Dr. med. Jenny, Hans
Arzt, Maler, Forscher.
*16.08.1904, Basel (Schweiz)
✟24.06.1972, Dornach (Schweiz)
Die Arbeiten von Hans Jenny, seine Forschungen zur „Kymatik‟ wie auch sein künstlerisches Werk, fanden in Ausstellungen, Veranstaltungen und Fernsehreportagen internationale Beachtung. Er lebte und arbeitete in Dornach, am Goetheanum und im Rahmen der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft ergaben sich allerdings kaum nennenswerte Arbeitszusammenhänge für ihn und seine Forschungen. Er war sein Leben lang bekennender Individualist, der sich seiner damit einhergehenden Einsamkeit grundsätzlich bewusst war. Er verstand aber die Einsamkeit nicht als Abgeschlossensein, sondern als ein Unterwegssein. „Ich habe die Anker gelichtet; ich fahre allein: das Weltmeer ist mein; das Weltmeer ist Ich. Sonst müsste ich mit der Flottille navigieren, manövrieren, kollidieren, stationieren, havarieren, mazerieren. So bin ich frei. Ein Mann, ein Schiff, ein Meer. Mensch werden. Mensch werden.‟ (Tagebuch, 31. Mai 1946)
Hans Jenny wurde im Sternzeichen Löwe als zweites Kind einer alteingesessenen Basler Familie geboren. Sein Vater war Prokurist einer Seidenspinnerei, seine Mutter führte den Haushalt, zu dem auch seine beiden Schwestern gehörten. Die Eltern engagierten sich in verschiedenen Einrichtungen der evangelischen Kirche. Eine Gruppe, in der sie eine Zeit lang mitwirkten, stellte sich aktiv gegen die Anthroposophie, die Anthroposophen und Rudolf Steiner. Um sich ein eigenes Bild vom Wirken Steiners zu machen, nahm die Familie Jenny an einer Führung zu dem damals im Bau befindlichen ersten Goetheanum teil. Die Führung leitete Rudolf Steiner selbst, Jennys änderten ihre Auffassung. Nicht nur das Gesehene hatte sie beeindruckt, sondern auch die Offenheit, mit der Rudolf Steiner sein eigenes Werk als Versuch darstellte, auf eigene Unzulänglichkeiten hinwies und damit gar nichts von einem ihm immer wieder vorgeworfenen Sektengeist zeigte.
Hans Jenny entdeckte noch vor dem gemeinsamen Besuch mit einem Feldstecher vom Basler Wasserturm den ungewöhnlichen Doppelkuppelbau in Dornach. Später sollte er ganz nach Dornach ziehen, um dort als Landarzt, Maler und Forscher zu wirken. ?Marie Steiner und ?Albert Steffen gehörten zeitweise zu seinen Patienten. Schon als Gymnasiast las er „Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?‟ und mit 21 Jahren wurde er Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft.
Nach seinem Medizinstudium in Basel zog es ihn jedoch nicht sogleich in den Arztberuf. Seine Leidenschaft für die Naturwissenschaft und das Vermitteln von Wissen führten ihn als Lehrer für vier Jahre nach Zürich an die dortige Rudolf Steiner-Schule. Anschließend eröffnete er seine Praxis in Dornach und 1937 eine kleine Privatklinik; Die „Rudolf Steiner-Klinik‟ ließ sich jedoch mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nicht weiterführen. Der Umzug nach Dornach brachte ihm zudem private Veränderungen, er heiratete die Eurythmistin Maria Schuster und sie hatten eine Tochter, Ea.
Obwohl Hans Jenny seinen Beruf als Arzt mit der ihm eigenen Leidenschaft und Gründlichkeit ausübte, gehörte schon früh der künstlerische Ausdruck, zunächst vor allem mit Farbstiften, dann mit Aquarell, zuletzt in Öl, zu einem wesentlichen Bestandteil seiner Aktivitäten. Er zeichnete und malte bevorzugt in den frühen Morgenstunden, noch vor seinen Patientenbesuchen. Hans Jenny aber malte nicht nach der Natur, sondern nach dem inneren Eindruck, zu dem sich seine teilweise jahrelange sensible Beobachtung und Beschäftigung mit Tiermotiven jeweils verdichtet hatte. Seine Werke entstanden dann in einer relativ kurzen, intensiven Aktion, für die er selten mehr als eine Stunde benötigte. Seine intensive Verbundenheit mit dem Motiv und die Wiedergabe der Erlebnisdichte durch eine expressionistisch anmutende Farbgebung beeindruckten Marc Chagall, der über ihn an einen Freund schrieb: „Ich liebe ihn, er ist ein Mystiker wie ich.‟ (Zitiert nach W. Hammacher, in: Jenny 1968, S. 22)
Hans Jennys Interesse für die Tierwelt brachte ihn in die Nähe des berühmten Basler Morphologen Adolf Portmann. Portmann interessierte sich für die Forschungen Jennys, die in dem Werk „Der Typus‟ Mitte der 50er-Jahre erschienen. Jennys Beobachtung der Tierwelt zielte nicht auf die Beschäftigung mit dem Einzeltier, vielmehr galt sie der tierischen Natur in der ihr zugehörigen Landschaft. „Der Beobachtung ergeben sich in der Natur einige Prinzipien oder Grundelemente, welche gestaltlich oder als Vorgang mit bestimmter Gesetzmäßigkeit auftreten und miteinander in ein bestimmtes Verhältnis treten. Die Gestalt, als deren Glieder diese Prinzipien oder Grundelemente erscheinen, sei Typus genannt.‟ (Jenny 1954, S. 9) In seinen Tagebüchern dokumentierte Jenny einen weiteren Gesichtspunkt seiner Beschäftigung mit den Tieren: „Die Tierwelt ist eine genaue Beschreibung des ganzen Menschen. Jedes Tier ist eine Abbildung, ja Bildung von etwas, was im Menschen ist. Das Tierreich ist der Atlant des Menschen.‟ (Tagebuch, 10. August 1950) Sein Interesse am Tier wird hier zum Interesse am Menschen, dessen Entwicklung ihm durch sein Studium der Anthroposophie immer deutlicher wurde. Die Gräuel des Nationalsozialismus in Deutschland zeigten ihm, wohin eine Weltanschauung führen kann, die keine allgemein menschliche Sittlichkeit und Moral kennt. Erst eine Anschauung der Welt, die den Menschen an sich als Wert anerkennt und versteht, kann in die Zukunft fruchtbar wirken. „Geistesanschauung, Geisterkenntnis allein ergibt ein neues Menschentum.‟ (Tagebuch, 28. April 1945)
Auf der Suche nach dem prästrukturellen Stadium der Naturerscheinungen entdeckte Jenny eine Fülle von Phänomenen, die er in seiner „Kymatik‟ beschrieb. Klangfiguren, die erstmals und anfänglich von Ernst Chladni im 18. Jahrhundert beschrieben wurden, stehen im Mittelpunkt. Hans Jenny nutzte die Mittel der modernen Technik, um diese Forschung einen Schritt voranzutreiben (Kymatik, Bd. I/II). Werner Heisenberg lobte die reiche Fülle der Dokumentation als einzigartig. Er ermunterte Jenny nicht nur, mit seinen Forschungen weiterzufahren, sondern beschreibt dieses Gebiet zudem als ein Unausweichliches für den weiteren Fortschritt der Physik (Magazin der Basler Zeitung, 4.12.1993).
Als Hans Jenny 1972 starb, hinterließ er ein beachtliches Lebenswerk, vor allem aber manche Anregung und Grundlage zu weiteren Forschungen. In seinen letzten Monaten beschäftigten ihn die Arbeiten zu der Fortsetzung seines Werks „Der Typus‟, das er durch seine Ergebnisse aus der Klangforschung erweitern wollte.
27.07.1931 - 08.08.1931: Vorträge und Besprechungen über die Zeitereignisse
07.05.1932 - 11.05.1932: Öffentliche Tagung
07.08.1932 - 16.08.1932: Öffentliche Sommertagung mit Goethefeiern
01.01.1933 - 31.12.1933: Einrichtung von Freien Mittelschulkursen an der Rudolf Steiner Schule Basel
16.07.1934 - 09.08.1934: Pädagogische Arbeitswochen am Goetheanum
15.10.1934 - 31.03.1935: Wintersemester am Goetheanum
01.01.1935 - 31.12.1935: Rudolf Steiner Schule für Kleinodienkunst am Goetheanum
22.09.1935 - 29.09.1935: Medizinische Tagung "Metalltherapie"
01.01.1936 - 31.12.1936: Rudolf Steiner Schule Zürich
07.04.1936 - 13.04.1936: Ostertagung am Goetheanum
20.07.1936 - 02.08.1936: Öffentliche Pädagogische Tagung am Goetheanum
20.09.1936 - 26.09.1936: Medizinische Arbeitswoche
01.01.1937 - 31.12.1937: Rudolf Steiner-Klinik in Dornach
27.01.1937 - 31.01.1937: Landwirtschaftliche Tagung am Goetheanum
30.03.1937 - 05.04.1937: Öffentliche Pädagogische Arbeitswoche am Goetheanum
04.10.1937 - 09.10.1937: Öffentliche Pädagogische Tagung am Goetheanum
01.01.1938 - 31.12.1938: Arbeitsniederlegung der pädagogische Arbeitsgruppe
01.01.1938 - 31.12.1938: Rudolf-Steiner-Klinik
18.09.1938 - 24.09.1938: Medizinische Tagung am Goetheanum
21.07.1940 - 29.07.1940: Sommertagung am Goetheanum
29.09.1940 - 06.10.1940: Michaelitagung am Goetheanum
24.12.1940 - 01.01.1941: Weihnachtstagung am Goetheanum
07.04.1941 - 14.04.1941: Ostertagung am Goetheanum
26.07.1941 - 03.08.1941: Öffentliche Sommertagung am Goetheanum
28.09.1941 - 05.10.1941: Michaelitagung am Goetheanum
29.09.1944 - 05.10.1944: Michaelitagung am Goetheanum
25.03.1945 - 02.04.1945: Ostertagung am Goetheanum
28.09.1945 - 07.10.1945: Michaelitagung am Goetheanum
24.12.1945 - 01.01.1946: Weihnachtstagung am Goetheanum
01.01.1946 - 31.12.1946: Erkrankung Albert Steffens
20.01.1946: Verein Kleinodienkunst
05.03.1946: Erkrankung Albert Steffens
14.04.1946 - 22.04.1946: Ostertagung am Goetheanum
14.12.1946 - 15.12.1946: Wochenendveranstaltungen am Goetheanum
29.12.1946: Generalversammlung der Allgemeinen Antrhroposophischen Gesellschaft
01.01.1947 - 31.12.1947: Erkrankung von Albert Steffen
14.12.1947: Verein Kleinodienkunst
24.07.1949 - 30.08.1949: Ausstellung Goetheanum
29.09.1950 - 02.10.1950: Michaeli-Tagung
29.07.1951 - 12.08.1951: Ausstellung
19.07.1952 - 17.08.1952: Ausstellung
22.07.1953 - 16.08.1953: Ausstellung
01.01.1959 - 31.12.1959: Hans Jenny im Folkwang-Museum
01.01.1961 - 31.12.1961: Ausstellung von Werken Hans Jennys
19.07.1963 - 25.07.1963: Öffentliche Sommertagung I.Zyklus
19.07.1964 - 16.08.1964: Sommerausstellung
26.09.1964 - 04.10.1964: Michaeli-Tagung Das Michael-Mysterium und die Michael-Schule
01.01.1965 - 31.12.1965: Beleuchtungskunst nach Angaben Rudolf Steiners
04.10.1965 - 10.10.1965: Hochschulwoche
24.12.1965 - 01.01.1966: Weihnachtstagung "Der Christusimpuls und die Verwandlung des Bösen"
01.01.1966 - 31.12.1966: Hans Jenny in Luzern
03.10.1966: Hochschulwoche Beiträge zur Weltlage
01.01.1967 - 31.12.1967: Bilderausstellung von Hans Jenny
01.01.1969 - 31.12.1969: Rudolf Steiner Schule Zürich
01.01.1971 - 31.12.1971: Ausstellung
01.01.1975 - 31.12.1975: Ausstellung
01.01.1977 - 31.12.1977: Eröffnung des Ausstellungsraumes für Hans Jenny in Dornach
Forschungsstelle Kulturimpuls Biografien Dokumentation kulturimpuls.org