Johannes Klein

Dr. Klein, Johannes Werner

Mitbegründer der Christengemeinschaft.

*24.06.1898, Düsseldorf (Deutschland)

✟09.03.1984, Hamburg (Deutschland)

(anderer Todestag: 18.)

Johannes Werner Klein ist eine der wichtigsten Persönlichkeiten im Gründungsvorgang der Christengemeinschaft und einer ihrer drei ersten Oberlenker. Andererseits ist er der Erste, der aus dem Priesterkreis ausgetreten ist und sein Gelübde gebrochen hat. Auch seine Mitgliedschaft in der Anthroposophischen Gesellschaft und der Freien Hochschule hat er aufgegeben und wurde bald darauf Parteimitglied bei den Nationalsozialisten. Durch sein gesamtes Leben kämpften in seiner Seele die stärksten Gegensätze.

Am 24. Juni 1898 war er als Sohn eines Rechtsanwaltes in Düsseldorf geboren worden. Mit vier Geschwistern wuchs er auf, bis er 1915, 17-jährig, begeistert in den Krieg zog. Er kämpfte in Russland, dann lange in Frankreich und wurde Offizier. Plötzlich war der Krieg zu Ende. Die Welt seiner Ideale brach zusammen. „Leben ... wofür?‟, nannte er später seine Erinnerungen. Es begann ein Studium an der Hochschule für kommunale Verwaltung in Düsseldorf. Er bekam durch eine Schwester ersten Kontakt zur Anthroposophie. Aber „die Anthroposophie hat mich keinen Tag im seelischen Sinn glücklich gemacht‟ (Klein 1979).

Während eines Fronturlaubes hatte Klein, mit seinen Eltern im Harz weilend, ein junges Mädchen gesehen, hatte es aber nicht gesprochen und war ihr fürs Leben verbunden, ja verfallen. Er hatte ihr, die er Petra nannte, geschrieben, aber sie war verlobt. Nun, dann hatte sie jetzt zwei Verlobte, der Krieg sollte entscheiden. Aber jetzt war der Krieg zu Ende und „Petra‟ verheiratet. Er griff zur Pistole und erschrak bei diesem Anblick vor dem Spiegel. Seither war sein Leben wie ein Taumeln, begabt, mitreißend, begeisternd im Kreis der Mitstudenten, dann wieder tief deprimiert und einsam auf langen Wanderungen. - Nun wollte er Theologie studieren und zog dafür nach München. Ein Gespräch mit ?Friedrich Rittelmeyer, der in Kassel weilte, hatte ihn bestärkt. Im Spätsommer 1919 verließ er München fluchtartig wieder Richtung Marburg. Er absolvierte sein Hebraicum und wurde von einem Professor auf den Anthroposophen Martin Borchart gewiesen. Mit ihm und seiner Frau entstand für zweieinhalb Jahre eine fruchtbare Zeit der Erarbeitung der Anthroposophie.

Im Frühjahr 1920 reisten Borchart und Klein, einem spontanen Entschluss folgend, nach Dornach. Johannes Werner Klein bat Rudolf Steiner nach einem Vortrag um ein Gespräch und fragte ihn in dessen Verlauf nach der dritten Kirche, über Katholizismus und Protestantismus hinaus. Die Antwort Steiners interpretierte Klein so, dass er selbst „Formen‟ finden und etwas „ganz Großes‟ beginnen solle. Erst im Frühjahr 1921 traf er ?Gertrud Spörri und erlebte im Gespräch mit ihr sein Missverständnis. Es kam zu jenen Gesprächen, die zur „Eingabe‟ an Rudolf Steiner führten (siehe bei ?Gottfried Husemann) und die den Junikurs 1921, den ersten Theologenkurs (GA 342), ermöglichten, zu dem Klein viele der 18 Teilnehmer sammelte. Zum zweiten Kursus im Herbst 1921 (GA 343) in Dornach war Klein wieder zugegen, aber er griff nirgends initiativ ein.

Er schrieb sich seine Kriegserlebnisse von der Seele und malte symbolträchtige Bilder. Bald wechselte er zum Studium der Philosophie und wurde intimer Schüler von Nicolai Hartmann. Er weilte zweimal im Kloster Beuron im oberen Donautal, um Frieden zu suchen. Er machte immer wieder die schwierigsten seelischen Verwerfungen durch. Viel inneres Ringen, persönlich und in dem sich bildenden Kreis, war nötig, bis es zur Gründung der Christengemeinschaft kam, Johannes Werner Klein in das Amt des Oberlenkers berufen wurde und die Priesterweihe durch Friedrich Rittelmeyer empfing (16. September 1922).

In Bremen und Hamburg gründete er Gemeinden. Vortragsreisen, Tagungen, Kurse am werdenden Priesterseminar, Aufsätze für die Zeitschrift, Sitzungen des Lenkerkreises, das Büchlein „Baldur und Christus‟ folgten. Klein verdankt die Priesterschaft die Idee zum letzten Kursus von Rudolf Steiner über die Apokalypse des Johannes 1924 (GA 346). Aber im Untergrund quälte ihn das Verhältnis zu Emma Krille, seiner Petra. Ihr verdanke er alles. Sie sei der Quell und Mantel seines Wirkens. Es war ihm nicht möglich, klare Verhältnisse zu schaffen. Er brach alle Gemeinsamkeit mit der Priesterschaft, der Christengemeinschaft und der Anthroposophie sowie ihrer Hochschule im Jahr 1929.

Er zog zu den Eheleuten Krille. Später hat er Frau Krille geheiratet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg bildete er in manchen norddeutschen Städten Kreise, in denen er über das Johannes-Evangelium und philosophische Themen vortrug. Er starb im hohen Alter, fast 86-jährig. Seine Frau folgte ihm einige Monate später freiwillig in den Tod.

Rudolf F. Gädeke

Quellen Erwähnungen

N 1924 S. 115f, 142f, 171
N 1926 S. 90
N 1955 S. 55
GA 260a S. 600, 656, 733
Werke: Baldur und Christus, München 1923, Stuttgart ³1925; Michaels Kampf mit dem Drachen, in: Gegenwartsrätsel im Offenbarungslicht, Stuttgart 1925; Symbolik und Bewußtsein, in: Ein Weg zur notwendigen religiösen Erneuerung, Berlin o. J.; Ihr seid Götter. Die Philosophie des Johannes-Evangeliums, o. A.; Leben ... wofür Ein Schicksal gibt Antwort, Hamburg 1979; Beiträge in CH, CGw, N, Pfa, TCh.
Literatur: Schöffler 1987; Lindenberg, Chronik 1988; Gädeke, R. F.: Die Gründer der Christengemeinschaft, Dornach 1992; GA 342, 1993; GA 344, 1994; Vögele, G. W.: Rudolf Steiner in Mannheim 1905-1922, in: BGA 1998, Nr. 120.
Abkürzungen: siehe hier
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