Ingenieur Etienne, Ernest
Ingenieur.
*01.10.1876, Medellín (Kolumbien)
✟02.08.1968, Carouge (Schweiz)
Ernest Etienne gehörte seit 1919 zu den engeren, in wirtschaftlichen und organisatorischen Fragen erfahrenen Mitarbeitern im unmittelbaren Umkreis des Goetheanum.
1913 war Ernest Etienne als leitender Ingenieur eines Kraftwerks bei Marburg an der Drau (Steiermark) tätig. Da er die deutsche Sprache nicht perfekt beherrschte, nahm er seine spätere zweite Frau Claire (Clara Lanz aus Bern) als Sekretärin mit, die er Ende 1913 dort heiratete. Mit ihr wurde er im Mai 1914 in Graz Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft.
Seine Rückkehr in die Schweiz im September 1918 war zunächst beruflich bedingt, da er an verschiedenen Großbaustellen eingesetzt war. So wirkte er 1920-24 am Bau des Rhône-Wasserkraftwerks Chancy-Pougny bei Genf mit. Doch auch der Bau des ersten, noch unvollendetren Goetheanum und der von dort ausgehende Kulturimpuls zogen ihn und seine Frau an. 1919 baute er sich ein Landhaus in Arlesheim. Im folgenden Jahr unterzieht er sich der Aufgabe, in der französischen Schweiz und Frankreich Kapital für eine zu gründende „Dreigliederungsbank‟ zu beschaffen. Im April 1920 gehörte er zu den Mitgründern des „Vereins für Goetheanismus‟, der als Bauträger für die Errichtung von Mitarbeiterwohnungen in Dornach fungierte. Bei der am 16. Juni 1920 in Dornach erfolgten Gründung der „Futurum AG‟ wurde Ernest Etienne in deren Verwaltungsrat berufen, 1921 war er Delegierter des Verwaltungsrates. 1923 war Etienne Zweigleiter der Arbeitsgruppe Genf und Delegierter der Anthroposophischen Gesellschaft in der Schweiz.
Am 19. März 1925 wurde er von Rudolf Steiner in die siebenköpfige Leitung der Administration des neuen Goetheanum-Baus berufen, der auch Emil Grosheintz, Rudolf Geering-Christ, Maria Schieb, Marie Hirter-Weber, Lucie Bürgi-Bandi und Otto Rietmann angehörten. Nach dem Tod Rudolf Steiners betrieb Ernest Etienne, nachdem er seine Mitarbeit am Goetheanum wegen persönlicher Differenzen mit dem Vorstandsmitglied Guenther Wachsmuth niedergelegt hatte, eine erfolgreiche anthroposophische Öffentlichkeitsarbeit, indem er u. a. Persönlichkeiten wie Roman Boos, Curt Englert und Friedrich Eymann regelmäßig als Vortragsredner nach Genf holte. Seit 1934 war Ernest Etienne Direktor einer Gießerei. 1946 war er Mitglied des Zweiges de Jaager in Dornach. Noch 1956 leitete er eine anthroposophische Arbeitsgruppe in Genf.
Zu seinem Bekanntenkreis gehörten Roman Boos, Karl Ballmer sowie Ernst Gimmi.
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