Dürler-Hammel, Edgar
Kaufmann.
*16.09.1895, St. Gallen (Schweiz)
✟27.01.1970, Arlesheim (Schweiz)
Edgar Dürler führte über ein Vierteljahrhundert als Präsident und Delegierter des Verwaltungsrates die Weleda AG.
Er wuchs in einer Kaufmannsfamilie in der Textilstadt St. Gallen auf und absolvierte die Merkantilabteilung der dortigen Kantonsschule. Seine 1912 begonnene kaufmännisch-technische Berufsausbildung in der Textilbranche wurde im Ersten Weltkrieg immer wieder unterbrochen, er stand von 1914-18 oft monatelang als Fourier an der Grenze. Dort befreundete er sich mit dem jungen Wachtmeister Walter Knopfli, dem späteren Zweigleiter von St. Gallen.
In der Nachkriegszeit war Edgar Dürler 1919/20 als Vertreter eines St. Galler Vorhang- und Dekorationsstoffunternehmens im In- und Ausland tätig und nutzte die Abende in den Hotels zum Studium der Anthroposophie. 1920 hörte er auf der Rückkehr von einer Geschäftsreise in Basel erstmals einen Vortrag Rudolf Steiners über die soziale Dreigliederung (GA 334). Durch seine Interessen für soziale Fragen kommt er in Kontakt mit Roman Boos, zu dem sich eine lebenslange Freundschaft entwickelt. Ein erstes Gespräch mit Rudolf Steiner findet im Herbst 1920 statt.
1921 holte Willy Storrer Dürler als kaufmännischen Mitarbeiter für die neu begründete Wochenschrift „Das Goetheanum‟ nach Dornach. Emil Molt, der seit November 1921 mit der Reorganisation der Futurum AG beauftragt war, glaubte, dass sich die Fähigkeiten Dürlers in der Direktionszentrale der Futurum besser entfalten könnten, er beauftragte ihn mit der Pflege der Beziehungen zur Konsumentenschaft - dort erlebte er den krisenhaften Gang der Unternehmung aus nächster Nähe mit. Seit dem 23. März 1922 war er Delegierter des Futurum-Verwaltungsrats und besorgte in Zusammenarbeit mit Emil Leinhas die Liquidation.
In den nun folgenden Jahren widmete er einen Großteil seiner Arbeitszeit dem eigenen Textilunternehmen, das er 1924 wieder in Gang gebracht hatte. In der Zusammenarbeit mit dem Künstler Alfons Blank kam Dürler die Idee, mittels Schablonen ganze Stoffbahnen zu bedrucken. Von 1927-35 beschäftigte Blank bis zu 50 Mitarbeiter, die ausschließlich für die Firma Dürlers arbeiteten. Die Bekanntschaft mit den damals noch jungen Künstlern Willi Baumeister und Oskar Schlemmer und die Dessauer „Bauhaus-Motive‟ inspirierten Dürler zu modernen Dekorationsstoffen.
Durch den Erfolg seines Textilunternehmens finanziell unabhängig, konnte Dürler sich für die wirtschaftlichen Belange der anthroposophischen Bewegung, insbesondere der Weleda AG, einsetzen.
In der Wirtschafts- und Führungskrise der Weleda durch die unglückliche Verbindung mit der Einsinger Knopffabrik wurde Dürler am 9. Mai 1931 nach dem Rücktritt von Josef van Leer zum Präsidenten und Delegierten ihres Verwaltungsrats bestimmt. Über mehr als ein Vierteljahrhundert führte er dieses Unternehmen erfolgreich durch schwierige Situationen, es gelang ihm, trotz der Zeitumstände, des Krieges und der drohenden Schließung der deutschen Niederlassung durch die Nazis, die Weleda AG zu einer Weltfirma auszubauen. Eine seiner bis heute weiter wirkenden Initiativen war die Gründung der „Weleda-Nachrichten‟ 1932.
Wegen einer schweren Erkrankung musste Dürler das Amt des Verwaltungsrats-Präsidenten 1958 niederlegen, blieb aber bis 1964 Mitglied des Verwaltungsrats. Er starb 1970 in der Ita Wegman-Klinik im Beisein seiner Söhne.
01.08.1930 - 09.08.1930: Sozialwissenschaftliche Arbeitswoche "Die soziale Wirklichkeit 1930"
09.05.1931: Außerordentliche Generalversammlung der Weleda AG
27.07.1931 - 08.08.1931: Vorträge und Besprechungen über die Zeitereignisse
01.01.1933 - 31.12.1933: Einrichtung von Freien Mittelschulkursen an der Rudolf Steiner Schule Basel
01.01.1937 - 31.12.1937: Jahresbillanz der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft 1936
20.04.1956: Grundsteinlegung für den Erweiterungsbau der Weleda
01.01.1958 - 31.12.1958: Präsident der Weleda
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