Dr. phil. Kreutzer, Rudolf Johannes Georg
Unternehmer.
*29.05.1887, Nürnberg (Deutschland)
✟24.06.1976, Nürnberg (Deutschland)
Geboren im Mai um 12 Uhr mittags, da die Sonne nach außen ihre stärkste Wirkenskraft entfaltet, im Zeichen der „Zwillinge‟ - gestorben im Aufgang des Johannitages, im Zeichen des „Krebses‟ unter der Herrschaft des Mondes: eine zeichenkräftige Konstellation. Wie der Mond im „Krebs‟, so herrscht in den „Zwillingen‟ Merkur. Merkur ist der Gott der Kaufleute. Er gibt aber auch Intelligenz und Beweglichkeit des Denkens. Die Beweglichkeit der „Zwillinge‟, ihre rasche Auffassungsgabe und Anpassungsfähigkeit an neue, unverhoffte Situationen - Tugenden, die den erfolgreichen Unternehmer auszeichnen -, sind auf der anderen Seite vielfach verbunden mit Unbeständigkeit, mit einem Hin und Her und Auf und Ab. Darum heißt die Monatstugend für die Zeit der „Zwillinge‟: Ausdauer, Durchhaltekraft, weil sie die seltenste ist in diesem Zeichen.
Rudolf Kreutzer brachte sich die Ausdauer nicht mit, er hat sie geübt und errungen: Mit großer Beharrlichkeit hat er seine Ziele - im Sinne der Anthroposophie - verfolgt und erreicht. In einem Aufsatz für die „Staedtler-Nachrichten‟ schreibt er: „Man versuche nur konsequent, sich eine schlechte Gewohnheit abzugewöhnen. Es gelingt mit Ausdauer. Ausdauer ist überhaupt das Zauberwort.‟ (Kreutzer 1965, S. 68) Von der Ausdauer sagt Rudolf Steiner, sie „wird zu Treue‟. Seiner inneren Treue zu der Führung der geistigen Wesen dankte Rudolf Kreutzer das Gefühl innerer Sicherheit zeit seines Lebens.
Mit seinem hervorragenden Abitur am Melanchthon-Gymnasium in Nürnberg schien er prädestiniert für ein Hochschulstudium als Stipendiat am Maximilianeum in München. Die Gelehrtenlaufbahn bot sich an. Aber Rudolf Kreutzer ging zielsicher, ohne zu zögern, den Weg des Unternehmers. Schon einen Tag nach dem Schulabschluss im Jahre 1905 trat er als Lehrling in den väterlichen Betrieb ein (Bleistiftfabrik J. S. Staedtler), studierte dann an den Handelshochschulen in Köln und Berlin und ging 1908 nach London als Volontär in einer Kaffee-Import-Firma. Nach dem Militärdienst wurde er Prokurist in der väterlichen Firma und 1911, nach dem Tode seines Onkels, Teilhaber. 1914 wurde er eingezogen und konnte zunächst seine kaufmännischen Fähigkeiten als Leiter eines Bekleidungsdepots einsetzen. Dann wurde er Frontsoldat.
Rudolf Kreutzer war oft dem Tode nahe gewesen, in Rumänien, in der Marneschlacht, im Zweiten Weltkrieg bei den Luftangriffen auf Nürnberg und Berlin, auch durch persönliche Bedrohung: Immer fühlte er sich geborgen, in der Hut der Götter. Wenn andere verzagten und kopflos wurden, bewahrte er Ruhe und Übersicht, zeigte er Mut und Entschlossenheit. Er stand wie ein Fels, wenn um ihn her alles wankte: wie ein Fels, an dem man sich stoßen, an dem man sich aber auch festhalten konnte. Niemals hat er resigniert. „Selber handeln, selbst die Initiative ergreifen, nicht sie andern überlassen!‟ war seine Devise.
Rudolf Kreutzer schreibt in seiner Autobiografie von der „nachtwandlerischen Sicherheit‟, mit der er seinem Schicksal entgegenging. Diese Bemerkung bezieht sich auf die Begegnung mit Clara Herberg (?Clara Kreutzer), die dann bald seine Frau wurde und die entscheidende Lebenswende brachte. Sie stand ihm seit 1921, also über 55 Jahre lang, zur Seite. Sie war es, die ihn zur Anthroposophie führte.
Der Weg Rudolf Kreutzers, an der Seite von Clara Kreutzer, war ein Weg des Dienstes an der Gemeinschaft. Er führte die Firma Staedtler aus kleinen Anfängen heraus zu einem Unternehmen von Weltrang. Dabei verzichtete er - im Sinne der Dreigliederungsideen von Rudolf Steiner - auf sein Eigentum an den Produktionsmitteln zugunsten einer Stiftung. Schon 1932 beschaffte er im „Verein zur Förderung der goetheanischen Bühnenkunst‟ die Mittel zur Aufführung des gesamten Faust am Goetheanum im Goethejahr. Neben seiner Tätigkeit in der Unternehmensführung wirkte er in den verschiedensten sozialen Zusammenhängen: als stellvertretender Vorsitzender und als Vorsitzender des Verbandes der Bleistiftfabriken, als Handelsrichter am Landgericht Nürnberg, als Beiratsmitglied der Industrie- und Handelskammer für Mittelfranken, aber auch als Schatzmeister einer Augenheilanstalt für arme Augenkranke. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat er als Vorstandsmitglied entscheidend am Wiederaufbau der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland mitgearbeitet. Er war Mitbegründer des Scheveninger Kreises und des Heidenheimer Arbeitskreises, wirkte bei praktisch allen Tagungen aktiv mit. In Nürnberg verdankt ihm die Anthroposophische Gesellschaft ihren Versammlungsraum und die Rudolf Steiner-Schule ihr Entstehen. 1950 errichtete er die Rudolf-und-Clara-Kreutzer-Stiftung zur Förderung des Rudolf Steiner-Schulwesens und der wissenschaftlichen Forschung. Besonders die Krebsforschung wurde gefördert.
Rudolf Kreutzer war dankbar, dienen zu dürfen. Und so gibt es auch in seiner Autobiografie kein Kapitel, das nicht direkt oder indirekt einen Dank zum Ausdruck bringt. Die Beschreibung seines Gefängnisaufenthaltes zeigt besonders eindrucksvoll seine Ergebenheit in das Schicksal, Zuversicht und Zufriedenheit, Positivität und Dankbarkeit - gerade weil er unschuldig verurteilt war. Während seine Mitgefangenen mit ihrem Schicksal hadern und die Ungerechtigkeit beklagen, schreibt er im Rückblick, dass er seine Gefängniszeit nicht missen möchte: weil er auch in dieser Situation vom Leben lernen konnte. Der Gefängnisaufenthalt ist ihm nicht Anlass zur Klage, sondern zur Erprobung der wohltätigen Wirkungen der anthroposophischen Weltanschauung, Anlass zur Dankbarkeit gegenüber Rudolf Steiner. Dass seine Frau ihn nur einmal in der Woche besuchen durfte, und auch das nur in Gegenwart eines Wärters, hätte andere vielleicht zur Bitterkeit veranlasst. Rudolf Kreutzer dagegen lobt den Takt des Wärters. Er klagt nicht darüber, dass es ausschließlich Eintopf gab, sondern hebt hervor: „Er war im übrigen ausreichend und nicht schlecht zubereitet.‟ (Kreutzer 1967, S. 98)
Rudolf Kreutzer war beinahe ein Schriftsteller, wie er beinahe ein Kapellmeister oder ein Sprachwissenschaftler war. Das waren nicht seine „Aufgaben‟ in diesem Leben - er fand sie in reichem Maße auf wirtschaftlichem Gebiet -, aber nebenbei traten auch diese Fähigkeiten in Erscheinung. Er schrieb vorzugsweise für die Werkszeitschrift „Staedtler-Nachrichten‟, aus konkretem Anlass und für einen bestimmten, ihm auch bekannten Menschenkreis.
Aber er schrieb nicht nur kleine Gelegenheitsaufsätze, sondern auch seine Dissertation. Er ging mit seiner Verlobten Clara Herberg in den Wald und diktierte ihr auf einer Bank im Freien seine Gedanken über die Zweckmäßigkeit der Umwandlung von Personalgesellschaften in Kapitalgesellschaften: während der kurzen Zeit eines Sommerurlaubs, ohne seine geschäftliche Tätigkeit dadurch auch nur im Geringsten zu beeinträchtigen. 1922 wurde er zum Dr. phil. promoviert.
1966 erhielt Rudolf Kreutzer den Bayerischen Verdienstorden. Noch in seinen letzen Lebenstagen ließ er einen Kindergarten bauen.
01.01.1948 - 31.12.1948: Freie Arbeitsgruppe
01.05.1948 - 30.05.1948: Pfingsttagung
15.10.1949 - 17.10.1949: Interne Arbeitstagung für tätige Mitglieder
01.01.1950 - 31.12.1950: Begründung der Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland
04.03.1950 - 05.03.1950: Wuppertaler Delegiertenversammlung der deutschen Gruppen
02.11.1950 - 05.11.1950: Wiederbegründung der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland
31.03.1951 - 01.04.1951: Nordbayrische Jugendtagung
01.01.1952 - 31.12.1952: Stiftung zur Förderung des Rudolf-Steiner-Schulwesens
01.01.1953 - 31.12.1953: "Ein Arzt erlebt die Industrie" von Hans Kellner
30.10.1953 - 01.11.1953: Generalversammlung der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland
01.01.1956 - 31.12.1956: Probleme der sozialen Marktwirtschaft
01.01.1956 - 31.12.1956: Die Beziehung Europas zu Asien
03.11.1956 - 04.11.1956: Generalversammlung der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland
01.01.1958 - 31.12.1958: Einweihung des Zweigraumes in Augsburg
01.01.1958 - 31.12.1958: Betriebsgestaltung durch Anthroposophie
29.10.1958 - 02.11.1958: Öffentliche Tagung und Generalversammlung
01.01.1959 - 31.12.1959: Generalversammlung der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland
01.01.1960 - 31.12.1960: Der Gesamtvorstand der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland
01.12.1962 - 09.12.1962: Mitgliedertagung zur Eröffnung des Hauses der anthroposophischen Arbeit
01.01.1963 - 31.12.1963: Gründung des Rudolf Steiner Fonds für wissenschaftliche Forschung
29.10.1963 - 03.11.1963: Tagung und Generalversammlung: Anthroposophie als heilender Zeitimpuls
08.11.1963: Eröffnung des Johann Gottlieb Fichte Hauses in Tübingen
01.01.1965 - 31.12.1965: Rudolf Steiner Fonds für Wissenschaftliche Forschung
01.01.1965 - 31.12.1965: Rudolf Steiner Fonds für wissenschaftliche Forschung
01.01.1966 - 31.12.1966: Arbeitstagungen des Heidenheimer Arbeitskreises
12.11.1966 - 16.11.1966: Mitgliederversammlung und Jahrestagung
01.01.1968 - 31.12.1968: Kreutzer Stiftung/
01.01.1969 - 31.12.1969: Rudolf Steiner Fonds für wissenschaftliche Forschung
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