.10.1933: Öffentliche Vortragsreihe
29.09.1933 - 03.10.1933: Michaelitagung am Goetheanum
06.10.1933 - 08.10.1933: Öffentliche Tagung
01.01.1939 - 31.12.1939: Vorträge
01.01.1939 - 31.12.1939: Die Wirksamkeit von F. Eymann
11.04.1939 - 19.04.1939: Öffentliche Pädagogische Arbeitswoche am Goetheanum
07.08.1939 - 13.08.1939: Öffentliche Pädagogische Tagung am Goetheanum
31.03.1940 - 06.04.1940: Pädagogische Arbeitswoche am Goetheanum
04.08.1940 - 10.08.1940: Öffentliche medizinisch-pädagogische Arbeitswoche am Goetheanum
24.07.1943 - 01.08.1943: Öffentliche Sommertagung am Goetheanum "Aufgaben der Anthroposophie"
23.07.1944 - 30.07.1944: Öffentliche Sommertagung am Goetheanum: "Goetheanismus und Anthroposophie"
09.04.1945 - 15.04.1945: Öffentliche pädagogische Tagung am Goetheanum
15.10.1945 - 20.10.1945: Öffentliche mathemantisch-Physikalische Arbeitswoche
01.01.1946 - 31.12.1946: Beiträge für ein freies Geistsleben
01.01.1946 - 31.12.1946: Beiträge für ein freies Geistesleben
07.01.1946 - 13.01.1946: Pädagogische Arbeitswoche am Goetheanum
24.02.1946 - 24.02.1946: Anmeldung der "Freien Arbeitsgruppe" beim Vorstand
01.06.1946 - 30.06.1946: Beiträge für ein freies Geistsleben
01.01.1948 - 31.12.1948: Freie Arbeitsgruppe
04.10.1948 - 09.10.1948: Musikalische Arbeitswoche
13.07.1949 - 10.08.1949: Ferienkurs
03.10.1949 - 08.10.1949: Sprachliche Arbeitswoche
10.04.1950 - 15.04.1950: Arbeitswoche
27.05.1950 - 29.05.1950: Pfingsttagung in Bern
09.10.1950 - 14.10.1950: Morphologische Arbeitswoche
31.12.1950 - 02.01.1951: Tagung zur Jahreswende
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