Willi Wilhelm Kux

Kux, Willi Wilhelm Hugo

Eurythmist, Geschäftsmann.

*06.02.1902, Dortmund (Deutschland)

✟26.03.1976, Arlesheim (Schweiz)

Als älterer Sohn des überzeugten Sozialdemokraten und Kaufmanns Willy Kux studierte auch Willi Kux jun. eifrig das „Kommunistische Manifest‟. Er stieß aber gleich zu Anfang seines Philosophie-Studiums in Berlin auf Rudolf Steiners „Philosophie der Freiheit‟ (GA 4), hörte dort anschließend einen Vortrag von ihm und entschied sich begeistert für das Studium der anthroposophischen Geisteswissenschaft.

Mit seinem eineinhalb Jahre jüngeren Bruder Ralph ging er zunächst zur Eurythmie-Ausbildung zu Alice Fels in Stuttgart. Von dort zog es aber die beiden Brüder ans Goetheanum, wo sie Ende 1923 die Weihnachtstagung mitmachten. Unter Marie Steiners Leitung studierten sie dort weiter Eurythmie. Im Jahre 1924 durfte Willi Kux vertretungsweise Rudolf Steiner chauffieren, als dieser beim jungen Grafen Polzer-Hoditz und seiner Frau Ilona, geb. Bögel, zur Taufe geladen war. Friedrich Rittelmeyer, der damalige Erzoberlenker der Christengemeinschaft, zelebrierte das Taufsakrament erstmals im priesterlichen Ornat. In seinen „Erinnerungen an Rudolf Steiner‟ gibt Willi Kux eine entzückende Schilderung dieses Ereignisses, bei dem neben Rudolf Steiner der gesamte Vorstand zugegen war.

Während der Einstudierung der Arielszene (Faust I) bekam Willi Kux 1924 von Rudolf Steiner eine Atemübung zur Kräftigung der Lunge. (Erinnerungen [1976], S. 36 f.)

Nach Rudolf Steiners Tod 1925 unterrichtete Willi Kux sieben Jahre als Eurythmielehrer unter Isabella de Jaager am Goetheanum.

1932 heiratete er und um eine Familie zu gründen, kehrte er nach Dortmund zurück und trat in das Geschäft seines Vaters, eine Kohlenhandlung, ein. Nach fünf Jahren in der Wehrmacht konnte er diese Firma ab 1946 allmählich in einen Handelsbetrieb für Heiz- und Motorbrennstoffe erweitern. Diese materielle Grundlage ermöglichte es ihm, in den folgenden Jahrzehnten für die Anthroposophie in Dortmund und darüber hinaus im Ruhrgebiet tätig zu sein.

Gleich nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm er die Leitung des Dortmunder Zweiges. In der Folgezeit sorgte er dafür, dass im öffentlichen Bewusstsein der Stadt mindestens einmal im Monat die anthroposophische Arbeit in Erscheinung trat: Einführungskurse und Vorträge bestimmten mit das Programm der Volkshochschule.

Bereits 1958 erreichte er zusammen mit Gleichgesinnten die Gründung eines Waldorf-Kindergartens. Die Waldorfschule konnte erst 12 Jahre später, 1970, ihre Tore öffnen.

Einen Höhepunkt in seinem Leben bedeutete die Verwirklichung des Zusammenschlusses von verschiedenen anthroposophischen Institutionen unter einem Dach: das Pädagogisch-Soziale Zentrum Dortmund, dessen Mitbegründer Willi Kux wurde. Es umfasst Waldorfkindergarten, Rudolf Steiner-Schule, Seniorenheim, Therapeutikum, Erzieher-Seminar und das Zweighaus des Thomas-Zweiges Dortmund der Anthroposophischen Gesellschaft.

Zeit seines Lebens verlor Willi Kux nie die Begeisterung für die „anthroposophische Sache‟, die sich in Rudolf Steiners Gegenwart bei ihm als jungem Menschen entzündet hatte: Ob er mit jungen Ärzten in den 50er-Jahren zusammen geisteswissenschaftliche Menschenkunde studierte oder ob er junge Lehrer für die Rudolf Steiner-Pädagogik und die Dortmunder Schule zu interessieren suchte - immer war er menschlich-herzlich engagiert, Anthroposophie ins öffentliche tägliche Leben einfließen zu lassen und nach Möglichkeit dort zu verankern.

Kirsten Beata Kux

Quellen Erwähnungen

N 1935 S. 11, 20
N 1947 S. 12
N 1958 S. 72
N 1959 S. 67
N 1960 S. 4
N 1962 S. 19, 193
N 1963 S. 96, 159
N 1965 S. 110
N 1966 S. 6, 31, 44, 96, 101
N 1967 S. 19, 45, 57, 69, 71f, 75f, 109, 117, 170
N 1968 S. 67, 82, 93, 137
N 1969 S. 25, 61, 77, 81f, 167
N 1970 S. 68, 177
MaD 2002 Nr. 219 S. 46f
NAA 1985 Nr. Summer, S. 4f
Sam, M.M.: Eurythmie, Dornach 2014, S. 11, 80, 220, 268, 281,283,
286, 317f, 324, 326-9, 333
GA 262 Personenregister

Info

Lernte Querflöte. Studierte Philosophie in Berlin, entdeckte die Bücher von
Rudolf Steiner, hörte seine Vorträge. Hat bei Natalie von Papoff in Berlin
Eurythmie gelernt, danach im ersten Ausbildungskurs der Stuttgarter Schule
ab Herbst 1922. 1923 zur Weoiterbildung nach Dornach. Wirkte bei
Aufführungen mit, bekam Standardform. R. Steiner skizzierte Gewand für ihn.
Nahm am Toneurythmiekurs teil, chauffierte Steiner 1924.Unterrichtete 7
Jahre in der Dornacher Eurythmieschule, heiratete, kehrte nach Dortmund
zurück, übernahm Vaters Kohlehandlung, war Mäzen.
Werke: Das Schreiten bei Mensch und Tier, in: Gäa Sophia, Bd. V, Stuttgart
1930; mit Ralph Kux: Erinnerungen an Rudolf Steiner, Stuttgart [1976];
Erinnerungen an Rudolf Steiner, Aus dem Dornacher Leben im Jahre 1924, in:
Beltle, E., Vierl, K. [Hrg.]: Erinnerungen an Rudolf Steiner, Stuttgart 1979;
Beiträge in N, G, MaD und NAA.
Literatur: Generalversammlung, in: MaD 1959, Nr. 50; Dumke, K.: Willi Kux,
in: MaD 1976, Nr. 117; Froböse, Für Willi Kux, in: MaB 1976, Nr. 60; Kux, K.
B.: Willi Kux, in: N 1976, Nr. 19; Groddeck 1980.
Abkürzungen: siehe hier
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