Benno von Heynitz

Dr. jur. von Heynitz, Benno

Landwirt, in der Öffentlichkeits- und Verbandsarbeit.

*16.09.1887, Leipzig (Deutschland)

✟24.01.1979, Hannover (Deutschland)

Benno von Heynitz gehörte zu den engagierten Mitgestaltern der biologisch-dynamischen Arbeit und der Demeter - Bewegung vor dem Zweiten Weltkrieg.

Sein Vater war Offizier, hatte die Familiengüter Heynitz und Wunschwitz verpachtet und verbrachte mit der Familie nur die wenigen Sommerwochen in Heynitz. Die Mutter kam von einem großen Gut in Livland, unweit Riga, starb aber schon wenige Wochen nach der Geburt des Sohnes. Dieser wurde liebevoll in der baltischen Großfamilie aufgenommen, der Heranwachsende pendelte zwischen seiner sächsischen Heimat und dem Baltikum hin und her. In der Fürstenschule (mit Internat) in Meißen legte er nach strenger humanistischer Ausbildung das Abitur ab.

Es entsprach den Vorstellungen der Familie, den ältesten Sohn für den Staatsdienst vorzubereiten. Dies führte zum Jurastudium in München, Kiel und Leipzig mit dem Abschluss zum Dr. jur. Doch schon im Verlauf des Studiums reifte in ihm der Entschluss, mit Ablauf der Verpachtung die beiden Güter in eigene Bewirtschaftung zu übernehmen. Ein großes Wagnis, welches sich jedoch 1912 und 1913 durchführen ließ. Zur gleichen Zeit erfolgte die Eheschließung mit Eleonore von Canal, deren Vater Kunstmaler in München war, sodass ein künstlerisches Element in das alte Stammschloss einzog. Sechs Kinder - fünf Söhne und eine Tochter - wurden der Familie geschenkt. Nicht umsonst wurde Haus und Hof einmal als „Hort der Familie‟ bezeichnet.

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges brachte Benno von Heynitz neue und vielfältige Aufgaben, da er nicht Soldat werden musste. Zunächst galt es in den Nachbarbetrieben beratend mitzuarbeiten, Aufgaben in der Gemeindeverwaltung, im Genossenschafts- und Sparkassenwesen folgten. Umfangreiche Verpflichtungen in der evangelischen Kirche und im Domstift Meißen erforderten Zeit und Kraft.

Eleonore von Heynitz lernte über Monica von Miltitz (Siebeneichen) die Anthroposophie kennen. In dieser Zeit hat auch Benno von Heynitz Rudolf Steiner in Dresden gehört. Diese Eindrücke und die Sorge bereitenden Entwicklungen in der Landwirtschaft der 20er-Jahre führten dazu, dass sich Benno und Eleonore von Heynitz für die biologisch-dynamische Arbeit interessierten und 1928/29 erste Verbindungen aufnahmen. Es ergab sich ein intensiver Gedankenaustausch und freundschaftlicher Verkehr mit Ernst Stegemann, Otto Graf von Lerchenfeld, Erhard Bartsch, Guenther Wachsmuth, Ehrenfried Pfeiffer und vielen anderen. Gemeinsam mit Carl Grund, der 1930 als biologisch-dynamischer Berater nach Sachsen kam, stellten sie nicht nur mit großem Idealismus die eigenen Betriebe auf die neue Wirtschaftsweise um, sondern bauten auch schrittweise die Arbeit im Land Sachsen auf. In den wenigen Jahren bis zum Zweiten Weltkrieg entfaltete sich hier ein reges Leben, welches geprägt war von den Tätigkeiten auf eigenem Felde, einer starken regionalen Gruppenarbeit, vielen Hof- und Felderbegehungen, großen öffentlichen Tagungen und ständigen Auseinandersetzungen mit Vertretern der Wissenschaft und des Regimes. Benno und Eleonore sahen es außerdem als ihre Aufgabe an, zahlreiche junge Menschen auszubilden und in die neue Arbeit einzuführen. Die Heynitz’schen Güter wurden zu einem anerkannten Mittelpunkt biologisch-dynamischer Arbeit.

Der Vorsitz (1933/34) in der „Gesellschaft zur Förderung der Biologisch-Dynamischen Wirtschaftsweise‟, den Benno von Heynitz innehatte, war mit Vorträgen und vielen Reisen verbunden. Hinzu kam die Begründung der Demeter-Bewegung, die mit großem persönlichen und finanziellen Einsatz verbunden war. Dieser Lebensabschnitt endete, wie auch der anderer Freunde in der anthroposophischen Arbeit, im Juni 1941 im Polizeigefängnis in Dresden. Nach den letzten schweren Kriegsjahren musste die Familie im Herbst 1945 infolge der Bodenreform Hof und Land verlassen. Nicht nur die Familie verlor ihre Heimat, die gesamte biologisch-dynamische Arbeit wurde in ihrer Entwicklung weit zurückgeworfen.

Nach 1945 war Benno von Heynitz bemüht, zunächst von Uchte aus mit Max Karl Schwarz in der biologisch-dynamischen Bewegung wieder tätig zu werden und weitere Initiativen in Norddeutschland zu unterstützen.

So wie 1917 die Vertreibung der baltischen Verwandten unmittelbar miterlebt werden musste, so blieb auch ihm selbst das Flüchtlingsdasein des 20. Jahrhunderts nicht erspart. Er verstand es aber, die darin waltende Schicksalstragik ohne Klagen hinzunehmen. Dies galt auch für den Soldatentod dreier Söhne, denen er sich bis zum Lebensende verbunden fühlte.

Benno von Heynitz wurde nach 1945 - relativ spät - Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft.

Nach einer langen Arbeit in Grömitz/Holstein mit seinem Urlaubs- und Ferienhof wandte er sich in den letzten Jahren in Hannover ganz karitativen Bemühungen zu und half in sozialen Zusammenhängen, wo es möglich war. Er hat bis in das hohe Alter hinein eine starke, heitere Kraft besessen, welche ihn dies Schicksal im 20. Jahrhundert tragen und meistern ließ.

Krafft von Heynitz

Quellen Erwähnungen

N 1932 S. 211
N 1933 S. 187
N 1934 S. 210
N 1935 S. 23
N 1960 S. 162
MaD 1978 Nr.123, S. 82
Werke: Betriebsereignisse des Jahres 1936, Meissen 1937; Die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise im Lande Sachsen 1930-1945, Grömitz 1951; Beiträge in D, LE.
Literatur: Heinze, H.: Forschungsring für Biologisch-Dynamische Landwirtschaft, in: MaD 1947, Nr. 1, S. 18; von Wistinghausen, A.: Dr. Benno von Heynitz 90 Jahre, in: LE 1977, Nr. 5; von Heynitz, K.: Benno von Heynitz, in: MaD 1979, Nr. 130; von Wistinghausen, A.: Erinnerungen, Darmstadt 1982; von Heynitz, S.: Eleonore von Heynitz, in: MaD 1985, Nr. 152; Schöffler 1987; Koepf, H., v. Plato, B.: Die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise im 20. Jahrhundert, Dornach 2001.
Abkürzungen: siehe hier
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