Hellmut Frowein

Dr. Frowein, Hellmut

Wirtschaftsprüfer, Steuerberater

*21.02.1912, Barmen (Deutschland)

✟15.02.1994, Kirchzarten (Deutschland)

Hellmut Frowein wuchs in einem streng protestantischen Elternhaus auf. Bereits früh erzählte er seinen Eltern, dass er schon öfter auf der Erde gewesen sei. Er stieß auf Unverständnis.

Er berichtete später, dass er in einem „wachenden Schlafzustand‟ in eine rege Bilderwelt eintauchen, ohne Körpergewicht sich bewegen konnte, Türen, Wände und Fenster waren dabei kein Hindernis - er besuchte Freunde im Schlaf und war sehr enttäuscht, wenn die anderen sich nicht an diese Begegnung erinnern konnten. Mit zunehmendem Alter wurden diese Erlebnisse immer seltener, sie verloren sich aber nie ganz. Er schreibt in seiner Biografie: „Ich habe diese Erlebnisse mit voller Absicht auch niemals gepflegt, weil ich die Gewissheit in mir trug, in diesem Leben andere Aufgaben zu haben, als mir Bilder, wenn auch fremdartige, von der Welt zu machen. Ich wollte die Welt mit meinem Denken erfahren. Eine denkerisch erkannte Welt schien der Wirklichkeit näher zu kommen, als sie sich in Bildern darstellte.‟ (unveröffentlicht) Diese früh erkannte Problematik fand dann später in der „Philosophie der Freiheit‟ ihre Antwort.

Als guter Schüler hatte er keine Probleme, Mathematik war sein Lieblingsfach. Mit zehn Jahren kam er in die Oberrealschule in Barmen. In der Pause nach der ersten Schulstunde sieht er einen anderen Jungen auf dem Schulhof, von dem er dachte, ihn irgendwo schon einmal gesehen zu haben. Er geht auf ihn zu und sagt: „Da bist du ja!‟ Er kannte ihn, aber er wusste auch zugleich, dass er ihn nicht kannte. Dies war der Beginn einer lebenslangen Freundschaft. Es war Herbert Hillringhaus. Sie wurden unzertrennlich.

In der Quinta kam dann noch der „Dritte im Bunde‟ dazu: Friedrich Wenzel. In den letzten Schuljahren lernten die drei Freunde durch ihren Zeichenlehrer die Anthroposophie kennen. Sie wurde bestimmend für das weitere Leben.

Nach dem Abitur trennten sich die Wege für kurze Zeit, aber die Studienaufenthalte versuchte man wieder gemeinsam an einer Universität zu verbringen. Stationen wurden Berlin und Königsberg.

Im September 1932 traten sie als 20-Jährige in die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft ein.

In Königsberg wurde Johannes Hemleben zu einem Zweigabend eingeladen. Seine naturwissenschaftlichen Ausführungen machten einen unvergessenen Eindruck, sodass Hemleben als väterlicher Freund von Frowein betrachtet wurde. Diese Verbindung blieb bis zu Hemlebens Tod bestehen.

Für die letzten Semester gingen Frowein und Wenzel nach Köln. Frowein machte sein Diplom und wurde 1938 promoviert, dann Assistent eines Wirtschaftsprüfers in Köln. 1942 wurde er zum Militärdienst einberufen. Ohne einen höheren Dienstgrad anzustreben, konnte er in der Masse der einfachen Soldaten untertauchen.

So überlebte er ungefährdet die Kriegsjahre, vom eigentlichen Kriegsgeschehen unberührt. Nach der Flucht aus Ostpreußen kam er in englische Gefangenschaft in Schleswig-Holstein. Nach fünf Monaten war die Entlassung und er fand in Biedenkopf (Hessen) seine Familie wieder.

Die Freunde hatten alle Anfang der 40er-Jahre geheiratet, nun galt es, eine Existenz aufzubauen. Hillringhaus und Wenzel hatten in Freiburg während der Kriegsjahre einen kleinen Verlag erworben und betrachteten ihn als zukünftige Basis einer buchhändlerischen Tätigkeit.

1946 siedelte auch Hellmut Frowein nach Freiburg über, um mit den Freunden anthroposophisch tätig zu werden. Er hätte die Wirtschaftsprüfer-Praxis seines früheren Chefs übernehmen können, doch dieses verlockende Angebot schlug er aus.

Durch die gute Verbindung, die Friedrich Wenzel zur französischen Militärregierung hatte, konnte die Arbeit am Verlag wieder aufgenommen werden, die Reaktivierung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft und die Gründung der Waldorfschule unter der Schutzherrschaft der Besatzungsmacht erfolgen.

Eine Zeitung wurde ins Leben gerufen: „Die Kommenden‟. 1946 im Oktober erschien die erste Ausgabe. Sie wandte sich insbesondere an Leser, die die Anthroposophie kennen lernen wollten. Besonders beliebt wurde in den nächsten Jahren der politische Leitartikel, den Hillringhaus verfasste. Diese Gründungen riefen Schwierigkeiten mit der Gesellschafts-Leitung am Goetheanum hervor, sodass ein sehr distanziertes Verhalten zu Dornach entstand.

Diese Unternehmungen aber ernährten keine drei Familien, sodass Frowein begann, eine eigene Praxis aufzubauen. Wenzel stieg in juristische Beratungen ein. Hillringhaus war ab 1948, nachdem Verlag und Buchhandlung verkauft werden mussten, für den neu gegründeten Verlag „Die Kommenden GmbH‟ und die Zeitung allein verantwortlich.

Nach dem Tode Friedrich Husemanns 1959 beriet Hellmut Frowein in seiner Eigenschaft als Wirtschaftsprüfer die Buchenbacher Klinik in schwierigen steuerrechtlichen Fragen, half später bei der Erweiterung und erreichte 1972 die Aufnahme der Friedrich-Husemann-Klinik in die Krankenhausfinanzierung.

Hellmut Frowein hatte aus erster Ehe zwei Söhne, nach einer Trennung in beiderseitigem Einvernehmen heiratete er 1968 wieder.

Die Verbindung mit seiner zweiten Frau brachte viele anthroposophische Aktivitäten mit sich: die Symposien auf der Elmau, abwechselnd mit Friedrich Oberkoglers Werkbesprechungen, private Themenabende und auch den Besuch eines Arbeitskreises. Eine gewisse „Hellfühligkeit‟, von der zu Beginn die Rede war, brachte es mit sich, dass immer wieder Menschen, auch Freunde, zu ihm kamen, um Rat zu suchen. Faszinierend war es, wenn er einem Materialisten oder Agnostiker seine Weltsicht darstellen konnte, Widersprüche im Denken der Gesprächspartner aufzeigte, ohne den anderen überzeugen zu wollen.

Trotz seines schweren Herzleidens erreichte er das 82. Lebensjahr. Seine Frau war ihm Gefährtin, auch in der schweren Zeit vor seinem Tode, sodass er in seiner vertrauten Umgebung ruhig entschlafen konnte.

Marianne Frowein
Literatur: Deimann 1987; Wenzel, F.: Wie es zu den Kommenden kam, in: K 1990, Nr. 12; ders.: Hellmut Frowein, Mitbegründer der Zeitschrift „Die Kommenden‟ und Rudloff, D.: „Er konnte in der physischen Welt Dinge auf die Beine stellen..‟ in: Noa 1994, Nr. 7/9
Abkürzungen: siehe hier
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