Stefan Graf Lubienski

Graf Lubienski, Stefan

Komponist, Lehrer.

*10.03.1893, Ostrowce (damals Russland)

✟23.02.1976, Driebergen (Niederlande)

Stefan Lubienski kam am 10. März 1893 in dem von Russland besetzten Teil Polens zur Welt. Er verbrachte seine Jugend auf dem Landsitz seiner gräflichen Eltern in dem Dorfe Ostrowce, 70 Kilometer von Warschau entfernt. Schon früh entwickelte er das Vermögen, sich in verschiedenen Innenwelten zu bewegen. Er sah, dass die menschliche Entwicklung in einer weit zurückliegenden Vergangenheit anfing und dass diese über viele Inkarnationen, unterbrochen von Perioden in einem rein geistigen Dasein, sich einen Weg in die Zukunft sucht. Er erlebte, dass der Mensch in Zusammenarbeit mit kosmischen Wesenheiten immer wieder eine neue Zukunft schaffen kann. Auf diese Weise war ihm der Mensch in die Erlösung der Welt aktiv mit einbezogen. In literarischer Hinsicht offenbarte sich ihm das Ideal des menschlichen Bildungsweges, indem er vier Mysteriendramen als ein Gesamtkunstwerk von Musik, Poesie und Schauspiel niederschrieb.

In ihren Jugendjahren erhielten Stefan und sein Bruder Michael hauptsächlich Unterricht von ihren Eltern. Nach Absolvierung des Gymnasiums studierte er an der Musikakademie in Wien, wo er inmitten der tonangebenden modernen Musik Schönbergs und Debussys lernte, seinen eigenen Weg zu gehen, indem er die innerlich gehörten Töne zum Ausdruck brachte.

Nach seiner Studienzeit wurde sein Leben von vielen Reisen in vielen Farben gezeichnet. So verbrachte er 1921-26 in Japan, wo er intensiv die japanische Religion und Kultur studierte und insbesondere das No-Drama kennen lernte. Das führte u.a. 1927 zu seinem Buch über Japan. Eine sehr wichtige Inspirationsquelle war für ihn die Anthroposophie durch das Werk Rudolf Steiners, das er durch authentische Erkenntnisse weiterentwickelte. Schon mit 13 Jahren, als seine Mutter und sein Bruder Anthroposophen wurden, las er die „Theosophie‟. Zunächst war er Professor für Komposition am Konservatorium in Krakau. Ab 1927 arbeitete er im polnischen Außenhandel in Rotterdam. In seinem Leben hat er wohl 30 sehr unterschiedliche Berufe ausgeübt, die alle zu seiner inneren Entwicklung beigetragen haben: vom Direktionssekretär einer Bank zum Mitarbeiter in der Widerstandsbewegung in Südfrankreich, vom Generalkonsul zum Schuster in den Niederlanden, vom Anstreicher zum Heilpädagogen in Schottland. Wegen Zeitmangels musste er seinen 30. Beruf als Künstler oft während Bahnreisen ausüben. Viele seiner Dramen sind unterwegs auf der Reise geschrieben worden. Zum Schluss war er in Holland Russischlehrer beim englischen Militär bis zur Pensionierung.

Nach seiner ersten Heirat in Paris mit Zina, einer polnischen Adeligen, folgte 1930 eine zweite Ehe mit Nora von Ijsselstein, mit der er zwei Töchter hatte. Er hat zahllose Vorträge über esoterische Themen gehalten, hielt auch jeden September am „Esoterischen Kongress‟ in Berlin einen anthroposophischen Vortrag. Daneben hat er täglich viele Menschen, wenn sie sich um Rat an ihn wandten, in ihrem persönlichen Leben beraten. Es gelang ihm, die Urvergangenheit und die ferne Zukunft zu verbinden, wodurch manches in diesem Leben aufgelöst wurde.

In seinen letzten Lebensjahren ist er Mitbegründer des Altenheims in Kraybeek, Driebergen, geworden und gestaltete dort das Programm mit Vorträgen und Konzerten. Nach einem an inneren und äußeren Erfahrungen sehr reichen Leben starb er - vollkommen bewusst - im Alter von 82 Jahren am 23. Februar 1976 in Driebergen.

Cecile van Spronsen

Quellen Erwähnungen

N 1954 S. 7
N 1959 S. 82, 86
MAVN 1970 Nr. 7/8, Beilageblatt
MAVN 1976 Nr. 2, S. 43
MAVN 1982 Nr. 1, S. 33 Archiv

Info

War in der Leitung der Stiftung Offene Religiöse Gemeinschaft, Haarlem.
Leitete das Kulturzentrum Kraaybeek/Maretak
Werke: Miedzy Wschodem i Zachodem, Warschau 1927; Sigismund von Gleich als Träger des Christus-Impulses, in: Gedenkschrift für Sigismund von Gleich, Zeist 1954; De innerlijke en de uiterlijke twaalfvoudigheid, Driebergen 1972; Vor der Schwelle, Driebergen 1975, Rendsburg ²1987; 30 beroepen & l roeping, Gorinchem 1981; De liefde voor het onvolmaakte, Diever 1982, ²1988; De mens als kruisdrager op zoek naar de zin van het leven; de twaalf zintuigen, Diever 1983; Mens en kosmos, Eemnes 1993; Het twaalfvoudig pinkstermysterie, Diever 1984; Wegen naar geestelijk inzicht, Deventer 1984; Meditatie in het dagelijks leven, Diever 1985, ²1993; Vijandschap, broederschap, Diever 1986; Inwijding, Diever 1988; Prolegomena do Wiedzy, Rendsburg 1988; Die polnische Volksseele und ihre geistige Bestimmung, in: Die polnische Volksseele und die Anthroposophie, Rendsburg 1989; Werken, Eemnes 1993; De evolutie van de materie, Eemnes 2000; Manuskripte: die vier Dramen - Morgenröte; Auferstehung; Todesüberwindung; Befreiung - und Der Mensch als Träger des zwölffachen Weltenwortes; Kompositionen; Beiträge in BfA, La.
Literatur: autobiografisch: Vor der Schwelle. Lebenserzählung eines polnischen Künstlers und Suchers, Driebergen 1975, Rendsburg ²1987; Boegner, K.: Stefan Lubienski, in: MaD 1976, Nr. 118; Popp, O. A.: Stefan Lubienski und die polnische Volksseele, Rendsburg 1986; Heckmann, L.: Valentin Tomberg, Bd. I, Schaffhausen 2001.
Abkürzungen: siehe hier
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