Ammerschlaeger, Adolf
Heilpädagoge.
*07.04.1902, Aschaffenburg (Deutschland)
✟31.07.1944, Jöhvi bei Reval (Estland)
Als Heilpädagoge der ersten Stunde ist Adolf Ammerschlaeger in fast allen anthroposohisch-heilpädagogischen Instituten der Vorkriegszeit tätig gewesen.
Er war der Älteste von vier Geschwistern, sein Vater Bezirkstierarzt und Schlachthofdirektor. Als Student der Geografie, Geologie, Chemie und Philosophie in Stuttgart, Breslau und Jena war er Mitglied des Wandervogels. Zwei Jahre arbeitete er bei Alexander Strakosch im „Kommenden Tag‟, er erlebte Rudolf Steiner in Stuttgart und nahm am Pädagogischen Jugendkurs (GA 217) teil.
Nach Abschluss des Studiums und Prüfung zum höheren Lehramt begann Adolf Ammerschlaeger seine Tätigkeit in Jena-Zwätzen im Haus Bernhard. Während einer schweren Krankheit wurde er dort von Schwester Wally Portig gepflegt, und die beiden beschlossen, ihr Leben miteinander zu verbinden. Eheschließungen der jungen Heilpädagogen waren aber damals unerwünscht und Schwester Wally wurde nach Pilgramshain geschickt. 1929 ließen sie sich von ihrem Freund Eduard Lenz heimlich trauen. Ab 1930 konnten die beiden in Gerswalde gemeinsam arbeiten, in der Ehe sind zwei Kinder geboren. 1935 zogen sie auf den zweiten Lauenstein bei Altefeld, 1938 ging Adolf Ammerschlaeger nach Bonnewitz.
Erst 1939 kam die Familie wieder in Schloss Hamborn zusammen, wohin der Erbprinz Georg-Moritz von Sachsen-Altenburg Ammerschlaeger berufen hatte - diesmal nicht als Heilpädagogen, sondern als Geschäftsführer für das Kinderheim, das Erholungsheim im Schloss sowie die Land- und weitläufige Forstwirtschaft. Als die Einrichtung im Juni 1941 von den Nazis geschlossen wurde, kam er mit dem Erbprinzen ins Gestapo-Gefängnis nach Bielefeld, wo er neun Monate verbrachte und nur knapp dem KZ entging (vgl. Werner 1999). Er wurde eingezogen, zum Sanitäter ausgebildet und nach Russland abkommandiert. Er liebte das Land und lernte seine Sprache. Am 31. Juli 1944 traf ihn eine russische Bombe beim Beladen seines Lazarettzuges in Estland und riss ihn mit sieben Verwundeten und einem Kameraden in den Tod.
Von Jugend auf hatte Adolf Ammerschlaeger eine starke Beziehung zu Nordeuropa, sowohl zu Irland und seiner Druidenkultur als auch zu Skandinavien und dem Baltikum. Er lernte neben Englisch Norwegisch und Schwedisch und übersetzte aus diesen Sprachen. Er war freundschaftlich mit der Dichterin Ingeborg Møller, mit Dan Lindholm, Erich Trummler, den Schwestern Karin und Marianne Ruths und mit Elsbeth Palmer-Paulsen aus Estland verbunden. Zahlreiche Aufsätze von ihm erschienen in „Natura‟, „Der Pfad‟ und verschiedenen Rundbriefen, für seine Kindergruppen schrieb er einige Spiele, vor allem das Brigid-Spiel (Irland) und das Lucia-Spiel (Schweden).
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