von Grone, Jürgen
Offizier, Vortragender, Redakteur.
*14.11.1887, Schwerin (Deutschland)
✟16.02.1978, Stuttgart (Deutschland)
Jürgen von Grone gehörte zu dem engsten Schülerkreis, der sich um Rudolf Steiner versammelte und von ihm persönliche esoterische Unterweisungen empfing.
Er erinnerte sich gerne und voll Dankbarkeit seines Elternhauses. Der Vater war preußischer Offizier im Generalsrang und Erbe eines Landgutes, das seit Jahrhunderten im Besitz der Familie war. Er war konservativ denkend, mit liberalem Gemütseinschlag. Die Mutter, eine Frau von großem Charme, war gesellschaftlicher Mittelpunkt des Hauses. Grone war mit Abstand das jüngste Kind der Familie und genoss so mancherlei Freiheiten.
Infolge des Berufs seines Vaters und der damit verbundenen vielen Ortswechsel war die Kindheit durch häufigen Schul- oder Privatlehrerwechsel sowie durch die intensiven Ferienerlebnisse auf dem Gut der Familie geprägt. Er lernte alle Bereiche der Landwirtschaft und der zugehörigen Betriebe - Sägemühle mit angeschlossener Sandstein-Schleifmühle, Rotsandsteinbruch sowie die Dorfschmiede - gründlich kennen und pflegte engagierte Beziehungen zu den dort tätigen Menschen.
Früh verlor er die geliebte Mutter: „An ihrem Sterbebett - ich war erst dreizehnjährig - erlebte ich etwas Erhabenes, was mir Trost gab‟, schreibt er in seinem Lebensrückblick (Grone 1957, S. 190).
Grone kam in ein „Alumnat‟ nach Goslar, wo er dann auch das Gymnasium bis zum Abitur besuchte. Er interessierte sich besonders für die lateinische und griechische Sprache und schrieb gute deutsche Aufsätze. An den Naturwissenschaften nahm er weniger Anteil. Seine Liebe zu Plato hielt bis ins hohe Alter und die gehütete Ausgabe seiner sämtlichen Werke zeigt deutliche Spuren des intensiven Studiums. Damals wurde auch sein Interesse für Geschichte geweckt, der dann im späteren Leben ein Großteil seiner Arbeit galt. Er berichtet: „Etwa vierzehnjährig besuchte ich meine verheiratete Schwester. Eines Tages führte mich mein Schwager in das Alte Museum in Berlin. Plötzlich stand ich vor einer Mumie. Die weisheitskündenden, priesterlich-ehrwürdigen Züge des gut erhaltenen Antlitzes machten einen tiefen Eindruck auf das empfängliche Gemüt. Ich spürte etwas von dem geschichtlichen Werden der Menschheit.‟(Ebd., S. 191)
Im letzten Schuljahr machte er mit seinem älteren Bruder in den Sommerferien eine Reise durch Norwegen. Im Angesicht der Berge und Fjorde bildeten sich erste Ahnungen über die künftige Lebens- und Berufsgestaltung. „Damals nahm ich mir vor, die Konsulatslaufbahn einzuschlagen. Fremde Länder und Völker kennen zu lernen, in ihnen Deutschtum zu vertreten, blieb fortan mein Berufsziel.‟ (Ebd.)
Noch während der Oberprima, auf einem Schulfest, zu dem auch Ehemalige angereist waren, lernte Jürgen v. Grone durch Lutz Kricheldorff die Anthroposophie kennen.
Nach dem Abitur folgte er dem Freund nach München, um an der Universität juristische Vorlesungen zu hören. In München gewann er dann erstmals auch Zugang zur Welt der Kunst. Er nahm regen Anteil am Kunst- und Kulturleben der Stadt. Wichtig für seinen weiteren Lebensweg war dort die Begegnung mit Sophie Stinde und Gräfin Kalckreuth und der sich bildenden anthroposophischen Arbeitsgruppe.
Während er 1906/07 sein Dienstjahr als Einjähriger-Freiwilliger in Berlin ableistete, besuchte er abends die von Rudolf Steiner im Architektenhaus gehaltenen Vorträge und war von der Individualität und Kraft, mit der Steiner aus geistiger Erfahrung sprach, beeindruckt. In dieser Zeit fanden sich etwa zehn junge Menschen zu einer Arbeit an der „Philosophie der Freiheit‟ zusammen, die in einem Zimmer der Steinerschen Wohnung stattfinden durfte. Rudolf Steiner schaute hin und wieder herein und hörte zu, ohne selbst ein Wort zu sagen. Unter den Teilnehmern war Fritz Mitscher, der leider allzu früh verstarb. Mit ihm freundete er sich an und gemeinsam betrieben sie in der nächsten Zeit alle anthroposophischen Unternehmungen.
Im Jahre 1913 brach Grone sein Jurastudium ab. Damit war auch die angestrebte Konsulatskarriere unmöglich geworden. Er entschloss sich, Berufsoffizier zu werden. In wechselnden Stellungen war er im Ersten Weltkrieg viereinhalb Jahre an der Front, zuletzt als Beobachter bei der Fliegerei. Für seinen sehr erfolgreichen und gefährlichen Erkundungsflug über Paris erhielt er den Pour le Mérite. Nach dem Krieg blieb er noch bis 1920 Offizier. In diesen Jahren lernte er Irmgard Gültzow kennen, mit der er die Ehe schloss.
Michaeli 1920 - Grone stand im 33. Lebensjahr - trat dann ein, was als Schlüsselerlebnis seines Lebens empfunden werden kann. Er fuhr zur Eröffnung des ersten Goetheanum nach Dornach, beseelt von erwartungsvoller Stimmung und der Frage: „Wie wird Rudolf Steiner bauen?‟ Tief bewegt war er von dem, was ihm nun entgegentrat: von den Formen des Baus, der Rezitation aus den Mysteriendramen durch Marie Steiner, insbesondere den Ägyptischen Szenen aus der „Pforte der Einweihung‟, und vor allem auch von der vorher nie gesehenen Eurythmie. Er selbst schreibt: „In diesen Feierstunden war ich nur Empfindung. Aber alles durch die Sinne des Sehens, des Hörens seelisch Erlebte verdichtete sich sogleich zu einer inneren Erfahrung von durchaus objektivem Charakter: das Ich in der Gemeinschaft.‟ (Ebd., S. 195) Jürgen von Grone hatte die von Rudolf Steiner so genannte „karmabildende Kraft‟ erlebt.
So fiel dann der Entschluss, sich Steiner und seinem Werk ganz zur Verfügung zu stellen, der Entschluss, der nun sein ganzes weiteres Leben bestimmte.
Steiner betraute Jürgen von Grone mit verantwortungsvollen Aufgaben, so z.B. bestimmte er ihn, als die Jugend sich von der Anthroposophischen Gesellschaft trennte und eine eigene „Freie Gesellschaft‟ bildete, zum Bindeglied zwischen Alt und Jung. Auch seine Veröffentlichung „Die Marneschlacht‟ ging auf Anregungen Rudolf Steiners zurück, dem die Rehabilitierung des Generalstabschefs Helmuth von Moltke wichtig war.
Nach dem Tode Rudolf Steiners war Grone während der Trauertage in Dornach anwesend und lebte dort einige Jahre zusammen mit seiner Frau.
In den folgenden Jahren war er als Vortragender, Schriftsteller und als Herausgeber der „Korrespondenz der Anthroposophischen Arbeitsgemeinschaft‟ tätig. Er teilte mit vielen Freunden das Schicksal, 1935 aus der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft ausgeschlossen zu werden. Innerlich blieb er der Anthroposophischen Gesellschaft und ihrer Entwicklung verbunden. Jedes Jahr zu Weihnachten war er in Dornach und nahm an den Zusammenkünften der mit Ita Wegman verbundenen Freunde in der Arlesheimer Klinik teil.
Nach dem Krieg konnte er 1949 wieder in die Anthroposophische Gesellschaft eintreten und übernahm, von Emil Bock gerufen, zusammen mit Fritz Götte die Redaktion der „Mitteilungen aus der anthroposophischen Arbeit in Deutschland‟. Bis ins hohe Alter war Jürgen von Grone rastlos tätig, als Redakteur, als Schriftsteller, als Forscher auf dem Feld der Geistesgeschichte und als Mitglied des Initiativkreises des Arbeitszentrums Stuttgart. Noch als 80-Jähriger hielt er Vorträge. Mit vielen jungen Menschen, die an die Anthroposophische Gesellschaft herankamen, führte er die Aufnahmegespräche. Bis zu seinem Tode 1978 lebte er in voller geistiger Frische und konnte noch vielen Freunden aus dem reichen Schatz seiner Erfahrungen Rat geben.
01.01.1925 - 31.12.1925: Öffentliche Vortragstätigkeit und zukünftige Arbeit der Gesellschaft
15.03.1925: Büro der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland
17.05.1925: Loyalitätserklärung zum Dornacher Vorstand
01.01.1929 - 31.12.1929: "Anthroposophie"
01.01.1930 - 31.12.1930: "Österreichischen Blätter für ein freies Geistesleben" / "Anthroposophie"
01.01.1930 - 31.12.1930: Individualismus in der Anthroposophie
26.04.1931: Gründung der "Anthroposophischen Arbeitsgemeinschaft in Deutschland"
01.01.1932 - 31.12.1932: "Korrespondenz der Anthroposophischen Arbeitsgemeinschaft"
01.01.1934 - 31.12.1934: Generalversammlung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft
30.06.1934 - 01.07.1934: Tagung zur Gründung der "Vereinigten Freien Anthroposophischen Gruppen"
04.03.1935: Schlichtungsversuch der innergesellschaftlichen Spannungen
17.03.1935: Tagesordnung der Generalversammlung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft
18.03.1935: Rundschreiben der Vereinigten Freien Anthroposophischen Gruppen
01.01.1948 - 31.12.1948: Die Kommenden
19.04.1948: Sozialwissenschaftliches Seminar
01.08.1948 - 29.08.1948: Anthroposophische Hochschulwochen
22.10.1948 - 24.10.1948: Öffentliche Tagung
01.01.1949 - 31.12.1949: Mitteilungen aus der anthroposophischen Arbeit in Deutschland
11.07.1949 - 23.07.1949: Freizeit
01.01.1950 - 31.12.1950: Mitteilungen der anthroposophischen Arbeit in Deutschland
22.07.1950 - 27.07.1950: Sommertagung
29.09.1950 - 01.10.1950: Michaeli-Tagung
02.11.1950 - 05.11.1950: Wiederbegründung der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland
01.01.1951 - 31.12.1951: Katholische Kirche und Anthroposophie
16.11.1951 - 18.11.1951: Delegiertenversammlung der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland
22.05.1953 - 25.05.1953: Öffentliche Pfingsttagung
24.08.1953 - 30.08.1953: Öffentliche Internationale Konferenz
01.01.1954 - 31.12.1954: Ernst Jünger: "Der Gordische Knoten"
30.10.1954 - 31.10.1954: Generalversammlung
01.01.1955 - 31.12.1955: Koexistenz und die Aufgabe Europas
01.01.1956 - 31.12.1956: Die Entstehung der russischen Revolution
01.01.1956 - 31.12.1956: Grundsteinlegung des Hauses der Anthroposophischen Arbeit
01.01.1956 - 31.12.1956: Haus der Anthroposophischen Arbeit in Stuttgart
01.01.1956 - 31.12.1956: Grundsteinlegung des Hauses der Anthroposophischen Arbei
01.03.1956 - 01.06.1956: Pfingsttagung für Mitglieder
01.07.1956: Grundsteinlegung des Hauses der Anthroposophischen Arbeit
01.01.1957 - 31.12.1957: Die Dreigliederungsidee und das deutsche Versagen in Brest Litowsk
09.06.1957 - 11.06.1957: Einweihung des Hauses der Anthroposophischen Arbeit
25.10.1957 - 02.11.1957: Anthroposophische Arbeitswoche für Studenten
29.10.1958 - 02.11.1958: Öffentliche Tagung und Generalversammlung
01.01.1959 - 31.12.1959: Klaus Mehnert: "Der Sowjetmensch"
01.01.1962 - 31.12.1962: Stuttgarter Initiativkreis
01.01.1962 - 31.12.1962: Sowjetische Außenpolitik
01.01.1964 - 31.12.1964: Kriegsausbruch 1914
16.05.1964 - 17.05.1964: Einweihung des Eurythmeums
26.09.1964 - 04.10.1964: Michaeli-Tagung Das Michael-Mysterium und die Michael-Schule
01.01.1966 - 31.12.1966: Kontroverse
01.01.1967 - 31.12.1967: Zur Biographie Rudolf Steiners
01.01.1967 - 31.12.1967: Zur Biographie Rudolf Steiners
01.01.1968 - 31.12.1968: 100. Geburtstag von Otto Graf Lerchenfeld
01.01.1970 - 31.12.1970: "Mitteilungen aus der anthroposophischen Arbeit in Deutschland"
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