Dr.phil. von Kügelgen, Helmut
Journalist, Lehrer.
*14.12.1916, Reval (damals Russland)
✟25.02.1998, Stuttgart (Deutschland)
Helmut von Kügelgen hat die Entwicklung der Waldorfbewegung nach dem Zweiten Weltkrieg entscheidend mitgeprägt. Jahrzehntelang als Lehrer tätig, war er als Mitglied des Verlagsrates am Wiederaufbau des Verlages Freies Geistesleben beteiligt und hatte die Redaktion der Zeitschrift „Erziehungskunst‟ inne. Als Persönlichkeit wirkte er zudem weltweit durch seine Vorträge und Seminare, insbesondere auch für die von ihm mitbegründete „Internationale Vereinigung der Waldorfkindergärten e.V.‟.
Helmut von Kügelgen wird während des Ersten Weltkrieges in Estland geboren. Sein Vater, aus baltischem Adel stammend, war Redakteur und Korrespondent der deutschen Zeitung in St. Petersburg gewesen, infolge der Oktoberrevolution 1917 musste die Familie fliehen. Seine Mutter stammte aus Odessa. Die Kindheit und Jugend verbringt Helmut in Finnland (1918-22), Berlin (1922-30), Bukarest (1930-32) und dann wieder in Berlin. In seiner Jugend schließt er sich der Wandervogel-Bewegung an. Auf Fahrten durch ganz Deutschland entstehen intensive Freundschaften; bedeutungsvolle Lebensfragen und auch Zweifel treten auf. Nach der Hochschulreife (1935) studiert er in Berlin und Königsberg Journalistik und promoviert 1939 mit der Arbeit „Die Presse der Russlanddeutschen in Nord- und Südamerika‟. Dieser Ost-Mitte-West umspannende Titel nimmt sich wie ein Präludium späterer Lebensmotive aus.
Während des Studiums in Berlin lernt er Elena Wassermann und durch sie ihre Schwester, seine spätere Frau Gisela kennen. Im Hause Wassermann begegnet er der Anthroposophie. 1939 wird er als Kriegsberichterstatter der Wehrmacht eingezogen. 1942 heiratet er die ehemalige Waldorfschülerin und Naturwissenschaftlerin Gisela Wassermann, mit der er sechs Kinder haben wird, einen früh verstorbenen Sohn und fünf Töchter.
Nach Kriegsende und kurzer Gefangenschaft entscheidet sich Helmut für den Lehrerberuf und tritt im Mai 1946 in das Waldorflehrerseminar in Stuttgart ein. Schon nach zwei Monaten wird ihm die Führung einer dritten Klasse an der Freien Waldorfschule Stuttgart Uhlandshöhe übertragen, die er bis zur achten Klasse führt. In der Folge sollte er noch drei weitere Klassenzüge von der Ersten bis zur Achten begleiten. Durch Frische und Jugendlichkeit, Wärme, Begeisterungsfähigkeit und moralischen Ernst entstehen dichte Beziehungen zwischen den Schülern und ihrem Lehrer: Die typischen „Kügelgen-Klassen‟ entwickeln Anspruch auf Zuwendung, Vielfalt und Lebendigkeit im Unterricht! Der freie christliche Religionsunterricht, zu dem er von Herbert Hahn berufen wird, und das Halten der Handlungen wird ihm ein lebendig zu pflegender Geistbezug. Nach Hahns Tod übernimmt er die Betreuung des internationalen Religionslehrer-Gremiums mit den alljährlich am Goetheanum stattfindenden Tagungen. In der Schrift „Vertiefung der Waldorfpädagogik‟ stellt er mit anderen Persönlichkeiten zentrale esoterische Motive der Waldorfpädagogik zusammen und sorgt für deren sorgsame Weitergabe und den pfleglichen Umgang damit in den Kollegien.
Von 1948-70 - dann gemeinsam mit Manfred Leist bis 1982 - ist er Schriftleiter der Zeitschrift „Erziehungskunst‟. Hier kommen ihm sowohl sein Journalistik-Studium wie auch seine allgemeine Fähigkeit im schöpferischen Umgang mit der Sprache zugute, dem auch Klassenspiele und Zeugnissprüche für seine Schulkinder entsprungen waren. Nachdem er schon lange Jahre dem Beraterkreis angehört hat, wird er 1967 Mitglied im Vorstand des Bundes der Freien Waldorfschulen. Mit seinen weit gespannten Interessen ist er für die Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland, u. a. auch als deren langjähriges Vorstandsmitglied, tätig.
Die Ende der 60er-Jahre aufkommende Verwissenschaftlichung und Technisierung der Pädagogik - Lernmaschinen, frühe intellektuelle Leistungsforderungen an kleine Kindern u.Ä. - lassen ihn für das Recht des kleinen Kindes auf unbeeinträchtigte Entwicklung aller Fähigkeiten und Gemütskräfte eintreten und 1969 die „Internationale Vereinigung der Waldorfkindergärten e.V.‟ mitbegründen. In diesem Zusammenhang wird er auch zum Mitveranstalter der jährlichen internationalen Tagung der Waldorfkindergärten. Die internationa-le Kindergarten-Bewegung entwickelt sich ausgesprochen fruchtbar und wird in vielen Ländern zu einem anerkannten Kulturfaktor.
Neben der Mitarbeit an verschiedenen Erzieher- und Elternseminaren gründet er 1975 die staatlich anerkannte Fachschule für Sozialpädagogik in Stuttgart und bleibt deren langjähriger Leiter. Als Vortragender, Berater und Anreger wirkt er weltweit mit besonderem Schwerpunkt in Nord- und Südamerika.
Helmut von Kügelgen selbst sprach von vier Leitmotiven in seinem Leben: Da war der Flüchtling in der Kindheit, verbunden mit den vielen Ortswechseln. Dann der jugendbewegte Wandervogel, mit Liedern, Lagerfeuer und Freundschaften. Als Dichter bezeichnete er denjenigen, der ein Leben lang schöpferisch mit dem Wort in Schrift und Sprache umging. Vor allem aber war er wohl der Sehnsüchtige, der nach dem Geist suchende und ihm durch anthroposophisch inspiriertes Wirken dienende Mensch. Das ihn charakterisierende Bild ist das eines Mannes, der die Lasten des Lebens nicht scheut, weil er das Leben in all seinen Farben und Tiefen liebt. Mit zwei Aktentaschen ging er oft über den Schulhof, in der einen die Manuskripte und Druckfahnen der „Erziehungskunst‟, in der anderen die zu korrigierenden Schulhefte. So gehörte er wohl zu den Wenigen, denen es gelang, pädagogische Praxis und Reflexion in einer sich gegenseitig befruchtenden Weise miteinander zu verbinden. Darüber hinaus zeichnete Helmut von Kügelgen ein feiner, relativierender Humor aus. Er war ein sich restlos einsetzender, herzlich tätiger Mensch.
01.01.1948 - 31.12.1948: Neubegründung des Schulwesens
01.01.1948 - 31.12.1948: Erziehungskunst
31.03.1948 - 06.04.1948: Interne Lehrertagung, erste internationale Lehrerkonferenz
01.01.1949 - 31.12.1949: Erziehungskunst
01.01.1949 - 31.12.1949: Schulbewegung in Deutschland
01.01.1949 - 31.12.1949: Schulreform
19.04.1949 - 24.04.1949: Erste öffentliche Tagung des Bundes der deutschen Waldorfschulen
01.01.1950 - 31.12.1950: "Ex ovo - Essays über die Medizin" von Peter Bamm
01.01.1950 - 31.12.1950: Die Schulpolitik im östlichen Deutschland
27.03.1951 - 01.04.1951: Interne Tagung von Lehrern und Ärzten
13.10.1951 - 19.10.1951: Interne Tagung der Schulbewegung
28.07.1954 - 03.08.1954: Pädagogische Tagung
01.01.1955 - 31.12.1955: Erziehungskunst
01.01.1956 - 31.12.1956: Eröffnung des Landheims Sternfried
01.01.1957 - 31.12.1957: Über die Problematik des Abiturs
06.04.1957 - 13.04.1957: Berufsorientierungskurs
01.01.1958 - 31.12.1958: Helmut Schelsky: "Schule und Erziehung in der industriellen Gesellschaft"
08.04.1958 - 15.04.1958: Berufsorientierungskurs
01.01.1959 - 31.12.1959: Elternabende in der Waldorfschule
01.01.1960 - 31.12.1960: Pädagogische Kurse in Mexico:
01.01.1960 - 31.12.1960: Pädagogische Kurse in Mexico
01.01.1962 - 31.12.1962: Stuttgarter Initiativkreis
01.01.1962 - 31.12.1962: Merkblätter Soziale Hygiene
16.04.1963 - 23.04.1963: Jugendkurs: Menschenkunde, Schicksalskunde
01.01.1964 - 31.12.1964: Programmierter Unterricht
01.01.1964 - 31.12.1964: Freies Jugendseminar Stuttgart
13.04.1964: 1. Trimester des Jugendseminars
01.01.1965 - 31.12.1965: Die deutsche Bildungskatastrophe
01.01.1965 - 31.12.1965: Verlag Freies Geistesleben
10.10.1965: Grundsteinlegung für das Lehrerseminar und die Pädagogische Forschungsstelle
11.04.1966 - 15.04.1966: Interne Lehrertagung
27.05.1966 - 30.05.1966: Öffentliche Jugendtagung Wiederverkörperung des Geistes und Schicksal
01.01.1967 - 31.12.1967: Waldorfschulen in England
01.01.1967 - 31.12.1967: 25 Jahre Freie pädagogische Vereinigung
01.01.1967 - 31.12.1967: Lernmaschinen
01.01.1968 - 31.12.1968: Frühlesenlernen
01.01.1968 - 31.12.1968: Zweisprachige Waldorfschulen
01.01.1968 - 31.12.1968: Jugendunruhen
01.01.1968 - 31.12.1968: Sexualerziehung, Drogen
29.12.1968 - 05.01.1969: Berufs-Orientierungswoche
01.01.1969 - 31.12.1969: Zusammenkunft des Deutschen Mitarbeiterkreises
01.01.1969 - 31.12.1969: Vereinigung der Kindergärten nach der Pädagogik Rudolf Steiners
01.01.1969 - 31.12.1969: Einweihung der Karl Schubert Schule Stuttgart
01.01.1969 - 31.12.1969: Gesamtschulbewegung
01.01.1969 - 31.12.1969: Schule als Quellort des Lebens
01.01.1969 - 31.12.1969: 50 Jahre Pädagogik Rudolf Steiners
07.09.1969 - 24.09.1969: Festtage 50 Jahre Erziehungskunst Rudolf Steiners Ereignisse und Motive
01.01.1970 - 31.12.1970: "Die Drei"
23.01.1970 - 25.01.1970: Lehrerdelegiertentagung
30.03.1970 - 05.04.1970: Berufsorientierungskurs
16.05.1970 - 19.05.1970: 20. interne Tagung der Freunde der Kindergartenbewegung
30.07.1970 - 24.08.1970: Internationale Jugendtagung "Selbstentwicklung und soziale Verantwortung"
01.01.1972 - 31.12.1972: Verlag Freies Geistesleben mit neuer Unternehmensform
01.01.1972 - 31.12.1972: Zum 50 jährigen Bestehen der Christengemeinschaft
01.01.1973 - 31.12.1973: Eröffnung des Anthroposophischen Studienseminars in Stuttgart
31.05.1973 - 03.06.1973: Mitgliederversammlung und Tagung "Sprache und Schicksal"
01.01.1974 - 31.12.1974: Aufruf zum Bau eines Kindergartenseminars
31.01.1975 - 02.02.1975: Öffentliche Tagung "Bekleidung-Gesundheit"
01.01.1977 - 31.12.1977: Vorschulerziehung
01.01.1977 - 31.12.1977: Energie-Problem
01.01.1977 - 31.12.1977: Überblick über die Waldorfkindergarten-Bewegung
11.03.1977 - 13.03.1977: Mitgliederversammlung
01.01.1978 - 31.12.1978: Seminar für Waldorfpädagogik und Kindergartenpädagogik in Tokyo
03.03.1978 - 05.03.1978: Mitgliederversammlung der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland
08.05.1978 - 11.05.1978: Einweihung des Pädagogisch-Sozialen Zentrums Dortmund
01.01.1979 - 31.12.1979: Haus der Kindergartenvereinigung
02.01.1979 - 05.01.1979: Neujahrstagung der anthroposophischen Schulbewegung
19.03.1979 - 25.03.1979: Tagung in Schwäbisch-Gmünd: "Erziehung zur Freiheit"
07.03.1980 - 09.03.1980: Mitgliederversammlung der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland
01.01.1994 - 31.12.1994: Internationale Vereinigung der Waldorfkindergärten
05.10.1994 - 09.10.1994: Herbsttagung "Arbeit des Erwachsenen als Spielimpuls für das kleine Kind"
Forschungsstelle Kulturimpuls Biografien Dokumentation kulturimpuls.org