Burghardt, Hans Georg
Komponist.
*07.02.1909, Breslau (damals Deutschland)
✟14.12.1993, Halle (Deutschland)
Als Sohn eines Bankbeamten wuchs Hans-Georg Burghardt in einem Elternhaus auf, in dem viel gesungen und musiziert wurde. Schon ab 8 Jahren bekam er Klavierunterricht. Er bestand das Abitur 1928.
Mit 16 Jahren legte er bereits erste Klavier-Kompositionen vor. 1928 begegnete er durch Rudolf Meyer der Anthroposophie, die für sein weiteres Leben von Bedeutung wurde. 1929 wurde er Mitglied der Freien Anthroposophischen Gesellschaft.
Er studierte in Breslau Komposition, Musikwissenschaft, Kunstgeschichte, Philosophie und bei Bronislav von Pozniak, einem Enkelschüler Chopins, Klavier.
Anfang der 30-Jahre begann er als Pianist, sowie mit der Konzertsängerin Margarete Heinrich-Wiedmann, seiner späteren Frau, mit eigenen Werken aufzutreten. Die Verleihung des „Schlesischen Musikpreises‟ 1938 machte ihn überregional bekannt. Ein Michaelsbild seines Malerfreundes Gerhard Reisch inspirierte ihn zu einem Zyklus von Klaviersonaten. Aufführungen seiner Werke durch die Wiener und Berliner Philharmoniker sowie zahlreiche Rundfunksendungen beflügelten ihn zu großen Plänen sinfonischen Schaffens. Bis 1944 entstanden drei der sieben von ihm geplanten Sinfonien.
Im Zweiten Weltkrieg verlor er durch Flucht einen Großteil seines Werkes und fand in Halle, später in Gerswalde, in dem von Franz Löffler geleiteten heilpädagogischen Heim, eine Bleibe für einen beruflichen Neubeginn. Mit dem „Brandenburgischen Konzert‟ und dem dafür verliehenen Musikpreis wurde er im mitteldeutschen Bereich bekannt. 1952 begann er für zwölf Jahre eine Tätigkeit als Lehrbeauftragter an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena.
Neben seinem sinfonischen und Klavierschaffen entstand die Oper „Ludowica‟ nach einem Libretto von Charlotte Dörter-Rehmet und Vertonungen ihrer Gedichte. Burghardt komponierte Fantasiestücke und Präludien für Harmonium, vor allem auch für den Kultus der Christengemeinschaft. Gegenüber der Intimität des Harmoniums fand er in der monumentalen Ausdrucksart der Orgel neue Aussagemöglichkeiten. Über das 1978 komponierte „Triptychon‟ heißt es in einer Besprechung anlässlich der Uraufführung im Leipziger Gewandhaus: „Ein Werk von geradezu sinfonischem Ausmaß‟.
1975 starb seine Frau Margarete. Die darauf folgenden Jahre kennzeichneten sich durch unermüdliches Arbeiten. 1980 schloß er seine zweite Ehe mit der Dichterin Johanna Dörter, die es ihm ermöglichte, bis ins hohe Alter weiterzuarbeiten.
Noch drei Tage vor seinem Tod instrumentierte er sein Lied „0h traure nicht!‟ nach einem Text von Christian Morgenstern.
Zunächst an die Spätromantik anknüpfend, fand Burghard Mitte der 30er-Jahre, angeregt durch Einflüsse Hindemiths, Regers, Debussys und Elemente osteuropäischer Musik wesentliche Impulse zu einem eigenen kompositorischen Stil. In seinem Aufsatz „Musik im Zeichen Michaels‟ (Halle 1946) beschreibt Burghardt sein Anliegen, ebenso „wie in der Religion (...) in der wahren Kunst heilspendende Kräfte‟ leben zu lassen. Musikalisch strebte er nach Ausgewogenheit von Melodie, Harmonie und Rhythmus.
Sein besonderes Interesse galt der Suche nach einem neuen und erweiterten Tonsystem auf der Grundlage von Rudolf Steiners Anregungen zum Wesen des Musikalischen. In seinem Aufsatz „Das Dur-Moll-Problem‟ (Halle 1946) entwickelte er seine Ideen zur „Umwandlung des terzbedingten Dur-Moll-Systems in ein der melodischen Entfaltung wieder mehr dienendes Sekundsystem‟. Der sphärische Klang des Harmoniums schien ihm für diese Transparenz zum musikalisch unhörbaren Raum hin besonders geeignet „zur Charakterisierung jener höheren, lichteren Sphären, zu denen man in demutsvollem Streben hingefunden hat‟.
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