Alfred Heidenreich

Dr. phil. Heidenreich, Alfred

Mitbegründer der Christengemeinschaft.

*17.01.1898, Regensburg (Deutschland)

✟11.03.1969, Johannesburg (Südafrika)

Alfred Heidenreich war ein Weltmann. Das zeigte sich in seinem Wirken als Priester in der Christengemeinschaft. So hat er für sie einen ersten großen Bogen der Gründungen gespannt: von Frankfurt über Holland und Großbritannien nach Nord- und Südamerika; er erteilte sogar einen Auftrag im Blick auf Neuseeland und Australien - und ist schließlich in Südafrika gestorben.

Auf einem ökumenischen Treffen in Italien vertrat er die Christengemeinschaft und hoffte zeitlebens, sie würde ihren Platz als die eigentliche heutige christliche Weltreligion einnehmen.

Alfred Heidenreich hatte große Ideen. Er hoffte, in England bis zu seinem Tode genauso viele Mitarbeiter zu haben, wie es bei der Gründung 1922 für die gesamte Christengemeinschaft gewesen waren. Leider hat er das nicht erleben dürfen. Heidenreich war auch in seiner Lenkertätigkeit weltmännisch. Er war der typische Pionier, der instinktiv alles zusammenfasst und in eigener Person leitet, und doch gelang es ihm noch einige Jahre vor seinem Tode, seinen Nachfolger zu ernennen und auch die jüngere Generation einzubeziehen.

Er gehörte zu den „Wandervögeln‟, machte auch bis ins hohe Alter hinein viele Wanderungen, besonders in seinem geliebten Lake District in England. Dabei nahm er immer zahlreiche andere mit. Als er im 70. Lebensjahr noch einmal nach Österreich ging und dort natürlich auch wanderte, kam er ganz begeistert zurück, weil er ein großes Plakat gesehen hatte: „Alter schützt vor Leistung nicht‟. Daraufhin feierte er seinen Geburtstag mit der Jugend, von der er eine farbenfrohe Krawatte geschenkt bekam, die er ganz stolz trug.

Heidenreich liebte die Musik. Er hörte sie nicht nur selbst gerne, sondern unterstützte auch, wo immer er hinkam, musikalische Aktivitäten, ob es in der Familie eines Mitpriesters war, ob er mit Kindern sang und sie aufforderte, auf ihren Instrumenten zu spielen, oder ob es in seiner Gemeinde in London war, wo er viele Berufsmusiker für Konzerte einlud. Etliche Musiker haben so die Christengemeinschaft kennen gelernt.

Alfred Heidenreich wurde am 17. Januar 1898 in Regensburg als fünftes Kind eines protestantischen bayerischen Finanzbeamten geboren. Als Gymnasiast schloss er sich der Jugendbewegung an und spielte in ihr bald eine führende Rolle. Mit 21 Jahren aus englischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, studierte er in München, Rostock und Tübingen Geschichte, Germanistik, Anglistik, Psychologie und Philosophie und promovierte in Erlangen mit einer philologischen Dissertation. Schon 1919 traf er seine spätere Ehefrau, Marta Heimeran. Durch sie lernte er 1920 in Tübingen die Anthroposophie kennen, nahm dann am Freien anthroposophischen Hochschulkurs im März 1921 in Stuttgart teil (GA 324) und stellte sich sofort aktiv in die Bewegung hinein.

Im Herbst 1921 stieß er zu dem Kreis der Gründer der Christengemeinschaft. Er gehörte von Anfang an zur Leitung. Marta Heimeran wurde ebenfalls Priesterin. Gemeinsam begründeten sie die Gemeinde in Frankfurt und nach ihrer Trauung 1929 die Arbeit der Christengemeinschaft in England und Schottland. Dort verbrachte er die restliche Zeit seiner priesterlichen Tätigkeit und reiste immer wieder - solange es noch ging und als es wieder ging - zu den Lenker- und Oberlenkertagen. Das Amt des Oberlenkers hat er 30 Jahre innegehabt.

Er sprach bald englisch wie ein Engländer und gab die Zeitschrift „The Christian Community‟ heraus.

Vor Kriegsausbruch - während der Nazizeit - kämpfte er mit großem Mut zusammen mit anderen um die Erhaltung der Christengemeinschaft. Er kehrte auf dem letzten Schiff am 3. September 1939 nach England zurück und trug so die Bewegung weiter durch. Er wirkte dort insgesamt 40 Jahre, ist während des Krieges nie interniert worden und nahm am 10. September 1947 die britische Staatsbürgerschaft an.

Zur Vorbereitung von Gemeindegründungen flog er 1948 nach Amerika (New York und Chicago), sieben Jahre später nach Südamerika (Brasilien und Argentinien), wo er die erste Menschenweihehandlung in spanischer Sprache zelebrierte. 1965 besuchte er zum ersten Mal Südafrika, wo er bei seiner zweiten Reise 1969 in Johannesburg starb.

Taco Bay

Quellen Erwähnungen

N 1924 S. 142
N 1946 S. 100
N 1953 S. 128
N 1964 S. 194
N 1969 S. 95
MaD 1950 Nr. 13, S. 52
MaD 1969 Nr. 88 Todesanzeige
NAA 1957 Nr. 71, S. 12
NAA 1969 Nr. 2, S. 10
CaC 1977 Nr. Jan, S. 5
AM 1954 Nr. 12, S. 4
AM 1961 Nr. 3, S. 1
AM 1964 Nr. 1, S. 3
AM 1966 Nr. 7/8, S. 3

Info

Gründungspriester der Christengemeinschaft. Vortragender, Autor.
Trat 1954 in die UK-Landesges. über, war 1964-70 kooptiertes
Vorstandsmitglied und leitete die Christengemeinschaft in UK, gründete viele
neue Zentren. War oragisatorisch, finanziell und künstlerisch begabt, machte
selbst Eurythmie.
Werke: Jugendbewegung und Anthroposophie, Stuttgart 1922; Im Angesicht
des Schicksals, Stuttgart 1928; Weltkirchenpläne - die englischen
Welt-Kirchenpläne und die religiöse Weltaufgabe des deutschen Geistes,
Stuttgart 1932; Rudolf Steiner and Anthroposophy, London [1940]; Growing
Point: The Story of the Foundation of the Christian Community, London 1965,
²1979; The Risen Christ and the Etheric Christ, London 1969; The Unknown
in the Gospels, London 1972; The Book of Revelation, Edinburgh 1977; The
Healings in the Gospels, Edinburgh 1980; Übersetzungen ins Deutsche und
Niederländische erschienen; zahlreiche Beiträge in CH, weitere in Pfa, CaC,
CC, CGw, Ent, GBl, MM, N, SbK, Tch, Tom.
Literatur: Wistinghausen, K. v.: Alfred Heidenreich, in: MaD 1969, Nr. 89;
Frieling, R.: Alfred Heidenreich, in: CH 1969, Nr. 4 u. 5; Alfred Heidenreich
Memorial Number, in: CC 1969, Nr. 4; Rathgeber, E.: Jugendbewegung und
Anthroposophie, in: N 1969, Nr. 41; ders.: Alfred Heidenreich and the Youth
Movement, in: CC 1969, Nr. 6; Wistinghausen, K. v.: Alfred Heidenreich vor
zehn Jahren gestorben, in: CH 1979, Nr. 3; Schöffler 1987; Deimann 1987;
Gehlhaar, S.: Die Christengemeinschaft 1924-1945, Darmstadt 1992;
Gädeke, R. F.: Die Gründer der Christengemeinschaft, Dornach 1992.
Abkürzungen: siehe hier
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