Dr. phil. Fritsche, Herbert
Pseudonym/Varianten: Nathan Prager
Homöopath.
*14.06.1911, Berlin (Deutschland)
✟20.06.1960, München (Deutschland)
Biologe, vielseitiger okkultistischer Schriftsteller und Journalist (Pseudonym: Nathan Prager), der sich schon in jungen Jahren den Phänomenen der Esoterik wie der so genannten „Anderwelt‟ zuwandte und Verbindung mit zahlreichen Vertretern des spirituellen Lebens aufnahm, einschließlich Mitgliedschaft in Organisationen wie der des Östlichen Templerordens (O.T.O.) , dessen Leiter in Deutschland er gegen Ende seines Lebens war, und magischer Zirkel im Umkreis von Aleister Crowley sowie seiner Nachfolger. Jahrelang arbeitete er im Forschungsring der „Gesellschaft für wissenschaftlichen Okkultismus‟ mit, bis zu dessen Verbot durch den Nationalsozialismus 1941. Das betraf u. a. auch die Herausgabe seiner Zeitschrift „Die Säule‟. Von der Gestapo wurde er in „Schutzhaft‟ genommen.
Spirituell gesehen ging es ihm darum, die verborgenen Wirkkräfte in der Natur, insbesondere mittels der Homöopathie, zu erschließen und einen Zugang zu einem magisch-pansakramentalen Leben zu finden. Er vertraute auf die kosmische Heils- und Erlösungskraft Christi und in ihr auf die endliche Wiederbringung aller Dinge (Apokatastasis panton) im Sinne des von ihm verehrten schwäbischen Theosophen Friedrich Christoph Oetinger („Leiblichkeit ist das Ende der Wege bzw. Werke Gottes‟). Seine Absicht, eine Monographie über Oetinger zu schreiben und darin seiner Wertschätzung der christlichen Theosophie Ausdruck zu verleihen, blieb dem von langwierigen Leiden Geplagten und früh Verstorbenen versagt.
Zu seinen historischen Autoritäten zählte Fritsche Agrippa von Nettesheim, Jakob Böhme, Swedenborg, Fr. Ch. Oetinger, L. Cl. de Saint-Martin, aber auch E. Levi, St. de Guaita, Papus und A. Crowley. Seine Verehrung galt anfangs dem Schriftsteller Gustav Meyrink. Der befreundete Parapsychologe W. O. Roesermüller, der ihm eine „faustische Natur‟ zusprach und ihn als „religiöse Persönlichkeit‟ bezeugte, bezeichnete ihn seiner oft waghalsigen Experimente wegen als einen „merlinesken Grenzgänger‟, der nach einem Urteil seiner Freunde, unter ihnen sein Stuttgarter Verleger Ernst Klett, gefährlich lebte.
In seinem Bestreben, zu einem geist-realen Sakramentalismus zu gelangen, schloss er sich für geraume Zeit der Christengemeinschaft an, deren leitende Mitarbeiter (z. B. Friedrich Rittelmeyer und Emil Bock) er schätzte. Das Geistesgut eignete er sich in undogmatischer Weise an. Hier und in der anthroposophischen Bewegung hatte er lebenslang vielfältige freundschaftliche Kontakte u. a. mit Hans Hasso von Veltheim-Ostrau und Karl König. Rudolf Steiner erkannte er als einen „wahren Hierophanten‟ an. Was ihn, den auf möglichst eigenständige Erkenntnis und unmittelbare Erfahrung Setzenden, schließlich auf Distanz gehen ließ, war die zu beobachtende und von ihm wiederholt kritisierte Autoritätsgläubigkeit der Anthroposophen Rudolf Steiner gegenüber. Wilhelm Kelber klassifizierte ihn wegen seines „Merlin‟ als „Gegner‟. Im Brief vom 2. Mai 1955 an Karl König bekannte er sich selbst als einen „erbitterten Getreuen‟. Typisch für ihn waren Ironie und Sarkasmus in der Einschätzung mancher Anthroposophen. Karl König gegenüber räumte er ein: „Keine Bewegung darf man nach ihren Anhängern beurteilen, weder das Christentum noch die Homöopathie noch die Anthroposophie, da haben Sie vollkommen recht.‟ Schließlich, einigermaßen vereinfachend: „Im Grunde sind wir uns ja einig, haben zweifellos auch dasselbe Ziel. Und spätestens bei der ,Apokatastasis panton sitzen wir sowieso versöhnt - auch im Weltanschaulichen - an einem Tisch, neben Kollegin Blavatsky und Kollegen Eliphas Levi, ja sogar Dr. Steiner hat dann (denn Gott hat Humor) Annie Besant zur Tischdame. - Sehr herzlich und in freundlicher Gesinnung - Ihr H. F.‟ (Briefe an Freunde, S. 121)
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