Robert Killian

Killian, Robert

Lehrer.

*03.11.1891, Barr, Elsaß (damals Deutschland)

✟20.06.1960, Stuttgart (Deutschland)

Er war vom zweiten Jahr der Waldorfschule in Stuttgart Lehrer und verkörperte diesen Beruf mustergültig.

Er wurde als Apothekerkind in Barr (Elsass), am Fuße des Odilienberges, geboren und wuchs entsprechend den kleinstädtischen Umständen dort auf: behütet und wohlgefällig. Er war sehr zart gebaut und die erste Lebenszeit sehr viel krank. Seine Vorfahren waren aus dem Mecklenburgischen etwa 300 Jahre zuvor eingewandert. Inzwischen war das Reichsland wiederum deutsch geworden, zu Hause wurde aber Französisch gesprochen. Erst mit dem Schulbesuch in St. Johann bei Straßburg wurde auch seine Gesundheit stabiler. So fällt es ihm nicht schwer, das Abitur abzulegen und die Fächer Mathematik, Physik und Geologie zu studieren. Straßburg war der erste Studienort, danach wurde das Studium in Marburg fortgesetzt. Er konnte nach dem Examen seinen Referatsdienst in Schlettstadt und Rombach ableisten. Danach ist er in Metz tätig, wo er sich in seinem inneren Streben für die Freideutsche Jugend und den Wandervogel entscheidet.

Das Jahr 1918 wird ein Entscheidungsjahr: Das Kriegsende lässt ihn in Deutschland bleiben, seine bewusst gewählte Heimat. Er nahm die Lehrtätigkeit in Haubinda (Thüringen), dann in Ilsenburg (Harz) bei dem Schulreformer Hermann Lietz auf, der 1920 an der Schule starb. Damals begegnete er seiner künftigen Frau Elisabeth und auch Christoph Boy, dem künftigen Kollegen der Stuttgarter Waldorfschule. Was ihm an der Unterrichtsstätte fehlte, das war die klare Gliederung der Lebensalter, er sah in der frühen Herausforderung der Schüler durch Selbstverwaltungsaufgaben, die sie zu frühem Urteilen anstacheln, eine Überforderung. Das ließ ihn zum Suchenden werden, der in dieser Frage von Gottfried Haaß-Berkow auf Rudolf Steiner hingewiesen wurde. Er fand bei ihm Menschenverständnis und in der Anthroposophie das enthalten, wonach er suchte. So war der Weg zur Waldorfschule für ihn klar. Im Jahr 1920 wurde er Klassenlehrer der Waldorfschule. Die erste Klasse führte er von 1920 bis 1928, die zweite dann von 1928 bis 1935 bis zur Schulschließung durch die Nationalsozialisten. Er war von den Schülern geliebt, denn er hatte menschlich und fachlich viel zu geben.

Entsprechend seiner Stellung wurde er derjenige, der die Auflösung der Schule auf der Vereinsseite abzuwickeln hatte. Danach ging er an die Odenwaldschule, wo er vom Herbst 1940 bis zum März 1946 unterrichtete. Kurz nach dem Wiederbeginn kam er wieder als Klassenlehrer (Ostern 1946) an seine Schule zurück, wiederum führte er seine Klassen engagiert bis zur Pensionierung. Zwischen ihm und den Schülern gab es ein stets feines, positives und förderndes Verhältnis. Neben dem Unterricht schuf er die Stunden- und Epochenpläne und war auch für die auswärtigen Besucher der Schule zuständig. In den letzten Jahren, nach seinem Ruhestand, sah er die schon immer bei ihm vorhandenen Beziehungen zu den Schülern als besonders vordringlich an, er besuchte Schüler und reiste zu ihnen hin. „Die Schule hat darüber hinaus von seiner dienenden Demut, seiner Bescheidenheit und Treue und seinem sanften Wirken als christlicher Merkur gelebt‟ (Weißert, 1961).

Stefan Leber

Quellen Erwähnungen

N 1924 S. 115
N 1933 S. 108
N 1960 S. 118
G 1960 Nr. 26 Todesanzeige
Wistinghausen, D. von, Typoskript

Info

War Waldorflehrer in Stuttgart-Uhlandshöhe.
Söhne Andreas und Christoph, Enkelkinder
Werke: Alexander Strakosch, in: Husemann, G., Tautz, J. [Hrsg.]: Der Lehrerkreis um Rudolf Steiner, Stuttgart 1977; Beiträge in Ber, DD, EK, Monatsschrift für Volks- und Berufsschule.
Literatur: Weißert, E.: Robert Killian, in: MaD 1961, Nr. 55, auch in: Husemann, G. wie oben, darin auch: Tautz, J., Erasmy, H.: Robert Killian; Gift, F.: Erinnerungen an Lehrer der ersten Waldorfschule, in: Leh 1984, Nr. 28; Schöffler 1987.
Abkürzungen: siehe hier
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