Karl Jungclaussen

Jungclaussen, Karl

Gärtner, Gartenbauarchitekt.

*05.05.1891, Frankfurt/Oder (Deutschland)

✟26.04.1945, Potsdam (Deutschland)

Nach Schulbesuch des Friedrichsgymnasiums in Frankfurt/Oder machte er eine Gärtnerlehre in Salzwedel/Altmark, bei Schröter. Es folgte eine Fortbildung an der Gärtnerlehranstalt in Berlin/Dahlem zum Gartenarchitekten. Ab 1920 war er Mitinhaber und Juniorchef der Firma „Heinrich Jungclaussen GmbH Frankfurt/Oder‟. Er führte das Unternehmen sicher durch die existenzgefährdende Inflationszeit. Als Mitglied der Christengemeinschaft wurde er 1941 von den Nationalsozialisten verhaftet und vorübergehend inhaftiert und war Ende des Zweiten Weltkriegs noch zum Volkssturm verpflichtet.

Karl Jungclaussen war eine Führungsgestalt. Aus dem Ersten Weltkrieg als Pionier-Leutnant heimgekehrt, beendete er die Berufsausbildung und kehrte mit 29 Jahren in den väterlichen Betrieb in Frankfurt/Oder zurück. In der Not der Zeit, der Unruhen und Inflation wird die Suche nach neuen Wegen geboren. Sein Vater, Heinrich Jungclaussen, erwarb den Grund und Boden in Frankfurt/Oder. Er schickte den Sohn Karl 1930 nach Marienhöhe/Bad Saarow. „Dort gibt es Bauern, die arbeiten ohne Gift, nach neuen Methoden.‟ Karl fand, sah und war begeistert. Er fand freundschaftliche Beziehungen zu Franz Dreidax und Almar von Wistinghausen, die häufig Gast im Jungclaussener Hause wurden und mit Rat und Tat zur Seite standen.

Auch Max K. Schwarz, Martin Schmidt, Nicolaus Remer und nicht zuletzt Erhard Bartsch trugen viel zum anthroposophischen Wachstum des neu werdenden Unternehmens bei.

Schon 1930 war die erste biologisch-dynamische Tagung auf dem Hof, zu der viele Gäste angereist kamen. Vater Heinrich Jungclaussen hatte durch sein sozial veranlagtes Streben vielfach die Herzen der Mitarbeiter angeregt, sodass sie willig den neuen Anforderungen, z.B. des Präparatrührens, folgten. Der Betrieb hatte sich in seinen besten Zeiten zu einem Unternehmen mit ca. 400 Angestellten entwickelt. Das bedeutete für eine so kleine Stadt viel.

Leider wurde all dem begeisterten Tun schon bald ein Ende gesetzt. 1942 wurde Karl Jungclaussen verhaftet. Zum Glück blieb er nicht lange inhaftiert, dafür wurde ihm aber ein Parteimensch vorgesetzt, nach dessen Anordnungen er sich zu richten hatte. Es gelang aber dem Mitinhaber Franz Jungclaussen, diesem Abteilungsleiter der Samenabteilung die UK-Stellung (Unabkömmlichkeit) zu entziehen, sodass dieser dann doch zur Wehrmacht eingezogen wurde. - So konnte in der Stille und Unauffälligkeit, die die Stunde gebot, in geistgemäßer Form weitergearbeitet werden, bis das Kriegsende 1945 zwar die Befreiung, aber auch den völligen Zusammenbruch brachte.

Karl Jungclaussen hatte noch einen schnellen Aufstieg vom „linken Flügelmann‟ zum Volkssturm-Offizier, von Januar bis März 1945. Dann hatte er einen Transport von Wehrmachtshelferinnen und DRK-Schwestern aus der Festung Frankfurt/Oder herauszubringen. Auf Umwegen erreichten sie Potsdam, wo er dem Panzerbeschuss zum Opfer fiel.

Edelgard Sachsenheimer
Literatur: Wistinghausen, A. v.: Erinnerungen, Darmstadt 1982.
Abkürzungen: siehe hier
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