Karl Garms

Pfarrer Garms, Karl

Pfarrer in der Christengemeinschaft.

*12.07.1884, Göttingen (Deutschland)

✟20.02.1964, Emmendingen/Baden (Deutschland)

Für Karl Garms war die Verwurzelung der Christengemeinschaft in der Anthroposophie entscheidend. In seinen Erkenntnisbemühungen und den daraus gezogenen Lebenskonsequenzen war er kompromisslos. Indem er, auch im Vortrag, immer auf den individuellen Menschen wirkte und jeden, auch den jüngsten, als Persönlichkeit vollkommen ernst nahm, gibt es viele, die bis heute in dankbarer Verehrung seiner gedenken.

Sein letzter Wirkungsbereich war Göttingen. In dieser durch die Universität geprägten Stadt hatte er bereits seine Kindheit und Jugend verbracht. Er war Einzelkind. 13-jährig verlor er die Mutter, starke Einsamkeitsgefühle, ein turbulentes Studentendasein mit Säbelduellen, Probleme mit der Mitwelt prägten seine Jugend. Er wurde Jurist wie sein Vater und eröffnete 1913 ein Büro als Rechtsanwalt und Notar, das zeitweilig ziemlich umfangreich war und viele Kräfte beanspruchte. Er heiratete und hatte drei Kinder. Am Krieg nahm er als Offizier teil. Danach folgte eine innere Krise und ein totaler Zusammenbruch. Die immer stärkere Abneigung gegen das „Spießbürgertum‟, gegen Konvention und Tradition führte zur Ehescheidung und zur Auflösung des Anwaltsbüros. Mit seiner späteren zweiten Frau, Anna Ehlert, reiste er nach Italien, nach Dornach, wo sie Rudolf Steiner begegneten, und fand schließlich seine Lebensaufgabe in der Christengemeinschaft. Am 12. Dezember 1926 empfingen beide, zusammen mit Christian Smit, die Priesterweihe durch Friedrich Rittelmeyer. Anna Garms starb bereits im Jahre 1935 im 39. Lebensjahr in St. Gallen, wo beide ihre Arbeitsstätte gefunden hatten. Nach einem Bericht ihres Mannes wurde sie während einer Wanderung im Hochgebirge neben ihm vom Blitz erschlagen. Karl Garms ging nach ihrem Tode (1936) nochmals eine Ehe mit Helene Oberbeck ein, die ebenfalls Pfarrerin war, von der er aber seit 1939, als beide mit Kriegsbeginn die Schweiz verließen, getrennt lebte.

In dieser Zeit arbeitete er an seinem Buch über den Apostel Paulus, das 1939 erschien, zweifellos ein Lebensmotiv für ihn. Er sah das Damaskus-Erlebnis des Paulus als die erste Stufe eines langen und mühsamen Schulungsweges. Während die zwölf Jünger, selbst beim Pfingstereignis, doch noch Vergangenheitskräfte zu Hilfe nehmen mussten, kam für Paulus nur die ganz individuelle Verbindung mit dem Christus, die Einweihung im Ich, in Frage.

1939 kam Karl Garms nach Breslau, die große Fluchtwelle trieb ihn 1945 nach Westdeutschland zurück, wo er in seiner Heimatstadt Göttingen die Arbeit wieder aufnahm. Durch die feurige Bestimmtheit, mit der er alles, was „vom Alten‟ ist, auch innerhalb der Christengemeinschaft ablehnte, war er ein unbequemer, aber aufrüttelnder Zeitgenosse. Während seiner Göttinger Tätigkeit hielt er statt Sonntagspredigten am Samstagnachmittag esoterische Evangelienbetrachtungen, durch die es ihm gelang, viele junge Menschen für Anthroposophie und Christengemeinschaft zu interessieren. Er hatte eine von seelischen Betonungen freigehaltene, geistgetragene, überpersönliche Sprechweise. Das gilt sowohl für die Vorträge als auch besonders für die kultischen Handlungen.

1958 musste er krankheitshalber in das Altersheim in Murrhardt übersiedeln, aber er erwies sich als durchaus nicht „pflegeleicht‟, sodass die Odyssee seines letzten Lebensjahres, die in ihrer Dramatik zu seinem Lebenslauf passte, ihn zunächst in die Klinik Wiesneck, dann in private Pflege in Baiersbronn im Schwarzwald und schließlich in die psychiatrische Klinik in Emmendingen führte, wo er im Februar 1964 verstarb.

Noch 15 Monate vor seinem Tod schrieb er in einem Brief als Antwort auf die Schilderung von Problemen innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft: „Es kommt meines Erachtens allein auf den einzelnen Menschen an, wie er selbst und als eine Individualität zur geistigen Welt steht und sich entsprechend verhält.‟

Almut Bockemühl
Werke: Paulus, der Christus-Eingeweihte, Basel 1939;
Der Römerbrief als Weg zu neuer Wirklichkeit, Göttingen, 1952; Beiträge in CH und G.
Literatur: Rittelmeyer, F. u.a.: Zum Tod von Anna Garms, in: CH 1935/36, Nr. 1; Goebel, A.: Karl Garms, in: MC 1964, Nr. Johanni; Zwei Todesfälle, in: CH 1964, Nr. 4.
Abkürzungen: siehe hier
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