Ilja Duwan

Duwan, Ilja

Schauspieler

*10.12.1898, Kiew (damals Russland)

✟15.03.1976, Bern (Schweiz)

Geboren als Sohn eines Schauspielers und Theaterbesitzers verbrachte Ilja Duwan Kindheit und Jugend mit sechs Geschwistern im Winter in Moskau und im Sommer auf der Krim. Nach dem Schulabschluss war er Eleve für Schauspielkunst und studierte zugleich Malerei. Nach der Revolution floh die Familie nach Deutschland.

Auf einer Tournee mit dem von seinem Vater mitbegründeten Kabarett „Der blaue Vogel‟, die nach Basel führte, erfuhr er von der Anthroposophie. 1925 entschloss er sich, sein Leben der Arbeit Marie Steiners zu widmen. Er hatte sie auf einer ihrer Eurythmiereisen kennen gelernt und wurde bald einer ihrer vertrautesten Schüler.

„Er war der geborene ,Johannes Thomasius’ in den Mysterien-Dramen von Rudolf Steiner‟, schreibt Edwin Froböse. „Durch Duwan kam ein neues Element in unsere Gruppe‟ (Froböse 1979, S. 132). Duwan spielte diese Rolle 1928-30 und dann auch wieder während des Zweiten Weltkriegs. Auch die Gestalt des Salomo in Albert Steffens „Hieram und Salomo‟ wurde von ihm verkörpert. 1935 führte ihn die sprachliche Arbeit nach Bern. 1940 heiratete er Ida Nater. Der einzige Sohn, Thomas, ist früh verstorben. Ilja Duwan hielt in der Schweiz Vorträge und leitete Kurse, nach 1945 auch in Deutschland, Den Haag, Oslo und Wien. 1947 wurde von ihm und seiner Frau, der Eurythmistin Ida Duwan-Nater, das erste Zimmertheater in der Berner Altstadt eröffnet. Mit dem Ensemble der Pflegestätte für musische Künste unternahm er von 1950 an Tourneen. 1955 brachte er in Stuttgart das Stück „Die Grenze‟ von Walter Bopp zur Uraufführung.

Duwan erstrebte das Ideal des Gesamtkunstwerks aus dem Geiste der Anthroposophie. Jährlich wurden Kunsttagungen veranstaltet, bei denen auch Maler, Bildhauer, Architekten und Musiker mitwirkten. Als Frucht dieser Zusammenarbeit und einer Anregung Marie Steiners folgend, konnte 1967 der „Marianus-Raum‟ verwirklicht werden, in welchem die Säulen- und Architravformen des ersten Goetheanum als Relief nachgebildet sind. In diesem Theaterraum hat Ilja Duwan während mehr als 30 Jahren die Mysteriendramen und u.a. jedes Jahr eine Märchenspiel für Kinder einstudiert, Eurythmieaufführungen begleitet und rezitiert.

Ein Hauptinhalt seines künstlerischen Strebens war die Herausarbeitung der Mimik und Gestik durch den Laut. Die Frucht dieser Arbeit hat er dargestellt in seinem Buch "Sprachgestaltung und Schauspielkunst, vom Kunstimpuls Marie Steiners. Studien, Übungen, Erinnerungen." Er war mit Lucie Bürgi und Friedrich Eymann befreundet.

Mario Zadow

Quellen Erwähnungen

N 1934 S. 10
N 1936 S. 164, 168, 172, 192, 196
N 1937 S. 76, 104, 108, 180
N 1939 S. 168
N 1941 S. 68, 72, 76, 84
N 1942 S. 172, 176
N 1943 S. 164
N 1944 S. 20,
N 1945 S. 104, 116, 148, 152
N 1947 S. 136
N 1948 S. 184, 188
MaB 2013 Nr. 127, S. 17

Info

Ab 1944 in der Pflegestätte für musische Kunst in Bern
Werke: Stilformen des ersten Goetheanums, Bern [1966]; Sprachgestaltung
und Schauspielkunst, Dornach 1990; Beiträge in BfA und MaB.
Literatur: Hammacher, W.: Ilja Duwan und Murbach, J.-P.: Für Ilja Duwan, in:
MaB 1976, Nr. 60, Ersterer auch in: MaD 1976, Nr. 116; Froböse, E.: Mein Weg
zur Goetheanumbühne, Stuttgart 1979; Schöffler 1987; Hausammann, W. R.:
Ilja Duwan. Wichtige Lebensabschnitte und Motive aus seinem künstlerischen
Schaffen, Bern 1988; Hiller, A.-L-: Die Pflegestätte für musische Bildung, in:
Ggw 1988/89, Nr. 6; Maeder, E.: Nachruf für Frau Ida Duwan-Nater, in: MaB
1981, Nr. 71.
Nachlass: 1988 bei Graziella und Hans-Ulrich Roth. Albrecht, Beatrice:
"Wegbereiter. Anfänge und Verbreitung des Sprachimpulses von Marie
Steiner in 48 Kurzbiografien", Zürich
Abkürzungen: siehe hier
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