Kreutzer-Herberg, Clara
geb.: Herberg
Leiterin der Werbeabteilung der Firma Staedtler, Generalsekretärin der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland.
*29.08.1896, Nürnberg (Deutschland)
✟22.07.1992, Nürnberg (Deutschland)
Clara Kreutzer gehört zu den prägenden und integrierenden Gestalten der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg.
Sie wuchs in Nürnberg auf. Ihr Vater stammte aus Wuppertal und hatte in Nürnberg eine Feilenfabrik erworben. Clara Kreutzer beschreibt ihn als „eine weitherzige, warme Persönlichkeit, humorvoll, hilfsbereit, liberal und poetisch begabt‟, ihre Mutter als eine „kluge, schöne und stolze Frau, sehr fleißig, wenn es Not tat, jede Arbeit im Haushalt verrichtend, sehr streng Form und Sitte wahrend, dabei aber im modernen Sinn weltaufgeschlossen‟.
Clara Kreutzer besuchte in Nürnberg eine evangelische Mädchenschule, an der man das Abitur machen konnte. Darauf aber verzichtete sie wegen Meinungsverschiedenheiten mit einer Lehrerin. Ihren Bildungshunger befriedigte sie dann durch den Besuch von Vorlesungen an der Universität Erlangen. Sie hat auch eine Zeit lang erwogen, das Abitur nachzuholen, um Philosophie studieren zu können, wurde aber durch eine schwere Erkrankung daran gehindert.
Clara Kreutzer lernte die Anthroposophie mit 21 Jahren kennen, als sie bei einer buddhistisch orientierten Dame in Augsburg zu Besuch war. Sie verehrte diese Dame wegen ihrer Vornehmheit und ihrer wissenschaftlichen Bildung. Schon am ersten Abend erhielt sie von ihr ein Buch, aber - überraschenderweise - mit einer abfälligen Bemerkung: „Da versucht einer mit unzulänglichen Mitteln dasjenige, was der große Buddha uns in Vollendung hinterlassen hat.‟ Dieses Buch - Rudolf Steiners „Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?‟ - wurde für Clara Kreutzer zum Schicksalsbuch. Sie las darin bis tief in die Nacht und am Morgen war der Entschluss gereift, dem von Steiner gewiesenen Erkenntnispfad zu folgen. Nach Nürnberg zurückgekehrt, fiel ihr Blick schon am Bahnhof auf ein Plakat der Anthroposophischen Gesellschaft und daraufhin hörte sie ihren ersten anthroposophischen Vortrag: Über das Wesen des Menschen von ?Michael Bauer. Kurze Zeit später sah sie auch eine Eurythmie-Aufführung, bei der sie besonders durch die Darstellungskunst von ?Tatiana Kisseleff den Eindruck hatte: „So müssen sich Engel bewegen.‟ Sie fasste den Entschluss, in Dornach Eurythmie zu studieren. Aber auch diesen Entschluss gab sie wieder auf. Sie begegnete ?Rudolf Kreutzer und fortan hatte sie auf ihrem weiteren Lebensweg gemeinsam mit Rudolf Kreutzer zwei Wirkensfelder: die Schreibgeräte-Firma Staedtler und die Anthroposophische Gesellschaft. Rudolf und Clara Kreutzer schlossen sich der Christengemeinschaft noch vor der Anthroposophischen Gesellschaft an. Beide waren von einer inneren Frömmigkeit erfüllt. Nach der ersten Teilnahme am Kultus der Christengemeinschaft entstand die Frage: „Warum musste der Protestantismus den Gottesdienst durch Ausschaltung der Messe reformieren?‟ „Für mich‟, schreibt Clara Kreutzer, „die ich unbefangen - ohne alte Gottesdiensterfahrung - teilnahm, war der unmittelbare starke Eindruck der Vollzug eines realen geistigen Geschehens. Von diesem Augenblick an begleitete mich als die zentrale Frage meines Lebens die Wirklichkeit der Wandlung. Sie ist zur Kernfrage meiner anthroposophischen Arbeit geworden: Wie wird sinnlichkeitsfreies Denken, dessen Formkraft - als reiner Wille - in der Neuschöpfung der Idee erfahrbar wird, auch als Neuschöpfung der Substanz bis in die Erden-Stofflichkeit wirksam?‟
1924 wurden Rudolf und Clara Kreutzer in Dornach Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft. Sie schlossen sich in Nürnberg dem von Pfarrer Karl Ludwig auf Rat von Rudolf Steiner neu gegründeten Zweig an, der später den Namen Carl-Unger-Zweig trug. ?Carl Unger war Vorstandsmitglied der deutschen Landesgesellschaft und wurde 1929 in Nürnberg erschossen. Als Karl Ludwig 1931 starb, übernahm Clara Kreutzer die Leitung. Nach dem Zweiten Weltkrieg vereinigte sie den Zweig mit dem von Michael Bauer gegründeten Albrecht-Dürer-Zweig. Unter ihrer Leitung schlossen sich dann auch die Zweige von Hof bis Würzburg und von Coburg bis Augsburg zum Nürnberger „Arbeitszentrum‟ zusammen. Auch in der deutschen Landesgesellschaft war Clara Kreutzer nach der Verbotszeit von Anfang an im Vorstandskollegium, gemeinsam mit ihrem Mann, der die Rolle des Schatzmeisters übernahm. In der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft bekleidete sie das Amt eines von damals vier deutschen Generalsekretären. Die große und erfolgreiche Wirksamkeit, die Clara Kreutzer vor allem in den Jahren nach dem Krieg entfaltete, wäre ohne ihren Mann gewiss nicht erfolgt. Sie war nämlich eine eher ängstliche Natur, die sich nach der Mönchszelle sehnte: Eigenschaften, die sie nach außen zu verbergen wusste. Die entwaffnende Sicherheit, die sie ausstrahlte, verdankte sie weitgehend ihrer strengen Erziehung, ihrer unerbittlichen Selbstdisziplin, aber auch der geistigen, moralischen und äußeren Unterstützung durch ihren Mann. Rudolf und Clara Kreutzer bildeten in jeder Hinsicht eine Einheit: eine ordnende Macht in einer Gesellschaft, die in zwei große Lager mit zahlreichen Gefolgschaften zersplittert und polarisiert war. Rudolf und Clara Kreutzer waren unermüdlich unterwegs, nicht nur zu Vorstandssitzungen und Mitgliederversammlungen, sondern auch zu Gesprächen mit den Repräsentanten der verschiedenen Strömungen, um in Deutschland ein Auseinanderbrechen der Anthroposophischen Gesellschaft zu vermeiden und in der Weltgesellschaft die Zusammenarbeit zu fördern. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang Clara Kreutzers Initiative für den „Scheveninger Kreis‟, in dem die Einheit der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft das Leitthema war, und ihre Mitarbeit im „Heidenheimer Kreis‟. Die Einheit der deutschen Landesgesellschaft ist im Wesentlichen Clara Kreutzer zu danken. Sie war die Leitgestalt beim Wiederaufbau, tragend, anregend, befeuernd. In schwierigsten Situationen fand sie oft das rechte Wort zur rechten Zeit. Geistesgegenwart, Mut und Entschlossenheit, vor allem aber ihre meisterliche spirituelle Diplomatie wurden von Freund und Feind vorbehaltlos anerkannt.
Clara Kreutzer war mit ?Marie Steiner befreundet. Aber auch ?Albert Steffen brachte ihr Anerkennung zum Ausdruck. So sagte er einmal, dass er sich mit Clara Kreutzer immer auf dem Boden der Wahrheit befunden habe, ein Wort, dem sich Clara Kreutzer stets innerlich verpflichtet fühlte. Mit Marie Steiner und Albert Steffen teilte Clara Kreutzer die Auffassung, dass der Verkündigungscharakter in der anthroposophischen Arbeit zugunsten einer erkenntniswissenschaftlichen Forschungsarbeit überwunden werden müsse. Darum setzte sie sich auch tatkräftig für die Förderung der Forschung ein. Gemeinsam mit ihrem Mann errichtete sie die Rudolf-und-Clara-Kreutzer-Stiftung im Rahmen der Firma Staedtler. Stiftungszweck ist bis heute die Förderung der Waldorfpädagogik und die Förderung der anthroposophisch orientierten Forschung, für die gesondert ein „Rudolf Steiner Fonds für wissenschaftliche Forschung‟ eingerichtet wurde. Und wie das der Philosophie und den Schönen Wissenschaften gewidmete „Seminar für Geisteswissenschaft‟, so verdankt auch die Nürnberger Eurythmieschule ihre Entstehung Clara Kreutzer. So hat Clara Kreutzer gerade Eurythmie und Philosophie segensreich gefördert, diese beiden Fächer, die sie ursprünglich selbst studieren wollte.
Clara Kreutzer wurde wenige Wochen vor ihrem 96. Geburtstag abberufen. Der Tod war ihr nichts Fremdes. Die Welt der Verstorbenen war ihr schon im Leben nah.
15.10.1932 - 29.10.1932: Öffentliche Tagung
04.07.1933: Gründung des "Verein zur Förderung goetheanistischer Bühnenkunst e. V."
07.07.1934: Ordentliche Mitgliederversammlung
01.01.1947 - 31.12.1947: Anschriften der Zentren in Deutschland
23.01.1948 - 25.01.1948: Öffentliche Tagung
21.03.1948 - 25.03.1948: Delegiertenbesprechungen
01.05.1948 - 30.05.1948: Pfingsttagung
15.01.1949 - 16.01.1949: Jugendtagung in Nürnberg
02.11.1950 - 05.11.1950: Wiederbegründung der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland
31.03.1951 - 01.04.1951: Nordbayrische Jugendtagung
01.01.1952 - 31.12.1952: Die Bildung der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland
01.01.1952 - 31.12.1952: Stiftung zur Förderung des Rudolf-Steiner-Schulwesens
27.02.1953 - 01.03.1953: Tagung
30.10.1954 - 31.10.1954: Generalversammlung
03.11.1956 - 04.11.1956: Generalversammlung der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland
01.01.1958 - 31.12.1958: Einweihung des Zweigraumes in Augsburg
08.02.1958 - 09.02.1958: Öffentliche Vortragsveranstaltung
22.05.1958 - 26.05.1958: Treffen tätiger Anthroposophen
29.10.1958 - 02.11.1958: Öffentliche Tagung und Generalversammlung
07.02.1959 - 08.02.1959: Wochenendtagung Gesetz von Wiederverkörperung und Karma
16.04.1960 - 17.04.1960: Generalversammlung
14.04.1961 - 16.04.1961: Tagung Was ist Anthroposophie?
01.01.1962 - 31.12.1962: Arbeitszentrum Nürnberg
01.01.1963 - 31.12.1963: Generalsekrätere der AAG
01.01.1963 - 31.12.1963: Vertreter der Landesgesellschaften
13.04.1963: Generalversammlung
29.10.1963 - 03.11.1963: Tagung und Generalversammlung: Anthroposophie als heilender Zeitimpuls
16.05.1964 - 18.05.1964: Wochenendtagung für jüngere Menschen Das Böse und seine Überwindung.
01.01.1965 - 31.12.1965: Führungsgremien innerhalb der AAG
01.01.1965 - 31.12.1965: Formen der Betriebsgestaltung
01.01.1966 - 31.12.1966: Wochenendseminar für Anthroposophie
01.01.1966 - 31.12.1966: Generalsekretäre und Landesvertreter
01.01.1966 - 31.12.1966: Arbeitstagungen des Heidenheimer Arbeitskreises
03.04.1966 - 11.04.1966: Ostertagung Der Herr des Schicksals im Lebenslauf des Menschen
09.04.1966: Generalversammlung
27.05.1966 - 30.05.1966: Öffentliche Jugendtagung Wiederverkörperung des Geistes und Schicksal
12.11.1966 - 16.11.1966: Mitgliederversammlung und Jahrestagung
19.11.1966 - 20.11.1966: Jugendtagung Über den Sinn des Lebens
16.06.1967 - 18.06.1967: Jugendtagung Was ist Freiheit?
24.12.1967 - 01.01.1968: Weihnachtstagung Die Neugeburt des Menschen
07.04.1968 - 14.04.1968: Ostertagung Ostern - das Freiwerden der Initiation für die Menschheit
05.04.1969: Generalversammlung
28.03.1970: Generalversammlung
01.01.1972 - 31.12.1972: Meditation
27.10.1972 - 29.10.1972: Besprechungen mit den Generalsekretären
01.01.1973 - 31.12.1973: Eröffnung des Anthroposophischen Studienseminars in Stuttgart
31.05.1973 - 03.06.1973: Mitgliederversammlung und Tagung "Sprache und Schicksal"
15.02.1974: Beurlaubung Herbert Witzenmanns
Forschungsstelle Kulturimpuls Biografien Dokumentation kulturimpuls.org