Bruno Krüger

Dr. jur. Krüger, Bruno

Jurist.

*10.07.1887, Berlin (Deutschland)

✟28.09.1979, Stuttgart (Deutschland)

Bruno Krüger war als Vortragsredner tätig und hat ungezählten Menschen den Zugang zur Anthroposophie vermittelt. Er gehörte aber nie einem offiziellen Verantwortungsgremium der Anthroposophischen Gesellschaft an.

Krüger wuchs als einziges Kind in einer wohlhabenden Familie auf. Die Eltern waren außerordentlich streng, fast lieblos, und er fühlte sich zu Hause wie auch in der Schule als Fremdling. Einzig die von der Mutter vorgelesenen Märchen und die Orgelmusik im sonntäglichen Gottesdienst sprachen seine religiöse Sehnsucht an. Als er 16-jährig Richard Wagners „Lohengrin‟ hörte, war dies der Anfang einer lebenslangen Beschäftigung mit Wagners Musikdramen. Aber der Wunsch, Dirigent zu werden, wurde vom Vater strikt abgelehnt. So studierte er in Berlin Jura, wodurch schwerwiegende Lebensfragen zwar geweckt, aber nicht beantwortet wurden. Von der Absicht, seine Prüfungsarbeit über das Thema „Gründe für die Abschaffung der Todesstrafe‟ zu schreiben, wurde ihm abgeraten und stattdessen promovierte er 1914 in Erlangen mit einer Arbeit über „Die religiösen kirchlichen Gemeinden im Vergleich zu den politischen Gemeinden‟. Nach einem Jahr Anwaltstätigkeit und dem großen Staatsexamen folgte eine kurze Militärzeit, bis er 1916 in das Wirtschaftsdezernat der Staatsanwaltschaft in Berlin berufen wurde. Während dieser Zeit hielt ihn die Musik und die Lektüre der deutschen Klassik „am Lebensfaden‟.

Durch seine spätere Frau, Tilly Anton, wurde Krüger auf die Anthroposophie hingewiesen und durch Vermittlung von ?Eliza von Moltke konnte er am 6. August 1918 an einem Mitgliedervortrag Rudolf Steiners teilnehmen. Er war tief beeindruckt, entschloss sich sogleich zur Mitgliedschaft in der Anthroposophischen Gesellschaft und bot in einem Gespräch mit Rudolf Steiner seine Mitarbeit an.

Im folgenden Jahr erschien Rudolf Steiners „Aufruf an das deutsche Volk und die Kulturwelt‟ und später das Buch „Die Kernpunkte der sozialen Frage‟. Und als Rudolf Steiner Krüger fragte, ob er bereit sei, die Dreigliederungsarbeit in Berlin und Preußen zu übernehmen, begann eine Zeit intensiver Tätigkeit. Diese Arbeit wurde von einem Freundeskreis getragen, der fast täglich zu Veranstaltungen in allen Stadtteilen unterwegs war. Die lebhaften Diskussionen dauerten oft bis tief in die Nacht, die Arbeiter nannten sie scherzhaft „die heiligen drei Könige‟ und Rudolf Steiner kam bei seinen Besuchen in Berlin mit ihnen zusammen, um zu raten und zu ermutigen. Krüger fuhr regelmäßig auch nach Hamburg, wo er vor zumeist über 1000 Zuhörern über die Idee der sozialen Dreigliederung vortrug. Das Echo war außerordentlich stark, bis die äußeren Widerstände überhand nahmen.

Anfang 1920 wurde Krüger im Auftrag Rudolf Steiners aufgefordert, in Stuttgart die Leitung des Bundes für soziale Dreigliederung und das Amt des Syndikus für die Betriebe der „Kommenden Tag AG‟ zu übernehmen. Aber als nach anderthalb Jahren sein Gesuch um Entlassung aus dem Staatsdienst endlich bewilligt wurde, war der für ihn vorgesehene Posten in Stuttgart besetzt und er musste sich ein eigenes Tätigkeitsfeld als Vortragsredner und Vertreter des anthroposophischen Schrifttums suchen. Die Inflation brachte größte äußere Schwierigkeiten.

Rudolf Steiner schätzte den juristischen Rat von Krüger, den er auch in Bezug auf die Liquidation der „Kommenden Tag AG‟ hören wollte. Aber dessen Frage nach einem rechtswissenschaftlichen Kurs lehnte er aus sachlichen Gründen eindeutig ab.

Krüger hatte von Rudolf Steiner die ausdrückliche Zusage erhalten, sich jederzeit um Rat an ihn wenden zu können. So konnte er mehrfach Gespräche über seine anthroposophischen Studien mit ihm führen. Im Herbst 1924 sollte er nach Dornach kommen, wo er die Weihnachtstagung 1923 miterlebt hatte und wo Rudolf Steiner eine neue Möglichkeit der Mitarbeit für ihn suchen wollte. Durch Rudolf Steiners Erkrankung zerschlug sich diese Hoffnung. Diese wiederholten Enttäuschungen und tragischen Schwierigkeiten nötigten ihn sich eine bürgerliche Existenz aufzubauen: 1933 erhielt er die Zulassung als Rechtsanwalt in Württemberg und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er in Stuttgart als Mitglied des Entnazifizierungskomitees für Juristen bei der wirtschaftlichen Reorganisation der Zentralbank und bei den amerikanischen Gerichten und Verwaltungsbehörden eingesetzt. Eine feste Position lehnte er jedoch ab und blieb freier Rechtsanwalt.

Die anthroposophische Arbeit in kleinen Kreisen - auch in den Kriegs- und Verbotsjahren nicht unterbrochen - wurde bis in die letzte Lebenszeit fortgesetzt. Seine Themen waren: das deutsche Geistesleben der Goethe-Zeit, die Musik Richard Wagners und Anton Bruckners, die allgemeinen anthroposophischen Inhalte, vor allem aber die Dreigliederung des sozialen Organismus als Grundprinzip einer christlichen Sozialordnung.

Nach dem Neubeginn der anthroposophischen Arbeit in Stuttgart 1946 hatte Krüger aktiven Anteil an den Versammlungen und Beratungen genommen. Zu einer verantwortlichen Zusammenarbeit in der Anthroposophischen Gesellschaft ist es jedoch nicht gekommen. Krüger befolgte konsequent den Rat Rudolf Steiners: „Gehen Sie Ihren Weg doch ganz allein!‟

Gundhild Kacer-Bock

Quellen Erwähnungen

N 1931 S. 167f
MaD 1957 Nr. 41, S. 152 Zum 70. Geburtstag
MaD 1967 Nr. 81, S. 239 f Zum 80. Geburtstag
MaD 1972 Nr. 101, S. 255 Zum 85. Geburtstag
Deimann S. 66
GA 260 Personenregister

Info

Unterlage im Archiv der Nachlassverwaltung
Werke: Die religiösen kirchlichen Gemeinden im Vergleich zu den politischen
Gemeinden. Dissertation, Berlin 1914; Johannifest-Gedanken, Michael-
Festgedanken, Weihnachtsfestgedanken in Sixel, D.: Festeszeiten, Dornach
1993; Aufsätze in BfA, DsO, G, MaD.
Literatur: Kacer, G.: Bruno Krüger, in: MaD 1980, Nr. 132 und in: MaB 1980, Nr. 69; Schöffler 1987; GA 259, 1991; autobiografisch: Leben und Schicksal. Vom Weg eines Wahrheitssuchers, Freiburg i. Br. 1993.
Abkürzungen: siehe hier
Copyright: Text und Bild sind urheberrechtlich geschützt. Reproduktion in jeglicher Form nur nach schriftlicher Genehmigung der Forschungsstelle Stiftung Kulturimpuls, Heidelberg

Forschungsstelle Kulturimpuls Biografien Dokumentation kulturimpuls.org