Trude Armbruster

Armbruster, Trude

Geigerin.

*07.09.1908, Barmen (Deutschland)

✟14.11.1994, Madrid (Spanien)

Das Haus Armbruster in Madrid wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem Ausgangspunkt anthroposophischer Initiativen in Spanien.

Trude Armbruster kam am 7. September 1908 in Barmen als zweite Tochter des Bankdirektors Richard Blecher zur Welt. Er war Kapitelmeister der Johannes-Loge (Berlin). In einer ebenso gesellschaftlich-repräsentativen wie geistig aufgeschlossenen Atmosphäre wuchs sie heran. Nach einer musikalischen Ausbildung und dem Beginn einer hoffnungsvollen Laufbahn als Geigensolistin kam sie im Jahre 1931 nach Madrid, um die spanische Sprache zu lernen.

Dort begegnete sie Eugen Armbruster und eine intensive Lebens- und Schicksalsgemeinschaft begann. Sechs Kinder gingen aus der Verbindung hervor. Als Frau des erfolgreichen Unternehmers hatte Trude Armbruster ein großes Haus zu führen, was ihr als scheuer, nicht leicht erreichbarer Mensch im Grunde wenig lag. Im Musizieren dagegen konnte sie ihr Herz sprechen lassen, auf ihrer Geige, begleitet von einer Pianistin, erklangen immer wieder die schönsten musikalischen Werke bis tief in die Nacht hinein. Die Atmosphäre im Hause war kultiviert, warm und klar. Neben Geschäftsleuten gingen Bildhauer, Musiker, Maler und Kunsthändler ein und aus. Die Naturverbundenheit des Ehepaars ließ im Jahre 1955 in den Bergen des Guadarrama-Gebirges eine Landwirtschaft und einen größeren Familiensitz entstehen.

Um das Jahr 1960 beginnend wurden Redner zu anthroposophischen Vorträgen eingeladen und Lesestunden gehalten, im Raume Madrid wohl erstmalig, allerdings vorwiegend in deutscher Sprache. Aber auch Menschen wie Jaime Padró, Sandra Svabinskas-Herdin oder später Antonio Malagón Golderos, die viel für den Beginn der spanisch-anthroposophischen Arbeit in den Berufsfeldern taten, waren immer wieder zu Gast. Kleinere Eurythmiedarstellungen umrahmten oft die Veranstaltungen. Ende der 60er-Jahre verstärkte sich das geisteswissenschaftliche Studium und Engagement Trude Armbrusters; als sie 1970 in die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft eintrat, gehörte sie zu den ersten Mitgliedern der Gesellschaft in Spanien. Ihrem Lebenspartner blieb diese Wandlung zunächst fremd, bis eine entsprechende Entwicklung etwa 15 Jahre später zum Tragen kam.

1979 eröffnete die jüngste Tochter Karen - nach einer längeren Waldorfschülerzeit in Frankfurt und einer Ausbildung zur Waldorfkindergärtnerin - in Madrid mit tatkräftiger Unterstützung der Eltern und einiger Freunde die erste spanische Waldorf-Kindergartengruppe. Die Landwirtschaft im Guadarrama, der Augapfel Eugen Armbrusters, wurde der erste biologisch-dynamisch bewirtschaftete Hof in Spanien und gilt bis heute als Mustergut. Die Anthroposophische Gesellschaft in Spanien wurde Pfingsten 1983 begründet. 1987 schließlich trat eine initiative, aber mittellose Gruppe von Menschen an Eugen Armbruster mit der Frage heran, ob sie das Grundstück neben dem Kindergarten für eine zu gründende Waldorfschule erwerben könnten - das Grundstück wurde überschrieben und die erste Waldorfschule in Spanien konnte entstehen.

Auch wenn sie den Anstoß zur intensiveren anthroposophischen Arbeit gab, war es doch die Gemeinsamkeit von Trude und Eugen Armbruster, die den Boden in Spanien für vieles bereitete. Umgeben von ihren Kindern starb Trude Armbruster am 14. November 1994 in Madrid.

Inga Bosse
Literatur: Armbruster, G.: En recuerdo a Gertrudis Armbruster, in: Bo 1994, Nr. Otoño-Invierno.
Abkürzungen: siehe hier
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