Mania Kacer

Kacer, Mania

Pseudonym/Varianten: Kacher

Bildhauerin, Mitarbeiterin am Bau des ersten Goetheanum.

*01.12.1870, Gleiwitz/Oberschlesien (damals Deutschland)

✟30.08.1936, München (Deutschland)

Mania Kacer wurde als zweites von vier Kindern des Filip Kacer und seiner Frau Bertha, geb. Dressler, geboren. Eine Zuckerfabrik in Polen hatte dem Vater so viel eingebracht, dass er ein Gut in Oberschlesien kaufen konnte, um seine Kinder in gesunder Umgebung aufwachsen zu lassen. Kacer besuchte mit ihren beiden Schwestern das Herrnhuter Internat „Gnadenfrei‟. Sie studierte an der Kunstakademie in Breslau und war in Paris Schülerin von Rodin. Als die Familie 1899 nach dem Tod des Vaters und der ältesten Schwester nach München zog, gründete sie dort eine bald florierende Plastikschule.

Durch die Bekanntschaft mit der Malerin Sophie Stinde wurde die Familie auf Rudolf Steiner aufmerksam. Die drei Geschwister Mania, Mina und Filip wurden 1905 Mitglied in der Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft; Mania und Filip wurden von Rudolf Steiner in die Esoterische Schule aufgenommen.

1910 schlug Rudolf Steiner Kacer vor, die Rolle der Luna in dem Mysteriendrama „Die Pforte der Einweihung‟ zu übernehmen, aber sie lehnte ab, weil sie es sich nicht zutraute, und half stattdessen beim Malen der Kulissen. Ihr Bruder Filip fertigte die Krallenhand des Ahriman an und ihre Schwester Mina betätigte sich beim Nähen der Kostüme.

Als die Schnitzarbeiten am ersten Goetheanum in Dornach begannen, verkaufte Kacer ihre Plastikschule, um dort mitzuarbeiten. Rudolf Steiner beauftragte sie, eine Gruppe von Mitarbeitern beim Behauen der Architrave anzuleiten. Außerdem gestaltete sie nach Rudolf Steiners Angaben die Heizkörperverkleidungen in Kunststein (Beton), die noch heute im Goetheanum stehen.

Kacer war „eine treue, kämpfende, mit den Problemen des Lebens und der Kunst ringende Seele‟, wie Marie Steiner sagte. Aber sie war auch von cholerischem Temperament und die Mitarbeitenden in Dornach vermochten ihrem Arbeitstempo und ihren strengen Forderungen nicht zu folgen. So wurde sie gebeten, ihre Arbeit am Bau zu beenden (etwa 1916). Das war ein Knick in ihrem Leben. Sie zog nach Mannheim ins Haus ihres Bruders Filip und versuchte wieder eine Plastikschule aufzubauen. Dabei setzte sie Hoffnungen in die Förderung der Kunst durch die Machthaber des „Dritten Reiches‟. Das führte zur Trennung von ihrem Bruder. Sie zog nach München und starb in einem katholischen Altersheim an perniziöser Anämie.

Jan Kacer

Quellen Erwähnungen

N 1929 S. 179
N 1932 S. 71
N 1933 S. 184
N 1935 S. 102
MaD 1950 Nr.13 Beilage, S. 11
MaD 1951 Nr. 18 Beilage, S. 16
Literatur: Steiner, M.: Mania Kacher, in: N 1936, Nr. 37; In memoriam, in MaD 1950, Beilage zu Nr. 13, und 1951, Beilage zu Nr. 18; Schöffler 1987; Lindenberg, Chronik 1988; Vögele, W. G.: Rudolf Steiner in Mannheim 1905-1922, in: BGA 1998, Nr. 120.
Abkürzungen: siehe hier
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