Ate Koopmans

drs Koopmans, Ate R.

Forscher, Vortragender, Dozent, Generalsekretär der Anthroposophischen Gesellschaft in den Niederlanden

*02.02.1931, Tandjoeg-Pandan (damals Niederländisch-Indien)

✟04.01.2002, Driebergen-Rijsenburg (Niederlande)

Ate Koopmans gehörte zu den führenden Anthroposophen in Holland, die die geisteswissenschaftliche Forschung, vor allem auf medizinischem, pädagogischem und naturwissenschaftlichem Gebiete, betrieben und förderten. Er war zwölf Jahre Vorsitzender der Anthroposophischen Gesellschaft in den Niederlanden. In den letzten 20 Jahren seines Lebens entwickelte er eine konkrete Karmaforschung als seminaristische Arbeit in Gruppen. Leitend waren dabei die Karmaübungen Rudolf Steiners, die Grundlage wurde geschaffen durch praktische Menschenkunde.

Ate Reitse Koopmans wurde auf der Zinn-Insel Billiton geboren, wo sein Vater Bergbauingenieur war. Bald nach seiner Geburt siedelte die Familie nach Holland um. Die besondere Konstitution und eine Lebendigkeit in den Bewusstseinsprozessen, die er aus Indonesien mitnahm, teilte er mit anderen führenden holländischen Anthroposophen wie ?Ita Wegman oder ?Bernard Lievegoed. 1947 findet er in den nachgelassenen Papieren seiner Großmutter Schriften Rudolf Steiners, namentlich „Die Geheimwissenschaft im Umriss‟. Die ganze Welt wird von diesem Moment an anders. Vorher war er vor allem in der Natur zu Hause, jetzt wurden auch die Mitmenschen interessant und neu.

Der Anfang des Medizinstudiums fiel zeitlich mit dem Entstehen einer anthroposophischen Studentengruppe in Leiden zusammen, die etwa acht Jahre bestand. Im fünften Studienjahr trat eine Nierenkrankheit auf, die seinem Leben eine entscheidende Wendung gab. Die akademische Bildung war zum größten Teil abgeschlossen, jetzt kam die anthroposophische Erweiterung hinzu. Für die Behandlung der Krankheit ging Ate Koopmans zu ?Hilma Walter nach Ascona. Diese führte ihn in ganz neuer Weise in die Reiche der Pflanzen und Mineralien ein. Bald kam das Wahrnehmen der Natur, das in der Jugend eine so wichtige Rolle gespielt hatte, wieder an die Reihe. Wahrnehmen blieb ein Urmotiv in seinem Leben.

Der Assistenzarzt, der ihn in Ascona mitbetreute, schlug ihm vor, seine Wahrnehmungsgabe in den Dienst der Arbeit mit Kupferchloridkristallisationen des Blutes von Patienten zu stellen. So siedelte er von Ascona in die Ita Wegman-Klinik nach Arlesheim um und suchte den Kontakt mit dem Kristallisationslabor am Goetheanum.

Das war eine neue Welt für ihn. Im Klinisch-Therapeutischen Institut war er zu Hause. Da begegnete er ?Willem Zeylmans van Emmichoven wieder, der ihn in Ascona immer besucht hatte, wenn er dort zu Gast war. Als dieser in der Weihnachtszeit 1959/1960 einen Vortrag von Ate Koopmans über das Phantom, den Auferstehungsleib, hörte, sagte er etwa: „Jetzt sehe ich, dass Menschen kommen, die die Impulse weiterführen können.‟

In der Klinik übernahm Koopmans bald viele Aufträge für Forschung und Unterricht.

Er lernte von Jochen Bockemühl das imaginative Denken und auch die wissenschaftliche Disziplin. In der Klinik wurde - dem Beispiel der Gründerin Ita Wegman folgend - viel mehr inspirativ und intuitiv gearbeitet. Da wurde auch viel allgemeine Anthroposophie besprochen und geübt. In diesem Dornach-Arlesheim-Milieu entfaltete Ate Koopmans seine Fähigkeiten. Das spirituelle, aber zugleich wissenschaftlich forschende Denken, das er hier entwickelt hatte, nahm er mit nach Holland, als er dort in den Vorstand der anthroposophischen Landesgesellschaft berufen wurde. Es war ein Element, das in diesem Lande wenig vertreten war und sich bald als sehr fruchtbar erwies. 1975 wurde er Vorsitzender und blieb es bis 1987.

In seinem 42. Lebensjahr hatte er keinen eigentlichen Beruf, aber er arbeitete als Geisteswissenschaftler mit vielen Menschengruppen, auch mit verschiedenen Berufsgruppen. Anthroposophie war in Holland ein Kulturfaktor geworden, namentlich durch die Arbeit von Bernard Lievegoed. Ein Wachstum in die Breite hatte stattgefunden. Koopmans versuchte neben der horizontalen Erweiterung jetzt einen vertikalen Impuls der Schulung und des Forschens in allen Arbeitsgebieten zu fördern. Der erste Aufsatz, den er in den „Mitteilungen der Anthroposophischen Vereinigung in Holland‟ schrieb, hatte die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft als zentrales Thema. Er arbeitete an dem spirituellen Gebäude dieser Hochschule.

1989 wurde er wieder inspirierend aktiv, als eine Tätigkeit anfing, die zur Verwirklichung der verschiedenen Sektionen in Holland führen sollte.

Inhaltlich spielten in der Zeit seines Vorsitzes die Kalevala aus Finnland und die Kalevipoeg aus Estland eine Rolle. In Ascona hatte er, wenn er durch Krankheitsbeschwerden nicht schlafen konnte, leise diese rhythmischen Gesänge für sich gesprochen und ihre heilende Wirkung erfahren. Hier fand er die Zukunftsimpulse der Mysterien des Nordens. Die Herstellung der Sampo wird in der Kalevala beschrieben „aus der Schwanenfeder Spitze, aus der Milch der güsten Färse, aus dem kleinen Korn der Gerste, aus der Wolle des Sommerschafes‟. Reijo Wilenius, der damalige Vorsitzende der finnischen anthroposophischen Landesgesellschaft, sagte: „Es gibt jetzt nur einen Menschen in der ganzen Welt, der die Kalevala verstanden hat, und das ist Ate Koopmans aus Holland.‟

Inzwischen war das Karmathema in seiner Biografie kraftvoll aufgetreten. Es wurde das zentrale Thema der letzten 20 Jahre seines Lebens. Er nannte es „praktische Menschenkunde‟, weil es ganz auf anthroposophische Menschenkunde aufgebaut war. Diese übend, wurde anhand der konkreten Biografie eines Teilnehmers seminaristisch gearbeitet. Die in dieser Weise angeschauten Phänomene und gewonnenen Einsichten machten es dann möglich, die Karmaübungen Rudolf Steiners zu praktizieren. Es war ein neuer Blick auf das Karma, der nicht mit dem Osten, aber viel mit dem Westen zu tun hat. Es ging um das Karma als Herausforderung für die Zukunft. An vorigen Inkarnationen war er kaum interessiert, sondern vor allem daran, wie in dem großen Bogen des Lebens zwischen Tod und neuer Geburt die Umstände der nächsten Inkarnation vorbereitet werden. Auf den übersinnlichen Menschen in dieser „zweiten Biografie‟, wie er sie gerne nannte, war der Blick gerichtet. Der auf der Erde lebende Mensch wurde das Erscheinungsbild für die Intentionen des ewigen Wesens, das dahinter wirksam war.

Wenn Ate zu sprechen anfängt, geht das Licht an, sagte jemand, dann ist der Raum mit Licht erfüllt. Durch das lebendige Denken der praktischen Menschenkunde konnten in einer Biografie die Phänomene durchsichtig werden und aufleuchten. Durch die unbefangene, mit Liebe und Ehrfurcht vollzogene Wahrnehmung wurden die Intentionen desjenigen, dessen Biografie im Mittelpunkte stand, erkannt. Und sie konnten sich in diesem Lichte entfalten. In viele Menschen, die dieses Denken und Wahrnehmen mit Ate Koopmans geübt haben, sind Keime gelegt, die in der Zukunft aufgehen werden.

Am Weihnachtsabend 2001 sprach er mit Freunden über die Bedeutung des Christusimpulses für das Leben zwischen Tod und neuer Geburt. Einige Tage später, am 4. Januar 2002, trat er durch die Pforte des Todes in diese andere „zweite‟ Biografie ein.

Joop van Dam

Quellen Erwähnungen

N 1961 S. 17, 46, 79, 104, 107
N 1962 S. 44
N 1966 S. 128
N 1967 S. 194
N 1968 S. 61, 192
N 1969 S. 102
N 1970 S. 208
N 2002 S. 214
MAVN 1973 Nr. 3, S. 72a
MAVN 1984 Nr. 6, S. 155
MAVN 1985 Nr. 1, S. 16
MAVN 1986 Nr. 1, S. 11
MAVN 1989 Nr. 5, S. 167
MAVN 1990 Nr. 2, Beilage
MAVN 1995 Nr. 4, S. 46
MAVN 1996 Nr. 1, Beilage
MAVN 1998 Nr. Nov. S. 12
MAVN 2000 Nr. Sept. 4 - 9
AM 1961 Nr. 4, S. 7
ANS 1983 Nr. 2, S. 18

Info

War Sekretär und Mitglied der Kerngruppe der AViN, wohnte in Zeist, dann in
Driebergen. Unterstützte die Steiner-Übersetzungsarbeit. Unterrichtete in der
Vrije Hogeschool, Driebergen. In der Vorbereitung der Jugendtagung 1961 am
Goetheanum
Werke: Antroposofie, Visie en practijk. Zeist 1978; mit anderen: Inleiding tot
het kwaliteitsprobleem, Driebergen 1979; De plaats van de wetenschap in de
antroposofie, Driebergen 1984; mit Chavannes, L. und Wormer, P.: Kijk op
Karma, lotselementen in de levensloop, Zeist 2002; Beiträge in ARw, EdN, G,
MaD, MAVN, N.
Literatur: Hagemann, E.: Bibliographie der Arbeiten der Schüler Dr. Steiners,
o. O. 1970; Koopmans, V., Reitse-Koopmans, A., Wormer, P.: Menskunde
meet een intentie, in: MAVN 2002, Nr. 50; Vandercruysse, R. u. M.: Karmische Menschenkunde, in: N 2002, Nr. 43.
Abkürzungen: siehe hier
Copyright: Text und Bild sind urheberrechtlich geschützt. Reproduktion in jeglicher Form nur nach schriftlicher Genehmigung der Forschungsstelle Stiftung Kulturimpuls, Heidelberg

Forschungsstelle Kulturimpuls Biografien Dokumentation kulturimpuls.org