Felix Goll

Goll, Felix

Maler, Waldorflehrer, Farbberater.

*06.02.1909, Stuttgart (Deutschland)

✟23.11.1977, Stuttgart (Deutschland)

Felix Goll wurde in einer Malerfamilie geboren. Er hatte acht Geschwister. Als die Mutter 1918 an Grippe starb, war er neun Jahre alt. Die Kinder konnten nicht beisammen bleiben. Felix wurde von Berta und Emil Molt als Pflegesohn ins Haus genommen. Dort fand er, was er in diesem Alter besonders brauchte: liebevolle Betreuung durch „Mutter Molt‟ und richtungweisendes Beispiel des mitten in den Zeitwirren kräftig handelnden „Vater Molt‟. Dazu kam, dass er früh Rudolf Steiner erleben durfte: freundlich nahe im häuslichen Kreise, tätig in Dornach am Bau des ersten Goetheanum und bald auch in der Waldorfschule. Die vielseitigen künstlerischen Begabungen des Jungen fanden reichliche Förderung. Im September 1919 wurde er in die fünfte, von Caroline von Heydebrand geführte Klasse aufgenommen. Nach Abschluss der Schule folgten Schreinerlehre, Studium an der Staatsschule für angewandte Kunst in München, und 1934 in Hildesheim das Examen als Werklehrer. Wieder in Stuttgart besuchte er das Lehrerseminar und war Assistent bei Max Wolffhügel und Helfer beim Buchbindeunterricht von Berta Molt.

Das Jahr 1936, er ist nun 27 Jahre alt, bringt einen neuen Einschlag. Die ersten, von Julius Hebing herausgegebenen „Briefe zur Farbenlehre‟ beschäftigen ihn. Ein Briefwechsel mit Hebing beginnt. Als Goll 1938 mit seiner Frau Margarete von Wegnern nach Berlin zieht, entwickelt sich eine fast 15 Jahre dauernde Zusammenarbeit mit Hebing auf dem Gebiete der Goetheschen Farbenlehre. Goll hat in Berlin ein eigenes Atelier und ist auch Mitarbeiter an der dortigen Waldorfschule. 1940 wird er zum Kriegsdienst eingezogen und 1942 in Russland am rechten Arm schwer verwundet. Dies führt 1943 zur Entlassung. Er kann sich nun in Stuttgart auf der Akademie zum Malen mit der linken Hand einüben. Die Zerstörung Stuttgarts zwingt zur Evakuierung der Familie. Im Juli 1945 ist die Heimkehr möglich, zuerst zum Engelberg, wo Goll bei Friedrich Kempter tätig wird. Im Oktober dieses Jahres kann er in Stuttgart die dritte Klasse an der wieder eröffneten Waldorfschule übernehmen, die er dann bis zur achten Klasse führt. Zugleich ist er in reger Verbindung mit dem anthroposophischen Künstlerkreis, der vom Ehepaar Hede und Felix Kayser und Walter Besteher begründet wurde. Im Jahr 1951 löst Goll sich von der Schule. Er strebt eine freiere künstlerische Tätigkeit an, gibt Malkurse an verschiedenen Orten und bekommt Aufträge als Farbberater und Wandgestalter an öffentlichen und privaten Gebäuden. 1954 kann das mit Hilfe von Frau Olga von Wegnern gebaute Atelierhaus in Stuttgart-Sillenbuch bezogen werden. Fünf Jahre später hat Goll Erfolg mit einer ersten öffentlichen Ausstellung seiner Malerei.

Danach, etwa 1960, beginnt die theoretische und praktische Arbeit an dem, was wir als den wesentlichen Beitrag Golls zu einer anthroposophisch begründeten Malerei bezeichnen können. Aufbauend auf Rudolf Steiners Vorträgen über „Das Wesen der Farben‟ entwickelt er eine Farbskala, die den vier Naturreichen und den Wesensgliedern des Menschen zugeordnet ist. Auf dieser Grundlage malte er seine farb- und formstarken Bilder und führte auch seine Schüler. Im Kollegenkreise, auch in der Sektion für Bildende Künste am Goetheanum trug er seine Erkenntnisse vor und brachte vieles in Bewegung.

Goll wirkte durch sein helles, offenes, den Menschen zugewandtes Wesen auf einen großen Schülerkreis. Er verstand es, die individuellen Fähigkeiten zu wecken. Er war durch und durch wahrhaftig, auch in seiner Malerei. Er konnte sich ereifern, wenn es um das ging, was man herkömmlich „anthroposophische Malerei‟ nennt. Er war der Überzeugung, dass die Nachfolge Rudolf Steiners darin bestehen müsse, dass die Künstler nicht nur nachahmen, sondern weiter denken und arbeiten, damit sie nicht in einem sozusagen sektiererischen Abseits vom Zeitgeschehen stehen bleiben.

Den „Traktat zur Malerei‟, den er veröffentlichen wollte, konnte er nicht mehr vollenden.

Hanna Deicke

Ereignisse

01.01.1954 - 31.12.1954: Bildung eines Zusammenhanges anthroposophischer Künstler

24.07.1957 - 14.08.1957: Ausstellung

15.05.1959 - 19.05.1959: Pfingsttagung Kunsterkenntnis und künstlerische Praxis

04.06.1960 - 07.06.1960: Künstlertagung : Die künstlerische Situation der Gegenwart vom Gesichtspunkt der Anthroposophie

13.11.1963 - 17.11.1963: Hochschultage: Das spirituelle Motiv in der Epoche der Bewußtseinsseele

19.07.1964 - 16.08.1964: Sommerausstellung

04.11.1965 - 07.11.1965: Arbeitstage "Metamorphosen der Wahrnehmung"

28.05.1966 - 30.05.1966: 20. Tagung bildender Künstler Bildende Kunst als Verwirklichung des Übersinnlichen - Wesen und Wirkung der Form in Architektur, Plastik und Malerei

01.01.1967 - 31.12.1967: Ausstellung

13.05.1967 - 15.05.1967: 21. Pfingsttagung bildender Künstler Verlebendigung der Sinnesorgane und Durchseelung der Lebensprozesse durch die Kunst

01.06.1968 - 03.06.1968: 22. Pfingsttreffen anthroposophisch bildender Künstler Imagination, Inspiration, Intuition Wir haben die Kunst, damit wir nicht an der Wahrheit zugrunde gehen.

20.11.1968 - 24.11.1968: Arbeitstage Das Goetheanum und der Impuls von Gondishapur

24.05.1969 - 26.05.1969: 23. Pfingsttreffen Vom Auftrag der Kunst in der Gesellschaft des 20. Jahrhunderts

05.06.1969 - 08.06.1969: Arbeitstage für Architekten und baukünstlerisch Interessierte Der Bauimpuls Rudolf Steiners in der Gegenwart

07.09.1969 - 24.09.1969: Festtage 50 Jahre Erziehungskunst Rudolf Steiners Ereignisse und Motive

16.09.1969 - 19.09.1969: Ehemaligentagung von Waldorfschülern

16.05.1970 - 18.05.1970: Pfingsttagung anthroposophischer Künstler "Erfahren des spirituellen im künstlerischen tun"

31.07.1971 - 08.08.1971: Sommerstudientage "Künstlerisches Üben - Lebendiges Erkennen"

20.05.1972 - 22.05.1972: Pfingsttreffen bildender Künstler "Involution, Evolution und die Schöpfung aus dem Nichts"

02.10.1972 - 08.10.1972: Arbeitswoche für Maler, Bildhauer und Architekten "Der Künstler im Zeitalter der Bewußtseinsseele" - der dreidimensionale pysische, der zeweidimensionale seelische und der sphärische Raum

09.06.1973 - 11.06.1973: Pfingst Treffen anthroposophisch bildender Künstler "Bewegung und Form in Kunst und Technik"

15.07.1973 - 25.08.1973: Kunstausstellung während der Sommertagung

01.10.1973 - 07.10.1973: Künstler Tagung "Der Künstler im Zeitalter der Bewußtseinsseele, Bewußtseins-Schulung durch künstlerisches Tun"

22.10.1974 - 26.10.1974: Arbeitswoche für Maler, Bildhauer und Architekten "Der Künstler im Zeitalter der Bewußtseinsseele", Die Begriffe Impressionismus, Expressionismus in ihrer Neufasssung durch Rudolf Steiner und die moderne Kunst"

04.11.1975 - 08.11.1975: Arbeitswoche für Maler, Bildhauer und Architekten "Der Künstler im Zeitalter der Bewußtseinsseele. Vom Wirken des Ich im bildnerischen Schaffen"

01.01.1976 - 31.12.1976: Eröffnung der Galerie Aenigma Basler Galerie der Sektion für bildende Künste

09.10.1976 - 10.10.1976: Wochenendarbeit für Maler "Bild und Glanzfarbe und ihr Erscheinen auf der Fläche. Fläche Farbe Form"

02.11.1976 - 06.11.1976: Arbeitwoche für Maler, Bildhauer und Architekten "Das Wahrnehmen im Bereich der Bildenden Kunst"

23.04.1977 - 24.04.1977: Wochenendarbeitfür Maler "Die Farbe als Inhalt der Malerei: Farbe, Fläche, Form"

01.01.1979 - 31.12.1979: Ausstellungen

Quellen Erwähnungen

N 1955 S. 212
N 1956 S. 25
N 1957 S. 120
N 1958 S. 88
N 1959 S. 78
N 1963 S. 176, 216
N 1964 S. 19, 129
N 1966 S. 108
N 1967 S. 35, 148f
N 1968 S. 98, 178
N 1969 S. 80, 149
N 1970 S. 22
N 2002 S. 78 Ausstellung
G 2010 Nr. 43, S. 18 "
MaD 1950 Nr. 11, S. 55
MaD 1952 Nr. 19, S. 45
MAVN 1987 Nr. 9, S. 257
MAVN 1990 Nr. 4, S. 31

Info

Kunstmaler, entwickelte eine Technik der Aquarelllasur auf Leinwand
Werke: Wege zur Farbe. Texte aus dem Nachlaß, o. O. 1984; Beiträge in DD.
Literatur: Weißert, E.: Felix Goll, in: MaD 1978, Nr. 123; Hermann, H.: Für Felix Goll, in: N 1978, Nr. 24; Deicke, H.: Der Maler Felix Goll und seine Forschungen zur Farbenlehre. Dornach 2001.
Abkürzungen: siehe hier
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