Francisco Schneider

Schneider, Francisco

Unternehmer, Übersetzer.

*29.05.1896, Botnang bei Stuttgart (Deutschland)

✟28.05.1994, Buenos Aires (Argentinien)

Franz Schneider - in Argentinien nannte er sich Francisco - war ein sozial engagierter Unternehmer, ein Pionier, der fast 60 Jahre lang den Zweig der Anthroposophischen Gesellschaft in Buenos Aires leitete und sich als unermüdlicher Übersetzer der Werke Steiners in die spanische Sprache hervortat.

Geboren in Botnang, einem Vorort nordwestlich von Stuttgart, begann er nach dem Abitur die Lehre bei einer Stuttgarter Privatbank. Dies bedeutete für ihn den ersten Kontakt mit der Anthroposophie, da der Besitzer der Bank und viele Kunden mit der Anthroposophischen Gesellschaft verbunden waren. 1920 in Stuttgart hörte er zum ersten Mal Rudolf Steiner sprechen. Dabei beeindruckte ihn die Kraft der Sprache und die ungewohnten Formulierungen - ein früher Hinweis für seine Empfindsamkeit für das Sprachliche, was später dazu führte, dass er die spanische Sprache seiner argentinischen Wahlheimat perfekt erlernte. Nach dem Ersten Weltkrieg führte ihn der Weg nach Berlin zur Überseeischen Bank, die ihn in ihre Filiale nach Buenos Aires schickte. Die Bekanntschaft mit einer Dame auf dem Schiff führte in Argentinien bald zum Treffen mit Fred Poeppig, dessen Schwester Ilse ihn dann während 74 Jahren als Lebensgefährtin begleitete und ihm drei Kinder schenkte.

Gern erzählte er, wie Fred Poeppig ihn in seiner Junggesellenbude aufsuchte und vor der Begrüßung ausrief: „Mensch, Sie lesen ja Steiner!‟. Es war 1920, zu Steiners Zeiten, in dem damals von Europa sehr fernen Buenos Aires. Das Treffen der beiden begründete die anthroposophische Arbeit in Argentinien. Fred Poeppig kehrte zunächst 1923 nach Deutschland zurück. Auch Franz Schneider kehrte mit der Familie seiner späteren Frau zurück und kam, ohne von der Weihnachtstagung zur Begründung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft zu wissen, am 23. Dezember 1923 in Dornach an. Rückblickend nannte er die Weihnachtstagung „ein Geistgeschenk von Ewigkeitswert‟.

Die schwierigen Verhältnisse in Deutschland zwangen ihn mit seiner Familie - er heiratete Ilse Poeppig in Stuttgart am 1. März 1924 - nach Argentinien zurückzukehren. Er engagierte sich beim Aufbau der von seinem Schwiegervater begründeten Lebensmittelfabrik. Vorbild hierfür waren ihm die Gedanken aus den „Kernpunkten der sozialen Frage‟ (GA 23), einem Buch, das ihn sein Leben lang begleitete. Das erfolgreiche Unternehmen ermöglichte ihm für eine Vielzahl von Initiativen, Kapital bereitzustellen, unter anderem für die Weleda in Argentinien und das Therapeutikum „San Rafael‟. Er war fast 60 Jahre lang Zweigleiter in Buenos Aires und am 6. August 1966 Mitbegründer der Anthroposophischen Gesellschaft in Argentinien.

In den letzten 25 Jahren seines Lebens gewann die Übersetzung von Schriften und Vorträgen Steiners immer mehr an Bedeutung, nicht nur für ihn, sondern für die Wandlung der anthroposophischen Arbeit in Argentinien von einer deutschen Enklave zu ihrer Verwurzelung im Lande. Mit seinen Übersetzerkollegen Hans Berlin (Mexiko) und Veerle von Wedemeyer (Peru) pflegte er einen jahrelangen Briefwechsel. Er starb plötzlich, einen Tag vor seinem 98. Geburtstag.

J. Wolfram Schneider/Bernhard Steiner

Quellen Erwähnungen

N 1924 S. 188
N 1935 S. 11
N 1953 S. 25, 139
N 1955 S. 45
N 1961 S. 76
N 1970 S. 178
G 1994 Nr. 27, S. 319 Todesanzeige

Info

Teilnehmer der Weihnachtstagung. Zweigleiter fast 60 Jahre lang in Buenos Aires, Mitbegründer der Landesgesellschaft. Industrieller, Gründer und Leiter der Firma Fanacoa
Werke: Übersetzung von 49 Werken Steiners ins Spanische veröffentlicht; Beiträge in N, G.
Literatur: Schneider, J. W.: Francisco Schneider, in: N 1995/96, Nr.4.
Abkürzungen: siehe hier
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